(Leise) Kritik am GPM Methodenwürfel

GPM Methodenwürfel
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32 Gedanken zu „(Leise) Kritik am GPM Methodenwürfel“

  1. Hallo Stefan, ich geb Dir recht – es ist ‚lästig‘, wenn man unter vermeintlich klaren Überschriften dann was findet, was nicht so in das eigene PM-Weltbild passt. Anstelle der Bezeichnung Projektphasen wäre wohl besser ‚PM Prozesse‘ oder ‚PM Teilprozesse‘. Allerdings würde ich gerne mal mit Dir diskutieren, wie einzelne PM (Teil-)Prozesse im Laufe des Projektes gehandhabt werden können, ich glaube, da haben wir sehr unterschiedliche Erfahrungen. Die GPM Bezeichnung Prozessgruppen ist leider wirklich irreführend, Dein Vorschlag PM Wissensfelder analog PMI Knowledge Areas ist da viel passender 😉 LG Franz

  2. Hallo Stefan,

    im Wesentlichen teile ich deine Meinung, verstehe ich die Projektphasen vielleicht etwas anders als du und frage mich, ob vielleicht einfach hier die gewählten Wörter zu einem unterschiedlichen Verständnis führen, aber eigentlich das Gleiche gemeint ist.
    Am Beispiel von der Phase Planung, deren Abschluss durch einen Meilenstein du bemängelst, versuche ich das zu erläutern.

    Die Namen der Phasen (oder eher Prozesse) kenne ich so aus Prince2 — wie du vielleicht auch. Dort ist Planen ein Prozess der beginnend mit dem Initiieren des Projektes bis, ich glaube, kurz vor den Abschluss dessen parallel zu anderen Prozessen läuft. Dabei werden die Aktivitäten des Planens immer wieder angestoßen. Meilensteine sind in Prince2 laut meines Wissens nicht vorhanden. Dies wäre somit die geforderte Kontinuität.

    Leider fand ich kein bisher kein schönes Bild, das dies wirklich gut zeigt, deswegen muss ich das Bild im Prince2 Eintrag auf Wikipedia vertrösten (http://de.wikipedia.org/wiki/PRINCE2). Noch ein Hinweis zu dem Bild: Die Prozesse Steuern einer Phase, Managen der Phasenübergange und Managen der Produktlieferung können beliebig oft wiederholt werden und somit zu mehreren Iterationen oder Projektphasen führen.

    Natürlich stimme ich dir zu, dass wenn diese Prozesse/Phasen als rein sequentiell angesehen werden, dies nach heutigem Wissen eine veraltete Sichtweise wäre. Der dritte Kritikpunkt ist auch wieder eine Frage der Definition, allerdings fände ich den Begriff PM Wissensfelder auch sehr viel passender. Ich finde es sollte vielleicht manchmal erwähnt werden, was unter der Definition nicht verstanden wird, dann wäre es oft verständlicher.

  3. Ich hab mir das Thema Projektphasen vor einiger Zeit durch den Kopf gehen lassen und die relevanten Definitionen verglichen. Aus meiner Sicht haben Prozesse nichts in einer Phasendefinition verloren. Die Phasen definieren sich vorrangig über ihr Ziel, dies wird in vielen Fällen durch einen Stage Gate-Prozess vorgegeben. D.h. am Phasenende erfolgt eine Abnahme. Eine „Aufweichung“ aus Projektnotwendigkeiten oder aus einer agilen Sicht kann stattfinden, d.h. Phasen können überlappen. Dies birgt, je nachdem welche Phasen überlappen, das Risiko Kosten zu produzieren, die sich im Nachgang als unnötig erweisen. Aber wie immer gilt es abzuwägen. Mein Rechercheergebnis mit Meinung habe ich hier hinterlegt: http://pjmb.wordpress.com/2009/02/26/projektphase-definition

  4. Ich freue mich sehr über Eure Erkenntnisse und Sichtweises zum Thema GPM Methodenwürfel bis hin zu Phasendefinitionen. Wir haben doch alle erkannt, dass die meisten Projekte als Prozesse zu sehen sind und deshalb kaum scharfe Abgrenzungen zutreffen. Die Kunst unseres PM-Handwerks besteht doch darin Komplexitäten zu reduzieren ohne durch zu scharfe Abgrenzungen die Möglichkeiten des Denkens in Prozessen zu reduzieren. Ich bin seit 25 Jahren Projektmanager und auch wegen dieser phasenorientierten und sonstigen zu einfachen Betrachtungen sowie mangelhafter Berücksichtigung komplexer Systeme aus der GPM ausgetreten.

  5. Hallo,

    vermutlich stimmt es, dass in solchen Diskussionen wirklich niemand „recht“ hat. Die Methoden im Methoden-Würfel könnten auch jeder anderen Dimension zugeordnet werden. Wenn Sie drei Leute fragen, bekommen Sie da garantiert fünf Antworten…

    Allerdings möchte ich darauf verweisen, dass die Norm DIN 69901-2 kein „serielles“ Prozessmodell darstellt, sondern im Gegensatz dazu explizit „iterativ“ ist. Es sind beliebig viele Rücksprünge von PM-Phase zu PM-Phase beziehungsweise von Prozess zu Prozess möglich. Dies ist wie in jedem Modell nur schwer darstellbar…

    Jedes Projekt hat einen Anfang und ein Ende. Dazwischen finden viele Aktivitäten bzw. Prozesse statt. In der Ausbildung von Projektmanagern ist es nach unserer Erfahrung hilfreich, den „roten Faden“ durch

  6. Prost! Ich freue mich schon auf die nächste DIN-Sitzung ,-) Die subject groups sind sicher näher am Ziel als die knowledge areas. Denn wenn man sich deren Definition ansieht, ist sie wachsweich. Das PMI hat die Definition nicht abgeschlossen, sondern bleibt die Antwort auf die Frage nach den Wissensanforderungen, die ein Wissensgebiet definieren, leider bis heute schuldig.

  7. „There is never a second chance for a first impression.“

    visuelle inkompetenz ist auch eine form von inkompetenz.

    diese grafik hat die anmutung aus dem 19.jahrhundert zu stammen – hätte es damals schon PCs gegeben.
    entsetzlich!
    dabei vergeht mir die lust auch nur eine zeile ins detail zu lesen.

    sunshine!
    Jan A. Poczynek

  8. Herr Wagner stellt letztlich die Frage, warum ich in der Diskussion meine eigenen Definitionen heranziehe. Der Grund ist relativ einfach: um genau solche Diskussionen führen zu können. Denn meines Wissens ist pm-wörterbuch.de derzeit das einzige vergleichende Wörterbuch für den deutschsprachigen Raum neben einigen Quellen, die Kurzartikel im Rahmen von Glossaren anbieten. Mein Ziel ist die derzeit relevanten Definitionen einander gegenüberzustellen und einen sinnvollen Mittelweg zu finden. Meine Erfahrung in diversen Projekten war, dass man sich häufig missversteht, weil eben so viele unterschiedliche Definitionen existieren. Sobald die ISO 21500 erscheint, werde ich das Wörterbuch überarbeiten, so wie auch für jede neue Version einer anderen Norm, immer mit dem Ziel den Ausgleich und praktisch anwendbare Definitionen anzubieten einschließlich Diskussion aller anderen Definitionsvarianten.

    In diesem Kontext arbeite ich übergreifend über die gängigen Standards und Fachverbände und bin gespannt auf die Diskussionen, die sich daraus ergeben.

  9. Hallo Stefan,
    ich verstehe den Prozessbegriff im Projektmanagement hier als mehrdimensional und sich immer wieder iterativ auf die Entwicklungen in Projekten auswirkend z.B. in einem Reorganisationsprojekt.

    Hier stimme ich allen zu, die behaupten dass diese Projekte systemorientiert, strukturiert und von mir aus auch nach DIN und Modellen gesetuert werden können. Aber nur bis zu einem bestimmten Punkt. Und mit einem Modell (Würfel) oder andern Leitlinien zur Erleuterung lassen sich die mehrdimensionalen Einflüsse in Projekten (Ziele, Strukturen, Erfahrungen, Ängste, …) doch nicht prizipiell abbilden, eben nur Modellhaft.

    Deshalb stimme ich Nikolas zu indem er sagt: es herrschen eben auch Management Prozesse, die wir kontrollieren müssen.

    Wenn Reinhard den Methoden Würfel als einen roten Faden bezeichnet und am Ende der Projektmanager wie ein Virtuose (Handwerker, Hellseher, Heilpraktiker, Hirte, Hoffnungsträger, …) handeln muss ist ja alles wieder in Ordnung.

    Deshalb sind die modellhafte Darstellungen natürlich gut für die Ausbildung auf bestimmten Ebenen des Projektmanagements. Meine Anmerkung zum Methodenwürfel sollte lediglich deutlich machen, dass wir als Manager in komplexen Projekten und somit verantortlich für zahlreiche Entwicklungsprozesse auf allen Beziehungsebenen auch ohne DIN oder andere Standardisierungen erfolgreich sein können. – Der Mensch macht den Untzerschied!

  10. Moin Stefan,

    ist Deine Kritik nicht ein weiterer Hinweis darauf, dass wir uns vermehrt mit der eigentlichen Struktur unserer Projekte auseinander setzen sollten? Mir schwirrt regelmäßig der Kopf, wenn ich Definitionen mit Kollegen zu Tode bete, aber nicht auf den Kern der Sache komme: was ist eigentlich die Realität in Projekten?

    Auch wenn schon überall gehypt: Wollen wir nicht mal ein alternatives Modell entwerfen, welches sich an agilen Methoden lehnt und versuchen, der Projekt-Realität gerecht zu werden?

    Liebe Grüße aus einem klassischen Wasserfall-Projekt,

    Thomas

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