Ich bin nun seit ca. 12 Jahren Mitglied beim weltgrößten Projektmanagementverband „PMI® – Project Management Institute„. Anfangs war ich davon überzeugt, dass eine Mitgliedschaft bei einem der großen Verbände (PMI bzw. IPMA) ein absolutes MUSS darstellt, wenn man in diesem Feld beruflich tätig ist. Für eine PMI Mitgliedschaft habe ich mich entschieden, da mir vor allem die internationale Ausrichtung zugesagt hat.
In den vergangenen Jahren habe ich meine Meinung über PMI revidiert. Ich werde meine Mitgliedschaft nicht mehr verlängern. Hier einige Gründe:
- Ich habe nicht mehr den Eindruck, dass es PMI im Kern wirklich um die Förderung des Projektmanagements (und ihrer Mitglieder) geht.
- Beispielhaft möchte ich PMI’s Umgang mit den verschiedenen Standards (PMBOK etc.) anführen. Passwortschutz auf den PDF’s, seitenlange Rechtsbelehrung, sodass man schon fast Angst bekommt, daraus zu zitieren.
- Wenn es PMI wirklich darum ginge, Projektmanagement weltweit zu fördern, würden sie die Standards kostenlos raus geben und die Verbreitung ihre Standards über Weiterbildungsinstitute, Schulen, Hochschulen und Universitäten fördern. DAS wäre modern.
- Klar muss PMI auch Einnahmen generieren, um als Organisation (quantitativ und qualitativ) zu wachsen. Aber bedeutet das, dass auch praktisch alle Inhalte kostenpflichtig sein müssen? Mir kommt es so vor, dass es bei PMI mittlerweile mehr um die Kohle geht als um sonst etwas.
- Ich bin davon überzeugt, dass auch ein anderes Geschäftsmodell mit vielen kostenlosen Inhalten funktionieren würde.
- Darüber hinaus sind für mich persönlich viele der PMI Inhalte, Standards und Zertifizierungen nicht mehr zeitgemäß bzw. für den Großteil der Unternehmen, die ich kenne, passend. Zwar bemüht man sich redlich, modern und „agil“ zu werden. Diese Bemühungen kommen mir aber so vor, wie wenn Männer (ich schreibe bewusst Männer) in grauen, schlecht sitzenden Anzügen und mit furchtbaren Kravatten plötzlich versuchen, den Leuten von 37Signals moderne Softwareentwicklung zu erklären.
Ich möchte ausdrücklich betonen, dass sich meine Kritik auf die GESAMTORGANISATION bezieht, nicht so sehr auf die Chapters (Frankfurt, München, Wien, Zürich etc.). Ich weiß, dass dort sehr engagierte Arbeit geleistet wird und dass die Kritik in diesen Teilorganisationen von PMI größtenteils nicht angebracht ist.
Bin ich in der Sache zu kritisch? Was ist Ihre Meinung?
PS: Hoffentlich verklagt mich PMI für diesen Blogbeitrag nicht gleich. Denn so, wie PMI bei mir mittlerweile rüber kommt, ist dieses Szenario nicht mal unwahrscheinlich.
Ich habe gerade meine Mitgliedschaft verlängert. Allerdings habe auch ich überlegt, ob sich die Mitgliedschaft für mich noch lohnt. Dank des günstigen Euro-Kurses habe ich mich dann doch wieder dafür entschieden… 🙂 Die Kritik sehe ich allerdings ähnlich. Die PMI ist sehr Umsatzorientiert. Die Chapter lohnen sich für mich aufgrund der Entfernung – Hamburg und Frankfurt sind von Ostwestfalen doch einiges entfernt – nicht. Allerdings enthält die monatliche Zeitschrift (oder das entsprechende Online-Angebot) durchaus einige interessante Artikel.
@Hr. Kremer: Danke für den Input.
Stimmt, die Publikationen bringen noch den größten Nutzen mit sich. Allerdings fand ich die Artikel in den letzten Jahren auch zunehmend langweiliger. Da gibt es einige gute Blogs, die ich wesentlich besser finde als die meisten Artikel.
