Buchtipp: Abenteuer Projektmanagement (bei Siemens)

Bereits vor einigen Monaten habe ich ein Rezensionsexemplar des Buchs „Abenteuer Projektmanagement“ von E. Bittner und W. Gregorc erhalten. In der ca. 230 Seiten starken Publikation werden Projekte, Herausforderungen und Lessons Learned im internationalen Projektgeschäft des Siemens Konzerns beschrieben. Das Buch beinhaltet 25 Erfahrungsberichte.

Nun hatte ich endlich Zeit, das Buch zu lesen und zu rezensieren:

  • Siemens erwirtschaftet mehr als die Hälfte des weltweiten Konzernumsatzes in Projekten. Entsprechend groß ist die Erfahrung im Management komplexer, internationaler (Groß)Projekte.
  • Vor 10 Jahren wurde die Initiative „PM@Siemens“ gestartet. Im Rahmen umfassender und differenzierter Verbesserungsmaßnahmen sollte die Projektkultur konzernweit weiter entwickelt werden. Einige Lessons Learned im Zusammenhang mit diesem Veränderungsprogramm werden ebenfalls im Buch beschrieben. Ein wertvoller Einblick – gerade für (mittlere und große) projektorientierte Unternehmen.
  • Einige Erfahrungsberichte waren für mich eher weniger relevant, andere dafür umso mehr. Durch die Lektüre der einzelnen Kapitel wird mehr als deutlich, dass die organisationsweite Optimierung und Professionalisierung des Projektmanagements ein Bündel an unterschiedlichen Maßnahmen erfordert. Mit einigen Trainings und einer neuen PM Software ist es bei Weitem nicht getan.
  • Besonders gefreut hat mich, dass Begriffe wie Spielregeln, Projektkultur, Führungskompetenz, Führungsverhalten oder Karrieremodell in dem Buch sehr häufig vorkommen. Dies sind nur einige der Erfolgsfaktoren, die den Weg der letzten 10 Jahre „PM@Siemens“ geprägt haben.

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FAZIT: Ich empfehle das Buch vor allem PM Verantwortlichen und Entscheidungsträger/innen von Unternehmen, die einen erheblichen Teil der Wertschöpfung in Projekten erbringen. Das Buch „Abenteuer Projektmanagement“ gibt einige sehr wertvolle Einblicke in das komplexe und vielschichtige Projektgeschäft bei Siemens. Die meisten dieser „Lessons Learned“ können als konkrete Anregungen für PM Optimierungsprogramme heran gezogen werden.

Projekte erfolgreich initiieren, planen und steuern

Es gibt einen sehr pragmatischen und gleichermaßen wirkungsvollen Weg, um (Klein)Projekte sauber zu initiieren, zu planen und zu steuern: Die 7 W-Fragen des Projektmanagements.

Diese 7 einfachen Fragen beinhalten alle wesentlichen Projektbereiche, die geplant und überwacht werden müssen:

  • Wo stehen wir? –> Ausgangs-/Problemsituation, Anforderungen, Kontext, Idee…
  • Warum macht das Projekt Sinn? –> Strategische Bedeutung, Nutzen, Wirtschaftlichkeit…
  • Was soll konkret erreicht werden? –> messbare Ziele und Inhalte, Nicht-Ziele/Inhalte
  • Wer ist involviert? –> Projektorganisation, Anspruchsgruppen…
  • Wie können wir die Ziele erreichen? –> Projektstruktur(plan), Aufgabenstruktur…
  • Bis wann? –> Meilensteine, Terminplanung…
  • Wieviel kostet das Projekt? –> personelle, finanzielle und sachliche Ressourcen, Projektbudget…

 

Ich gebe zu, dass ich über dieses Thema schon mehrfach gebloggt habe. Der Grund, warum ich es immer wieder tue ist die Tatsache, dass ich in der Praxis regelmäßig feststelle, dass Projekte zu einem guten Teil genau an der mangelhaften Beantwortung dieser einfachen Fragen scheitern.

