Projekte ausreichend zu planen, zu durchdenken und vorzubereiten erfordert Energie und Zeit. Es ist deshalb nur allzu menschlich, dass die Planungstätigkeit, eine Kernaufgabe des Projektmanagements, gerne mal vernachlässigt oder „verschlafen“ wird. Denn es ist oft eigentlich immer einfacher, „mal zu beginnen“. Man wird dann schon sehen…
Das Fatale daran ist, dass die Geschäftsführer/innen, Führungskräfte und Leiter/innen in den Unternehmen dieses hemdsärmlige Verhalten häufig einfordern und für gut befinden. Die Folge: Pragmatiker kommen in unseren Unternehmen weiter, denn sie packen an, sie setzen um. Und zudem haben sie in der Argumentation, wie weit die Planung gehen soll, ALLE Trümpfe in der Hand. Denn die „Theoretiker und Methodiker“ sitzen eh nur in Sitzungen rum, philosophieren und tun nichts. Das kann’s ja wohl nicht sein, oder???
Ich finde pragmatisches, hemdsärmliges Vorgehen SUPER, toll, wichtig – bis zu einem gewissen Maß. Unbestritten: Wir brauchen einfaches Management, einfache Strukturen und Abläufe in Projekten und auch anderswo, um effizient arbeiten zu können. Aber je komplexer die Themen und Aufgaben werden, umso wichtiger ist eine entsprechende, differenzierte Planung. Und die Krux an der Sache ist: Die Anforderungen, Probleme und Aufgaben werden halt immer innovativer!!! Diese Entwicklung lässt sich nicht aufhalten. Ergo: Projektmanagement und damit auch eine entsprechende PLANUNGSKULTUR nehmen an Bedeutung zu.
So weit, so gut.
Aber wie überzeugen wir die Mitarbeiter/innen von dieser Tatsache und Notwendigkeit, wenn das Top-Management dafür keine Sensibilität und Wahrnehmung hat??? Die Antwort lautet: Gar nicht. Es bringt ABSOLUT NICHTS, wenn Sie sich in einem Unternehmen mit der Professionalisierung des Projektmanagements beschäftigen, wenn die Notwendigkeit eines Projektmanagements, das natürlich auch Zeit und Geld kostet und somit eine Investition in den Projekterfolg darstellt, nicht erkannt wurde. Denn es reicht BEI WEITEM nicht aus, ein paar Handbücher zu schreiben, ein paar Seminare anzubieten und ein bisschen über Projektmanagement zu philosophieren.
DIE NACHHALTIGE PROFESSIONALISIERUNG UND OPTIMIERUNG DES PROJEKTMANAGEMENTS IST EIN VERÄNDERUNGSPROZESS, DER VIELE UNTERNEHMEN IN IHREN GRUNDFESTEN ERSCHÜTTERT. Oder anders formuliert: Professionelles Projektmanagement erfordert in den meisten Unternehmen einen radikalen Kulturwandel – von vertikal zu horizontal, von starr zu flexibel, von reinem Expertentum zu kooperativer Teamarbeit, von Misstrauens- zur Vertrauenskultur etc. etc.
In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen wieder mal ein Buch von Tom Peters empfehlen: Er beschreibt diesen notwendigen Kulturwandel in seinem Buch „Re-Imagine“ meines Erachtens so treffend, erfrischend und aufrüttelnd wie kaum ein anderer Autor.
Um’s mit dem Slogan einer großen Fastfood-Kette auszudrücken: I’m lovin‘ it!
Läßt sich m.E. auch auf Controlling übertragen. Wenn das „pragmatische“ Top-Management ständig Methodik durch „machmalschnelleben“ ersetzt.
Und wenn die brisante Mischung aus halbherziger Methodik und pragmatischem Aktionismus mal wieder an der Wand endet – „hab ich doch gleich gesagt, alles zu theoretisch…“