Bonjour de France,
Ihre Meinung stimmt mit der neuen XXIer Dimension überein :
Information soll frei sein;
Wissen für alle ist humanische Priorität geworden;
Gemeinsam machen;
Dan Pink ist Vorgänger gewesen als er das erste Mal von Master, Autonomy u. Purpose redete.
Jetzt ist es in modernen Management eingeführt.
Mary Poppendieck hat STUPID (anstatt SMART) eingeführt.
Sie ist in der genauen Richtlinie dieses Jahrtausends.
PMs waren erfreut, da sie dieses Gefühl schon einige Zeit herumgeschleppt haben.
Mary hat ein intuitives, emotives Team-Geschehen in Wort gefasst.
http://runningagile.com/2010/01/31/stupid-goals/
So, if SMART goals are stupid, let me introduce you to STUPID goals:
S-Sincere: attack issues you really care about. Don’t waste time where heart isn’t
T-Transparent: you likely won’t achieve big things alone. Make your goal as much visible as possible so others know how they can help you
U-Unique: your worth depends on the assets no one else has. Cultivate those
P-Preeminent: focus on outstanding things to have outstanding impact
I-Independent: reaching a goal is hard enough, don’t tangle them together
D-Daring: be courageous, and push beyond your limit
Ich selber habe mir einen zweiten Komputer angeschafft:
Ziel : Linux und deren freie Programme in meine Arbeit einführen; community working und dann weltweit arbeiten.
Bisher : Windows u. nur Windows seit 20 Jahren !!!
Man spricht zwar viel von Innovation, nur gewisse Mentalitäten sind fähig derartig zu handeln.
PMI produziert viel Rhetorik, bleibt aber im Hintergrund in effectiven Handeln u. Beweisen.
Achtung Cloud kommt heran, virtuales Business Management ist schon Réalität.
Achtung in Asien geht’s mit Hochgeschwindigkeit voran.
Interessante Zeit – mir gefällt sie sehr gut 😉
Sunshine von Bordeaux !!
Mary & Tom Poppendieck haben dazu gefügt :
S T U P I D anstatt SMART.
Oh, là, là. Une lectrice de France. Je suis honoré.
Viele Grüße nach Bordeaux!
Teile deine Skepsis. Die Aussage lässt sich vermutlich analog auch auf IPMA anwenden: Das Geschäftsmodell steht im Vordergrund. Wobei ich neben dem Thema Materialien vor allem das Zertifizierungsgeschäft kritisch sehe.
Gruß
Bernhard
PS: Selbst GPM-IPMA Mitglied
Bin absolut d’accord. Vorallem weil durch die komerzialisierung immer mehr „Pseudo-PMler“ auf dem Markt gespült werden. Und das bekommen Kunden (und auch meine Chefs) mit. Und am Ende der Diskussion hat man den faden Nachgeschmack auf der Zunge: Das PMP-Zertifikat ist unglaubwürdig geworden.
@GerritN: Das ist ein weiterer wichtiger Aspekt, den Sie ansprechen.
Es ist natürlich unbestritten, dass man bei einer PM Zertifizierung ein relevantes theoretisches und methodisches Grundwissen erlernt. Aber sind es die Fähigkeiten, auf die es in der Praxis WIRKLICH ankommt?
Ich persönlich wage dies zu bezweifeln.
Eine Zertifizierung würde dann Sinn machen, wenn sie als modernes „Management Development Program“ konzipiert ist (sorry für den Anglizismus). DAS wäre allerdings nicht mehr so gut skalierbar, wie es der PMP Multiple-Choice-Test derzeit ist.
Meine These: In den nächsten Jahren werden sich die großen PM Verbände ordentlich bewegen müssen.
Alles was Du da schreibst gilt für die GPM IPMA sehr ähnlich. Weite Teile der PM- Community ist auf Schließung durch Standards und Zertifizierungen aus. Und dabei bräuchte es eine Missionsreise, wenn ich mir so manches Projekt anschaue..
Wenn Du z.B. auf die GPM Seite gehst, unterscheidet die sich nur wenig von einem X beliebigen Seminaranbieter in Sachen PM. Da wird es schwer als professioneller Berufsverband zu wirken, wenn man den Eindruck eine Profitorganisation zu sein, kaum vermeidet.