Dieses Mindmap können Sie als einfachen Leitfaden verwenden, um die zentralen Fragestellungen in Projekten ausreichend und vor allem GEMEINSAM (Kunde, Auftraggeber/in, Projektleiter/in, Projektteam, weitere Anspruchsgruppen) zu planen.

7 W-Fragen (mmap-Datei)

Virtuelle SCRUM Konferenz

Mein Kollege Patrick Fritz hat kürzlich das Unternehmen „Pionierbasis – Plattform für überbetrieblichen Austausch“ gegründet. Pionierbasis ist direkt aus dem Projekt „Jahooda“ entstanden, mit dem in den letzten Jahren erfolgreich der überbetriebliche Wissens- und Erfahrungsaustausch in den Themenfeldern Projektmanagement, Softwareentwicklung, Logistik und Produktentwicklung in der Bodenseeregion „angekurbelt“ wurde.

Eines der ersten Projekte von Pionierbasis ist die SCRUM Konferenz. Ziel ist es, das Thema SCRUM mit erfahrenen Expert/innen in einer „virtuellen Konferenz“ zu besprechen und zu vertiefen. Mit 8 Personen – ich war eine davon – wurden Videointerviews zu unterschiedlichen Themen geführt.

Eine gute Idee und ein wirklich spannendes Projekt – ich bin schon gespannt.

Download „Scrum Konferenz“ Flyer (PDF)

Nutzen von PM Zertifizierungen – Zwischenergebnis

Letzte Woche wollte ich im Rahmen der Blitzumfrage 27 erfahren, inwiefern Sie Projektmanagement Zertifizierungen für sinnvoll und wichtig erachten. Hier das Zwischenergebnis nach immerhin 225 Rückmeldungen:

Wenig überraschend sind die meisten Leser/innen (nämlich 68%) der Ansicht, dass Zertifzierungen zwar karrieretechnisch einen Vorteil bringen können, dass sie aber wenig darüber aussagen, ob jemand ein/e gute/r Projektleiter/in ist. 22 % der Rückmeldungen erachten PM Zertifizierungen für wichtig und sinnvoll, lediglich 6 % halten gar nichts davon.

Meine Meinung zu dem Thema:

  • Es ist unbestritten, dass man sich einiges an Wissen aneignen muss, um die verschiedenen PM Zertifikate zu erwerben.
  • Es ist weiters unbestritten, dass zertifizierte Projektleiter/innen ein gemeinsames Verständnis und eine gemeinsame Sprache entwickeln, was für die Praxis sehr wichtig ist.
  • Eine generelle Bewertung der Zertifikate ist natürlich nicht zulässig oder möglich, da inhaltliche, konzeptionelle und auch qualitative Unterschiede zwischen den einzelnen Zertifizierungen und Zertifizierungsstufen bestehen.
  • Für mich ist eine der Kernfragen, ob man mit einer Zertifizierung erworbenes Wissen auch in KÖNNEN umwandeln kann. Wenn dies nicht gelingt, sind Zertifizierungen nutzlos (oder sogar schädlich, denn dann werden vermeintliche „Könner“ auf Projekte angesetzt, mit denen sie faktisch überfordert sind). Denn dann weiß jemand zwar viel, er/sie kann es aber nicht umsetzen.
  • Eine weitere wichtige Frage besteht darin, welche Konzepte, Inhalte und Theorien die Grundlagen für die Zertifizierungen darstellen. Denn teilweise hat man den Eindruck, dass die Praxis des Projektmanagements schon weiter ist als die Theorien und Modelle der PM Standards.
  • Ob der Aufwand für eine Zertifizierung in einem guten Verhältnis zum jeweils individuellen Nutzen steht, muss jede/r für sich selbst beurteilen.

Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich in den nächsten 1-2 Jahren wahrscheinlich eine Scrum Zertifizierung angehen werde. Mit den Zertifzierungen der großen Verbände habe ich abgeschlossen, da sie für mich zu wenig praktischen Nutzen haben. Die Zeit, die ich für eine erfolgreiche Zertifizierung aufwenden müsste, verwende ich lieber für selbstgesteuertes Lernen in anderen Bereichen.

