Vor einigen Wochen habe ich hier eine Präsentation von Oliver Adria (rethink presentations) gelobt. Einige Tage später hat mich Jens Schauder in seinem Blog dafür etwas gerügt. Er schrieb:
„Auf jeden Fall aber solltet Ihr euch von Dingen wie der folgenden Präsentation fernhalten, die ich im PM-Blog gefunden habe.“
Jens wiederum verweist auf einige Präsentationen bei TED, die er „richtig geil“ findet (ich übrigens auch!).
Ich denke, wir sollten die Thematik noch einmal aufgreifen und etwas differenzierter diskutieren. Denn eine Präsentation, ein Vortrag, eine Rede etc. kann ja UNTERSCHIEDLICHSTE Funktionen, Motive und Hintergründe haben. So kann ein und derselbe Vortrag im einen Fall super funktionieren, im anderen Fall total daneben sein.
Zur Erklärung möchte ich drei Begriffe aus der klassischen Rhetorik zum Thema „Wirkungsweise einer Rede“ heran ziehen:
1) DOCERE: belehren, Informationsvermittlung
2) MOVERE: bewegen, Beeinflussung
3) DELECTARE: erfreuen, Unterhaltung
Selbstverständlich kommen diese drei Grundformen in der Regel nicht in Reinform vor, sondern vielmehr in Kombination. Sprich: Auch eine Vorlesung an einer Universität oder Fachhochschule darf sollte einen Unterhaltungswert haben. Gleichzeitig wird ein Festvortrag eines Politikers anlässlich der Eröffnung des neuen Feuerwehrhauses wohl eher nicht auf Informationsvermittlung ausgelegt sein (mit Powerpoint & Co.).
Dies möchte ich beispielhaft wie folgt darstellen:
Fazit: Präsentation ≠ Präsentation. Im Zentrum sollte IMMER der Sinn und Zweck eines Vortrags, einer Präsentation, einer Rede etc. stehen.
Klar, über den spezifischen Einsatz von Visualisierungsmethoden (wie z.B. PowerPoint) kann man streiten. Sind nun sehr „moderne“ Präsentationen mit vielen Bildern und häufig sehr vielen Folien gut oder schlecht. Ich würde sagen: „It depends…“.
Und um nochmals ganz kurz zu Jens‘ Kritik zurück zu kommen: Ich finde diese Präsentation nach wir vor gut sehr gut, aber nur dann, wenn ich mir gedanklich auch einen entsprechend guten Redner vorstelle, der diese Slides auch emotionalisierend und unterhaltsam rüber bringt (also ähnlich wie es bei den TED Vorträgen idR der Fall ist):
Eben halt so wie diese legendäre Präsentation zum Thema „Identity 2.0“ von Dick Hardt:
Hallo Stefan,
vielen Dank für das Zitat aus meinem Blog, aber da hast du den Artikel ein wenig flüchtig gelesen (oder ich habe ihn schlecht geschrieben).
Die Aufforderung: „Auf jeden Fall aber solltet Ihr euch von Dingen wie der folgenden Präsentation fernhalten, die ich im PM-Blog gefunden habe.“
Gilt NUR, wenn man entsprechend des Artikel Titels „richtig schlechte Präsentationen“ machen will, denn „Sie bringt euch sonst nur auf Gute Ideen“.
Kurz gesagt, ich halte die zur Diskussion stehende Präsentation Klasse!
Ich arbeite übrigens gerade an einer Präsentation, die durch die Identity 2.0 Präsentation inspiriert ist.
Bis demnächst in einem unserer Blogs 🙂
@Jens: Da muss ich nun wirklich schmunzeln. 🙂
Wie schon Watzlawick sagte: „Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht.“
Mich hat dieses Missverständnis auf jeden Fall dazu gebracht, die verschiedenen Präsentations- und Vortragsformen nochmals etwas differenzierter unter die Lupe zu nehmen.
Denn klar ist eines: Solche „2.0 Präsentationen“ sind natürlich nicht für ALLE Anwendungsfälle geeignet. Entscheidend ist, das richtige Präsentatios-Setting für eine entsprechende Situation zu finden.
Freue mich auch auf den weiteren Austausch zu diesem und anderen Themen!
Hallo Stefan,
danke für die Erwähnung meiner Präsentation in deinem Blog! :-). Da hast du Recht, natürlich ist Präsentation nicht gleich Präsentation.
In meiner Präsentation wird dann auch eher die Herangehensweise nähergebracht, weniger die „PowerPoint-Techniken“ oder „Tools“ (PowerPoint ist ja „nur“ ein Handwerk – viele Super-Präsentation benutzen gar keine Folien; siehe TED). Das alles kommt dann später. Wie du gesagt hast, wichtig ist: „Im Zentrum sollte IMMER der Sinn und Zweck eines Vortrags, einer Präsentation, einer Rede etc. stehen.“.
Meiner Meinung nach sollte man sich erst mal klar machen, WAS überhaupt bei den Zuschauern ankommen soll. Zuviele fangen mit einer leeren Folie basierend auf einem Powerpoint-Template an. Wenn ich die Studenten- (und auch Professoren-)Präsentationen an meiner FH sehe… teilweise grausam.
Da ist noch viel zu tun :-).
Viele Grüße,
Oliver