Schade!
Hallo Dr. Hagen,
teile Ihre Ansichten teilweise: mich stört auch das „Wissen nur gegen Geld und nach Rechtsbelehrung“ Denken.
Auf der anderen Seite ist das PMI eine tolle Plattform um in Kontakt mit Gleichgesinnten zu kommen. Erst am Freitag war ich bei einem tollen PMI-Stammtisch in Stuttgart. Hier wurde aktiv diskutiert und der Abend war für alle ein Gewinn. (auch für die, die eigentlich nur ihre PDU´s absitzen wollten)Der direkte Kontakt zu anderen PMP´s und gute Vorträge bei den Meetings lassen für mich manche „Ärgernisse“ schnell vergessen: Ich bin gern PMI-Mitglied.
Wie verhalten die Kritik immer noch daher kommt. Ich war nie der Meinung, dass eine Mitgliedschaft in einem dieser Vereine ein Muss darstellt. Selbstverständlich war PMI und IPMA schon immer eine Industrie, mit dem einzigen Ziel, möglichst viel Geld zu verdienen. Das klassische PM, das sie zu verbreiten versuchen, ist längst outdated oder, wie Olaf Hinz es nennt, höchstens Dosen-PM.
Ich halte mich einfach raus, denn die Kritik gilt überhaupt nicht den Vereinen, als vielmehr dem Publikum, welches nach diesem Dosen-PM verlangt. Noch immer gibt es Unternehmen, die von ihren Lieferanten zertifizierte Projektmanager verlangen. Ich baheupte, dass das Zertifizierungswissen nicht nur nichts nützt, sondern in komplexen Projekten sogar kontraproduktiv ist. Daher: Hände weg, von den PM-Zertifizierern!
Hallo Stefan,
wenn Deine Kritik an PMI als Organisation und die Kommentare dazu lese, dann kommt mir folgender Gedanke: wofür brauchen wir überhaupt Organisationen wie PMI bzw. IPMA?
Ich denke an Don Tapscott, dem Autor von Wikinomics: die Zeit großer hierarchischer Organisationen ist dem Ende geweiht. Institutionen, die lange Zeit als unumstößlich galten, wanken schon. Der Bürger entwickelt sich vom Untertan zum Mitspieler, vom Konsumenten zum Produzenten. Ein sehr gutes Beispiel sind die immer populärer werdenden Peer-to-Peer Kredite, wo Menschen sich gegenseitig Geld leihen und so die Banken effektiv ersetzen.
Zurück zu PMI & Co.: Was würde uns denn hindern Inhalte und Zertifizierungen selbst zu machen? Und wären Peer-Reviews und Peer-Zertifikate vielleicht nicht sogar aussagekräftiger und aktueller? Ich glaube nicht an die PM-Zertifikate und ich kenne wenige Kunden die viel darauf geben (außer aus formalen Gründen). Worauf ich aber achten würde sind Bewertungen von anderen Kunden und Referenzen. Wenn ich ein Hotel buche, interessieren mich doch auch vorallem die Bewertungen der anderen.
Ich denke wir hätten alles was wir brauchen: Wir könnten unser gesammeltes PM-Wissen in ein für alle offenes Wiki packen und gemeinsam überlegen wie ein Bewertungs- und Zertifizierungsprozess aussehen könnte. Das ist lösbar. Wir müssen es nur tun.
Herzliche Grüße,
Marcus
Verbände bzw. Organisationen, die Zertifizierungen anbieten werden leicht und schnell zu profitorientierten Markteilnehmern. Ähnliches bahnt sich im agilen Umfeld mit den diversen neuen Zertifizierungen auch schon wieder an. Insofern sehe ich Punkte Deiner Kritik gewissermaßen als Teil des Prinzips.