Über Ihre Meinungen zu diesem Thema würde ich mich sehr freuen.

Plädoyer für professionelles Projektmanagement

Anlässlich des diesjährigen PMO Symposiums in Hamburg hat Prof. Dr. Jutta Rump, Leiterin des Instituts für Beschäftiung und Employability und Professorin für Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Ludwigshafen, ein flammendes Plädoyer für professionelle Projektarbeit gehalten. Der Vortrag dauert ca. 30 Minuten, beinhaltet aber einige interessante und relevante Aussagen. Vor allem die Passagen zum Personal- und Employability-Management eröffnen einige (zu) selten thematisierte Blickwinkel.

PS: Carina Baumgartl, danke für den Hinweis zum Video.

Blitzumfrage 27: PM Zertifizierung – Sinnvoll oder nicht?

In Fachkreisen wird immer wieder heftig über den Nutzen einer international anerkannten Projektmanagement Zertifizierung diskutiert. Deshalb interessiert mich Ihre Meinung zu diesem Thema:

„Lasst uns das doch pragmatisch angehen…“

Ich bin genervt. Mich nervt es, dass ich immer häufiger erlebe, dass Menschen (vor allem Top Führungskräfte) komplexe Probleme maßlos trivialisieren. „Lasst uns das doch pragmatisch angehen…“ lautet ein gern und oft gehörter Appell. Damit outet sich der oder diejenige als Macher, als Pragmatiker, als Umsetzer. Und alle im Raum nicken fleißig. (Außer diejenigen, die die komplexen Probleme am Hals haben und lösen sollen.)

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Einfache, pragmatische Lösungen sind super. Nur leider greifen sie zu kurz, wenn wir es mit komplexen Probleme und komplexen sozialen Systemen zu tun haben. Peter Kruse bringt dies in diesem kurzen Interview genial auf den Punkt:

Besonders gefährlich ist unzulässige Vereinfachung dann, wenn es um betriebliche Veränderungsvorhaben und Change Projekte geht. Denn hier bedeutet Pragmatismus in der Umsetzung häufig, dass man „endlich mal hart durchgreifen muss“. Schluss mit dem Kuschel-Kurs – endlich sagt mal jemand, wo es lang geht. Diese Maxime geben Top Führungskräfte gerne mal an die nächste Führungsebene aus. Damit ist das Problem elegant „nach unten“ delegiert. Und die Lösung ist doch so einfach, oder nicht?

Aber auch hier gilt es zu differenzieren: Ich bin davon überzeugt, dass Führungskräfte (gerade in dynamischen Zeiten) Orientierung geben müssen, indem ihr Verhalten an Werten orientiert und damit berechenbar ist. Einfache, nachvollziehbare Spielregeln werden immer wieder kommuniziert, eingefordert und deren Einhaltung gefördert. Trotzdem schaffen diese (post-heroischen) Führungskräfte Freiräume für Partizipation, Austausch und GEMEINSAME BILDER. Denn diese gemeinsamen Bilder sind es, die eine wichtige Basis für die Bewältigung komplexer Probleme sind. Dann entsteht das, was Kruse als „kollektive Intuition“ bezeichnet.

FAZIT: Je komplexer Situationen und Probleme sind, umso mehr tendieren Menschen offensichtlich dazu, genau den falschen Weg einzuschlagen – nämlich den Weg der (unzulässigen) Vereinfachung. Natürlich sollten wir einfache Lösungen anstreben, aber dies darf nicht dazu führen, dass wir Situationen trivialisieren. Der Vereinfachung muss der Prozess des Verstehens vorgelagert sein. Erst, wenn das komplexe Problem in seiner Gesamtheit verstanden wurde, sind wir überhaupt in der Lage, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden und damit die „Hebel“ im System zu erkennen.

Buchtipp: