Lehre: Strategisches Projektmanagement (2)

Die Disziplin Projektmanagement sollte meines Erachtens in zwei Ebenen differenziert werden:

A) Strategisches Projektmanagement („Führung und Steuerung aller Projekte“)

  • PM als (ergänzende) Organisationsform in Unternehmen
  • Projektorientiertes Unternehmen (POU)
  • PM als Instrument zur Strategieumsetzung
  • Projektportfoliomanagement / Multiprojektmanagement
  • Etablierung einer professionellen PM Kultur

B) Operatives Projektmanagement („Führung und Steuerung eines Projekts“)

  • PM als Methodik zur Bewältigung komplexer Aufgaben
  • Initiierung, Planung, Steuerung, Überwachung und Abschluss von Projekten
  • PM als anspruchsvolle Führungs- und Managementaufgabe
  • Umgang mit Komplexität
  • Teamarbeit

Fazit: Projektmanagement ist gleichermaßen eine Organisationsform (strategisches PM) als auch eine Arbeitsform (operatives PM).

Nach dieser Logik ist – wie bereits in einem früheren Blogbeitrag kurz ausgeführt – die Lehre im Bereich Projektmanagement an der Fachhochschule Vorarlberg strukturiert. Ich halte diese Unterscheidung in mehrfacher Hinsicht für sinnvoll, besonders aber in der Aus- und Weiterbildung. Denn einerseits müssen wirkungsvolle Projektmanager/innen die Prinzipien, Methoden und Fähigkeiten beherrschen, die zur Führung und Koordination eines Projektteams nötig sind. Und andererseits sind die strukturellen und kulturellen Rahmenbedingungen, die in Unternehmen im Zusammenhang mit projektorientiertem Arbeiten etabliert werden, für den Erfolg von Projekten von entscheidender Bedeutung.

Strategisches und operatives Projektmanagement sind folglich wie zwei Seiten ein und derselben Medaille zu betrachten.

Im Modul 2 der Vorlesung „Strategisches Projektmanagement“ habe ich mit den Studierenden die Themen PM Ansätze und Entstehungsgeschichte, PM Standards und PM Vorgehensmodelle behandelt. (Sie können den Foliensatz übrigens bei Slideshare herunter laden, wenn Sie auf das Slideshare-Logo klicken.)

4 Gedanken zu „Lehre: Strategisches Projektmanagement (2)“

  1. Strategisches Projektmanagement heisst in der Literatur gemeinhin „Multiprojekt Management“, „Projektportfoliomanagement“ oder „Programm Management“. Siehe z.B. Wikipedia unter den genannten Begriffen.

  2. Hallo Peter,

    ich sehe das etwas anders.

    Natürlich hast Du recht, dass die von Dir genannten Konzepte der strategischen Dimension des Projektmanagements zuzuordnen sind. Allerdings spielen hier meines Erachtens noch einige weitere Aspekte eine wichtige Rolle.

    Ich möchte nochmals ausholen, wie ich auf die Unterscheidung zwischen strategischem und operativem PM komme.

    Im (alten und neuen) St. Galler Managementmodell wird zwischen normativem, der strategischem und der operativem Management differenziert (vgl. beispielsweise Bleicher [1994], S. 45). Diese Differenzierung macht sehr viel Sinn, da es (verkürzt ausgedrückt) beim normativen Management um die generellen Prinzipien, Werte und Normen geht, das strategische Management gestaltet und entwickelt den Rahmen für erfolgreiches Handeln (Strategie, Struktur, Kultur) und auf operativer Ebene wird das konkrete Handeln gestaltet und gesteuert.

    Diese Logik lässt sich sehr gut auf das Projektmanagementkonzept übertragen. So hat die strategische Dimension von PM die Aufgabe, einen geeigneten Rahmen (Strategie, Struktur, Kultur) sicher zu stellen, damit operativ die richtigen Projekte umgesetzt werden. Auf operativer Ebene wiederum geht es darum, die einzelnen Projekte effizient und effektiv zu führen. Hier muss das Zusammenspiel zwischen Projektleiter/in, Team, Kommunikation und Werkzeugen gut funktionieren (wiederum stark vereinfacht).

    Fazit: Strategisches Projektmanagement ist nach dieser Logik weit mehr als „nur“ Projektportfoliomanagement, Multi-PM, Progammmanagement. Es gilt zusätzlich auch, geeignete Strategien, Strukturen und die Kultur aufzubauen, um überhaupt den Boden für nachhaltigen Projekterfolg zu bereiten.

    Noch ein abschließender Gedanke: Zugegebenermaßen hat sich diese Unterscheidung in strategisches und operatives PM in der Fachwelt (noch) nicht durchgesetzt. Die Vielfalt an Konzepten, Logiken und Expertenmeinungen ist groß. Meine persönliche Ansicht ist jedoch, dass diese sehr einfache Differenzierung eine überaus logische wäre, und dass dadurch in der Praxis ein klareres Bild entstünde – im Besonderen auch bei den verantwortlichen Führungskräften.

    Viele Grüße,

    Stefan

  3. Hallo Sefan

    Ja, so macht das auch Sinn, vor allem, wenn Du sagst, dass sich strategisches PM nicht nur um Strategie und Struktur, sondern auch um Kultur kümmert. Somit verstehst Du strategisches PM nicht nur strategisch, sondern vor allem auch normativ.
    Wenn es also um den Aufbau und die Pflege einer Projektmanagementkultur geht, unterstütze Deine Meinung voll und ganz. Warum aber nennst Du das KInd nicht beim Namen und forderst „normatives PM“?

    Gruss,
    Peter

  4. Hallo Peter,

    wir sind uns einig, dass ein wichtiges Ziel darin bestehen muss, eine entsprechende Unternehmenskultur zu schaffen, damit Projektmanagement effizient und effektiv möglich ist.

    Du hast natürlich auch recht, dass Kultur streng genommen auf der normativen Ebene angesiedelt werden müsste. So sieht es auch das St. Galler Managementmodell vor.

    Der Grund, warum ich auf eine Unterscheidung in normatives, strategisches und operatives PM verzichtet habe ist ein rein pragmatischer. Ich habe den Eindruck, dass die normativen Aspekte in diesem Fall auch durch die strategische Ebene abgedeckt werden können.

    Und: Wenn man strategisches PM als die Führung und Steuerung ALLER Projekte versteht und operatives PM als die Führung und Steuerung EINES Projekts reicht diese Unterscheidung meines Erachtens aus. Natürlich handelt es sich hierbei aber um eine starke Vereinfachung. Im Detail ist das Thema wesentlich komplexer.

    Mir geht es in erster Linie aber mal darum, überhaupt ein differenziertes Verständnis von Projektmanagement zu fördern. Hierzu reicht meines Erachtens eine Betrachtung in strategisches und operatives PM aus.

    Viele Grüße,

    Stefan

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