Einen offenen Ansatz fände ich sehr begrüßenswert – die Grund-Idee von Marcus gefällt mir – wobei allerdings eine Zertifizierung schon wieder verderbliche Saat enthält. Man könnte sich z.B. technische User-Vereinigungen wie z.B. Dante e.V. zum Vorbild nehmen.
naja, eine klage von pmi würde wohl nach hinten losgehen.
wie bei nahezu allen standards bildet sich natürlich auch rund um pmi/ipma eine „beratungs- und ausbildungs-welt“ aus, die finanziert werden will. systeme müssen immer komplexer werden, um sich selbst zu rechtfertigen. zurück zu anwendbarkeit kann da schon als drohung verstanden werden.
zertifizierungen sind teuer und aufwändig und ich habe schon genügend „zertifizierte“ (nicht nur projekt-, sondern auch qualitäts- oder prozessmanagement) erlebt, die in wirklichkeit nicht in der lage sind, die an sie gestellte anforderungen in die tat umzusetzen. die zertifikate sind eigentlich wertlos, allerdings nicht für die, die sie ausgestellt und bei der erreichung unterstützt haben. und durch die regelmäßige verlängerung kann man diese einnahmequellen auch weiter sprudeln lassen.
ich bin nicht gegen stadards, denn sie erleichtern die zusammenarbeit schon substantiell. aber mir fehlt oft der schritt zurück in richtung anwendbarkeit und umsetzbarkeit.
@Hr. Hallermann: Ich habe ausdrücklich betont, dass meine Kritik nicht die Arbeit der Chapters beinhaltet. Ich weiß, dass dort engagierte Arbeit geleistet wird.
@Peter: Interessante These, dass eine Zertifizierung sogar einen gegenteiligen Effekt haben kann. Generell würde ich diese These nicht befürworten, in Einzelfällen habe ich dies aber auch schon erlebt.
@Marcus: Hierzu habe ich eine differenzierte Meinung. Natürlich unterstütze ich den freien Wissens- und Erfahrungsaustausch ohne Hierarchien und künstlich dazwischen geschaltete Organisationen und Verbände. Trotzdem hat es für mich eine Berechtigung, dass Abschlüsse und Zertifizierungen von einer qualifizierten Organisation gemacht werden. Die Frage ist halt nur, wie diese Organisation ihre Rolle interpretiert und vor allem, welche Menschen dort die treibenden Kräfte sind.
Wir brauchen auch in der Vernetzung die Funktion der Qualitätssicherung und Bewertung – vielleicht dringender denn je. Denn die Anzahl der Pseudo-Experten und „Nachbeter“ ist rasant angestiegen.
Peter Kruse bringt es in diesem Interview aus meiner Sicht gut auf den Punkt:
http://www.youtube.com/watch?v=_A_sir-jTHU
http://www.youtube.com/watch?v=7iIN3eSO2OE
@Stefan: Ich bin ja auch für „qualifizierte Organisationen“ im weitesten Sinne. Aber ich meine, dass Wikipedia eindrucksvoll gezeigt hat, dass eine solche „Organisation“ auch ein Netzwerk von Gleichgestellten sein kann und dass Qualität und Selbstkontrolle sich ganz und gar nicht ausschließen. Vor Wikipedia hätte man auch gedacht, dass nur eine qualifizierte Organisation die nötige Qualitätssicherung leisten kann. Vor Peer-to-Peer Krediten hätte man gedacht, dass nur Banken Kredite vergeben können, usw. Wir haben es selbst in der Hand Organisationen wie PMI durch etwas Besseres zu ersetzen. Worauf achte ich denn mehr wenn ich etwas einkaufe: auf die eingehaltene DIN-Norm oder auf die Bewertungen anderer Kunden? Genauso wie es Plattformen zur Bewertung von Ärzten, etc. gibt, könnten wir eine für Projektmanagement-Professionals machen. In diese Bewertung könnte auch die Aktivität in der Community einfließen: Wiki-Artikel, relevante Blog-Beiträge, etc.
Danke Stefan für den Beitrag und die interessante Diskusion. Ich selbst bin nicht Mitglied bei einer solchen Organisation und vermisse das auch nicht wirklich. Im Gegenteil, wie bereits erwähnt, gibt es mittlerweile sehr gute Blogs zu diesem Thema.
Allderings hab ich eine Frage: In der Diskussion wird die Zertifizierung in Verbindung mit „Nachbeter“ resp. „Pseudo-Experten“ gemacht. Wie muss ich das verstehen? Was versteht ihr unter einem Nachbeter? Weil es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen und jeder fängt mal an. Und ich denke, dass da auch eine theoretische Grundlage sinnvoll ist. Ob das eine Schulung oder eine Zertifizierung ist, spielt dabei eigentlich keine Rolle.
