Eine kurze persönliche Erfahrung zur Einstimmung: Gestern Abend habe ich versucht, in meinem Büro einen lästigen Aufkleber zu entfernen. Bald musste ich resigniert feststellen, dass ich dem Aufkleber mit meinen Fingernägeln und mit dem Brieföffner kaum Herr werden konnte. Er ließ sich einfach nicht sauber ablösen. So stoppte ich den Versuch nach ca. 5 Minuten. Was übrig blieb, war ein hässlicher, von den Rändern her angerissener Aufkleber. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich den Plan, meine Assistentin am nächsten Morgen zu bitten, den Aufkleber zu entfernen.
Auf dem Weg nach Hause fiel mir der besagte Aufkleber wieder ein. Ich suchte instinktiv nach einer besseren Problemlösung. Da fiel mir dieser „Rasierklingen-Schaber“ ein, den man zum Reinigen von Ceran Kochplatten verwendet. Zu Hause angekommen packte ich das kleine Werkzeug gleich in meine Aktentasche.
Heute Morgen im Büro angekommen packte mich gleich der Ehrgeiz, diesen hartnäckigen Aufkleber sofort zu entfernen. Nach ca. 2 Minuten war alles erledigt – inkl. Klebereste wegputzen. Und was wurde mir durch diese kleine Begebenheit wieder mal sehr plastisch vor Augen geführt?
Auf die richtigen Werkzeuge kommt es an!
Mit dieser kleinen Erkenntnis lassen sich noch weitere Analogien herstellen. Manchmal hat man in Unternehmen das Gefühl, dass man im Projektmanagement sprichwörtlich mit „Kanonen auf Spatzen schießt“. Alle Eventualitäten sollen mit einem Standard, mit Richtlinien oder mit Checklisten abgedeckt werden. Alles ist geregelt, ein(e) ProjektleiterIn hat klare Vorgaben, wie Projekte abzuwickeln sind. Dies ist definitiv meistens nicht der beste Weg. Projekte sind in der Regel neuartige Problemstellungen, die auch innovative Lösungen oder zumindest einen flexiblen Methodeneinsatz bedürfen. Ein großer HILTI-Werkzeugkoffer hätte mir bei meinem Aufkleber-Problemchen ja auch nicht weiter geholfen.
Genauso ineffizient und ineffektiv ist man in einem Projekt aber auch, wenn man gar keine Werkzeuge bzw. PM Methoden anwendet. Im übertragenen Sinn war dies meine erste Problemlösungsstrategie zur Entfernung des besagten Aufklebers – nämlich ohne geeignetes Werkzeug.
Insofern möchte ich meine obige Aussage etwas ergänzen und auf Projekte ummünzen:
Erfolgreiche ProjektmanagerInnen wenden die Werkzeuge, Instrumente, Tools, Methoden und Erfolgsfaktoren des Projektmanagements flexibel, pragmatisch und sehr gezielt an.
Eine kleine Anmerkung möchte ich noch los werden. Selbstverständlich liegen die Gründe für Erfolg oder Misserfolg immer zum allergrößten Teil auf der menschlich-persönlichen Ebene. Dies wiederum bedeutet, dass gute ProjektleiterInnen auch gute Führungskräfte bzw. ManagerInnen sein müssen (Stichwort soziale Kompetenz). Dies wiederum führt uns zu der Frage, was überhaupt gutes Management bedeutet? Und auch anerkannte Management-Gurus wie beispielsweise Drucker, Mintzberg oder auch Malik definieren neben den persönlichen Fähigkeiten, die ein(e) gute(r) ManagerIn mitbringen muss, auch methodische Fähigkeiten als zentralen Erfolgsfaktor.
Ihr Stefan Hagen