Gruss, Nina
PS: Den Ansatz von Marcus find ich sehr interessant. Allerdings setzt das voraus, dass man ziemlich aktiv in der Community tätig wäre und das kann man meiner Meinung nach nicht von allen Projektmanagern erwarten.
Vielen Dank Herr Hagen für diese klaren Aussagen. Falls daraufhin jetzt bei Ihnen eine „Verbandslücke“ auftreten sollte, lade ich als Funktionsträger der GPM Sie gerne ein, sich der IPMA anzuschließen. Gleichzeitig möchte ich hiermit einige auf GPM und IPMA ausgerichtete Kommentare zu Ihrem Blogbeitrag etwas relativieren. Sicher ist es so, dass in den letzten Jahren die IPMA-Zertifizierung und das darauf gerichtete Qualifizierungsangebot auf eine breite Marktresonanz gestoßen sind und daher an Bedeutung und auch an Professionalisierung gewonnen haben. Ein Verband wie die GPM, die sich die Verbreitung des Projektmanagements auf die Fahnen geschrieben hat, darf das Feld hier nicht anders ausgerichteten Organisationen oder gar kommerziellen Seminaranbietern überlassen. Deswegen ist die GPM aber weder ein „Zertifizierungsverein“ noch eine „Profitorganisation“ sondern primär ein großes Netzwerk von Personen, die mit Projektmanagement zu tun haben und dieses weiter voran bringen wollen. Dies möchte ich mit folgenden Punkten belegen:
* Die IPMA ist ein Dachverband freier, nationaler Organisationen, in dem Veränderungen und Weiterentwicklungen Bottom-up von den nationalen Verbänden und deren Mitgliedern ausgelöst werden und keiner Genehmigung durch ein fernab gelegenes, zentrales Headquarter bedürfen. Die Diskussion unter den Aktiven der GPM ist daher auch sehr rege und basisorientiert.
* Für die Mitglieder bestehen vielfältige Möglichkeiten sich in Deutschland in rund 35 Regionalgruppen „um die Ecke“ und fachlich in rund 25 Fachgruppen zu treffen und Netzwerke zu bilden, alles nicht kommerziell.
* Die fachliche Weiterentwicklung des Projektmanagements wird durch die Unterstützung vielfältiger wissenschaftlicher Untersuchungen gefördert, deren Ergebnisberichte fast alle auf der GPM-Homepage kostenfrei und ohne Registrierung downloadbar sind. Seit einigen Jahren veranstaltet die GPM darüber hinaus Forschungsworkshops, an denen schon eine große Zahl von PM-Experten teilnehmen konnten, ebenfalls kostenfrei und noch nicht einmal an eine GPM-Mitgliedschaft gebunden.
* Neben der Hauptseite http://www.gpm-ipma.de mit ihren gerade erwähnten, umfangreichen Downloads von PM-Studienergebnissen betreibt die GPM zwei weitere Seiten mit Veröffentlichungen und fachlichen Inhalten zum Projektmanagement (www.pmaktuell.org und http://www.gpm-infocenter.de), ebenfalls mit umfangreichen kostenfreien Inhalten. Als GPM-Mitglied und teilweise Initiator dieser Angebote kann ich darin nicht den „Eindruck einer Profitorganisation“ erkennen.
* Und schließlich: Das IPMA-Zertifizierungsmodell ist mit seinen vier Leveln schon immer auf die Unterstützung der Personalentwicklung ausgerichtet. Die Prüfungen sind keine Multiple-Choice-Orgien sondern durch ein hohes Gewicht von Fachgesprächen und Transfernachweisen nicht nur auf Wissensnachweise sondern auch auf die individuelle Anwendungs- und Managementkompetenz ausgerichtet. Natürlich kann man auch hier noch vieles verbessern, aber eine Abwertung als „Dosen-PM“ ist fehl am Platz.
Insgesamt sollten die PM-Verbände daher nicht in einen Topf geworfen werden, sondern bei genauerem Hinsehen bestehen sehr wohl deutliche Unterschiede. Wenn Sie die Sache des Projektmanagements voran bringen wollen, kann ich mich nur wiederholen und sie einladen, sich der GPM anzuschließen und deren Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme zu nutzen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Siegfried Seibert
Vorsitzender des Kuratoriums
GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V.
Für Projektmanager die bereits Jahre tätig sind und einen entsprechendes Referenz- und Empfehlungsnetzwerk haben sind (zusätzliche) Zertifikate sicher nicht (mehr) von hohem Wert. Aber wie sollen sich Anfänger oder Neueinsteiger empfehlen, wenn nicht über Institute und deren Zertifikate?
Ich selber habe keine PM Zertifizierung und war in meinem bisherigen Berufsleben nur partiell als PM tätig. Ich würde aber sehr gerne wieder in diesem Bereich tätig sein. Wie gelingt ein Einstieg ohne Zertifikat?
Ich denke eine demokratische Organisation ist immer so idealistisch wie ihre Mitglieder. Politiker sind so idealistisch wie die Bürger. Die Wirtschaft so idealistisch wie die Konsumenten.
Wenn den Mitgliedern einer Organisation der Profit wichtiger ist als der Code of Conduct, dann ist der Organisation auch der Profit wichtiger die freie Verbreitung von Wissen.
Das PMI war für mich von Anfang an eine Organisation der Rechtschaffenden, der „Neuen Rittern der Tafelrunde“. Das PMI ist das sicher nicht in Gänze, aber es ist mein Ideal und Verständnis von dem was das PMI sein soll, in dem ich auch Mitglied bin.
Ich würde es gerne sehen, wenn das PMI neue (Social Media)-Werte wie „Openness“ umsetzt, und die Standards frei veröffentlicht. “ Openness“, „OpenEverything“ und „Creative Commons “ sind die Idee, dass größerer gesellschaftliche Nutzwert dadurch geschaffen wird, dass alles Wissen frei ist und Mehrwert und Profit ausschließlich auf Leistungen und Produkten basiert.
Im besonderen Maße halte ich das für einen Standard wie das PMBOK zutreffend.
Ich unterstütze gerne einen Petition der deutschsprachigen PMI-Mitglieder das deutsche PMBOK frei zu veröffentlichen.
Die neuen Web-Technologien würden es sogar ermöglichen, das PMBOK online zu diskutieren und weiterzuführen. Mehr Agilität im PMBOK wäre dann kein Wunsch mehr, sondern eine veröffentlichte Erweiterung einer PMBOK-User-Group. (Und man könnte endlich mal „Human Ressource Management“ in „Project Team Management“ umbenennen. Menschen sind keine Ressourcen sondern Menschen!)
Hätte nicht dieser Blog die Reichweite, damit eines solche Petition genug Unterstützer findet, um erfolgreich zu sein?
Viele Grüße
Tobias Jeske
@Marcus Reitner: Auch ein verlockender Gedanke, im, wie mir scheint, gleichen neuen Denken. Vielleicht lässt sich das PMI auch zu solch einer neuen Organisation umbauen, Chapter für Chapter. Eine sowohl-als-auch-Strategie.
@Hr. Vogel: Ich halte es schon für etwas „pervers“, dass in manchen Bereichen offensichtlich Zertifikate und Zeugnisse wichtiger geworden sind als die Auseinandersetzung mit MENSCHEN. Mir ist sehr wohl bewusst, dass viele Personalabteilungen einen hohen Wert auf Formalqualifikationen legen. Gleichzeitig glaube ich aber auch, dass wir bei diesem Spiel nicht mitmachen sollten.
Wenn jemand die Fähigkeiten, das Entwicklungspotenzial und die Leidenschaft hat, Teams zu führen, dann wird dies den „guten Unternehmen“ auffallen. Bei „den anderen“, die ihre Mitarbeiter/innen hauptsächlich nach formalen Kriterien möchten Sie doch ohnehin nicht arbeiten.
@Tobias Jeske: Vielen Dank für den Input! Besonders gut gefallen hat mir diese Passage:
„Ich würde es gerne sehen, wenn das PMI neue (Social Media)-Werte wie “Openness” umsetzt, und die Standards frei veröffentlicht. ” Openness”, “OpenEverything” und “Creative Commons ” sind die Idee, dass größerer gesellschaftliche Nutzwert dadurch geschaffen wird, dass alles Wissen frei ist und Mehrwert und Profit ausschließlich auf Leistungen und Produkten basiert.“
Damit stimme ich zu 100% überein.
Die Idee mit der Petition ist sehr gut. Allerdings frage ich mich, ob ich als PMI Mitglied, das bereits vor Jahren „innerlich gekündigt hat“, das Recht habe, eine derartige Petition zu starten?
Danke für die lebhafte Diskussion. Das zeigt, dass uns das Thema wichtig ist: wäre auch bedenklich wenn nicht.
Der Passage von Tobias Jeske stimme ich auch uneingeschränkt zu. Ich glaube fest daran, dass die vernetzte Intelligenz von vielen, Ergebnisse schaffen kann, die eine einzelne Organisation prinzipiell nicht schafft. Das schöne ist doch: alles was wir dazu brauchen, kann uns niemand streitig machen – es ist längst in unseren Köpfen. Diese Prozess wird ohnehin stattfinden, in ein paar Jahren wird es uns genauso absurd erscheinen für Standards wie PMBOK monetär zu bezahlen, wie es uns heute schon absurd erscheint für eine Ezyklopädie zu bezahlen. Wohlgemerkt: monetär zu bezahlen. Wir sind sehr wohl bereit den Preis zu zahlen, aber die Währung ist der eigene Beitrag.
Natürlich können wir es erst Mal mit einer Petition versuchen und ich will ja keine Know-How-Träger ausschließen, ganz sicher nicht PMI & IPMA, jeder ist willkommen. Nur ist mir Petition ein wenig zu unterwürfig, es wird der Machtposition, die wir schon heute haben, nicht gerecht. Petition im Sinne von Einladung mitzumachen und PMBOK frei zur Verfügung stellen, gerne. Falls die bestehenden Organisationen mitmachen wollen ist das sehr gut und ich begrüße das, aber es ist kein Muss: ansonsten machen wir es eben selbst. Wikipedia hat ja auch nicht bei Brockhaus um Erlaubnis gefragt.
@Stefan: So gesehen hat jeder die Freiheit eine solche Einladung auszusprechen auch und gerade die Abtrünnigen.
@Nina: Ja, das Argument, dass gerade die Know-How-Träger keine Zeit haben kenne ich, aber auch heute schon wird für Zertifizierungen (zumindest bei IPMA) viel Papier erzeugt. Diese Energie ließe sich besser nutzen. Außerdem: wir bezahlen ohnehin, entweder in Geld oder in Mitarbeit. Mir ist Mitarbeit lieber.
Alles in allem sehr interessante Gedankengänge. Nur im Hallenbad zahlst Du auch Eintritt, um schwimmen zu können. Sicher, der Vergleich hinkt etwas, aber ich gebe zu bedenken, dass die Infrastruktur, die PMI seinen Mitgliedern bietet, ja auch etwas kostet. Und das, obwohl sehr viele Volunteers dem Verband helfen.
Und zahlt man die Gebühr erst einmal, kann man sich schon sehr stark beteiligen. Beitragen kann man übrigens auch etwas, ohne Mitglied zu sein. Aber der PMBOK ist nun mal ein Benefit für Mitglieder – dies gebe ich zu bedenken.
Ich greife mal den Gedanken von Herrn Raitner auf: „Genauso wie es Plattformen zur Bewertung von Ärzten, etc. gibt, könnten wir eine für Projektmanagement-Professionals machen. In diese Bewertung könnte auch die Aktivität in der Community einfließen: Wiki-Artikel, relevante Blog-Beiträge, etc.“
Wie wäre denn eine Plattform, auf der sich Projektmanager, Coaches, Workshop Anbieter und auch Institutionen ein Profil hinterlegen können und Ihre Diensleistungen im Projektmgmt. Umfeld anbieten können? Dies inklusive einer Bewertungsmöglickheit. Darüber hinaus die Möglichkeit online ein Coaching zu buchen und z.B. über Webconferencen und Sharing von Informationen (Video, Audio, Dokumente) zu kommunizieren.
Zu einem Profil könnten Blogadressen genauso wie Podcasts, YoutubeVideos, Referenzen oder Wikipedia Artikel verlinkt werden.
So entstünde eine Plattform mit relevanten Terminen und Schulungen im Projektmgmt. Umfeld und Profile von Projektlern und eine Bewertungsmöglichkeit, falls Coachings gebucht werden.
Ist das jetzt viel zu schräg gedacht oder eigentlich ein Gedanke, der weiterverfolgt werden könnte?
@Christian Vogel: Das ist überhaupt nicht schräg! Den Gedanken sollten wir auf jeden Fall weiterverfolgen. Ich möchte aber noch ein wenig stärker den Aspekt Kollaboration hervorheben: es sollte nicht wieder nur eine Plattform sein, auf der Einzelkämpfer Ihre Dienste anbieten. Unser Anspruch sollte sein, gemeinsam einen Wissenspool zu schaffen, aus dem wir alle bei unserer täglichen Arbeit schöpfen können. Der Einzelne soll durch seine Beiträge glänzen. Es sollte uns doch gelingen aus Beiträgen und Feedback / Bewertung etc. so eine Art Score zu berechnen. Vielleicht sollten wir in einem ersten öffentlichen Brainstorming mal Anforderungen an diese Plattform zusammentragen?
Bei Bas de Baar schon vor Jahren ein Thema: „Free the PMBOK“
http://www.basdebaar.com/pm-should-be-intimate-with-systems-dynamics-and-free-the-pmbok-87.html
@Marcus Raitner: Man könnte die bisherigen Ansätze verschmelzen mit einem ähnlichen Konzept wie bei StackOverflow (http://stackoverflow.com/users/106224/boltclock) – wo Aktivität mit „Punkten/Reputation“ belohn wird. Aber sich müßte man irgendwie auch Offline-Aktivitäten einbeziehen, wenn ich den Kommentar von Nina Braschler berücksichtige:
„PS: Den Ansatz von Marcus find ich sehr interessant. Allerdings setzt das voraus, dass man ziemlich aktiv in der Community tätig wäre und das kann man meiner Meinung nach nicht von allen Projektmanagern erwarten.“
Der Score ermittelt sich dann über Online Aktivität auf der Page, den Bewertungen von Coachings, generelle Internetaktivitäten(Blog, Beiträge, Podasts etc…) und Offline Aktivitäten (Schulungen, Coachings, Zertifikate etc …).
Was meinen die anderen Experten dazu?
Zum Thema „öffentliches Brainstorming“: Hier könnten Anforderungen erfaßt werden.
@Christian Vogel: Dann lass uns die Diskussion und das Brainstorming in Dein Dokument verlagern. Bin gespannt.
Sobald ich die Berechtigung zum Editieren habe, würde ich ein paar Punkte ins Dokument einfügen.
00 Ziele:
Bereitstellung und Verteilung von offenem und freien Projektmanagement-Knowhow
00 Team / Bekenner:
expliztie Namensliste aus der sich dann die Teams für Teilprojekte bilden können.
…
@Herr Huber: Freigabe erteilt 🙂 Wundert mich, dass ich das explizit nochmal freigeben mußte zur Bearbeitung. Hatte eingestellt, dass jeder, der über den Link verfügt direkt bearbeiten kann…
Beteiligen sich noch weitere Experten am Brainstorming?
Link zum Google Doc: http://bit.ly/fatL5X
Moin,
ich sehe diesen Trend des PMI schon länger. Soviel ich vom PMbok auch halte: Das PMI ist rein kommerziell!
Die Audits halbherzig, etliche PMPs denen ich begegnet bin, die nicht den Schimmer von dem hatten was sie taten oder auch nur schon jemals vorher ein Projekt geführt haben.
Ich benutze die Methodiken des PMI, allerdings OHNE Zertifizierung.
Denn ich bin lieber ein gut ausgebildeter Projekt Manager denn ein mittelmäßiger mit Zertifikat!
Schade, dass das PMI so kommerzialisiert ist!
Jens v. Gersdorff