Projektmanager – ein undankbarer Job?

Meine These zum Wochenende: „Als Projektmanager/in hat man in vielen Unternehmen die A****karte gezogen.“

Warum?

  • Menschen und Teams zu führen ist in den letzten Jahren generell anspruchsvoller geworden.
  • Projekte waren immer schon riskant – und sie werden angesichts der steigenden Komplexität und Dynamik immer noch schwieriger zu planen und zu steuern.
  • Teams haben gerade in technisch-geprägten Unternehmen häufig keine gute Meinung von Manager/innen. Es existieren Meinungen / Haltungen wie „die reden doch nur und arbeiten nicht“ oder „das Geld wird von uns verdient“ oder auch „er/sie hat ja inhaltlich keine Ahnung“.
  • Teams können Projektmanager/innen gnadenlos „auflaufen lassen“. Es soll schon vorgekommen sein, dass vom Team relevante Informationen zurück gehalten werden, dass das Verhalten in Meetings zurückhaltend oder gar destruktiv ist oder dass die Schuld für schlechte Projektergebnisse dem/der Projektleiter/in in die Schuhe geschoben werden.
  • Projektmanager/innen agieren häufig in Matrix-Strukturen, was zu anstrengenden, aufreibenden und teilweise frustrierenden Situationen führen kann.

Mein Appell: Unternehmen sollten sich wesentlich stärker darauf konzentrieren, Rahmenbedingungen für erfolgreiches Projektmanagement (und damit auch für erfolgreiche Projektmanager/innen) zu schaffen. Beispiele sind in diesem Zusammenhang:

  • „Rückendeckung“ der Projektmanager/innen durch das Top-Management
  • Karrieremodelle und Laufbahnplanung für Projektmanager/innen
  • gezielte Qualifizierungs- und Coaching-Angebote für Projektmanager/innen
  • Bewusstseinsbildung im gesamten Unternehmen, dass für erfolgreiche Projekte ein konstruktives und professionelles Zusammenwirken ALLER Rollen und Funktionen notwendig ist (Top-Management, Linien-Manager, Projektmanagement, Teams und Fachexpert/innen)

Wenn Unternehmen diese Rahmenbedingungen nicht schaffen, werden sie sich zukünftig noch schwerer tun, gute Projektmanager/innen zu gewinnen. Denn: Wer möchte sich schon einen Job antun, bei dem man tendenziell nur verlieren kann?

6 Gedanken zu „Projektmanager – ein undankbarer Job?“

  1. […]Projektmanager agieren häufig in Matrix-Strukturen, was zu anstrengenden, aufreibenden und teilweise frustrierenden Situationen führen kann.[…]

    Das ist der Kern des Problems. Seitdem ich als Projektmanagerin auch Linienverantwortung hab‘ (ich bin gleichzeitig Stellvertreter des CTO), funktionierts alles auf einmal problemlos. Führen sollte man allerding schon können — und Ahnung in der Sache auch (ein WU-Absolvent wird in einem reinen IT Projekt aufgrund der fehlenden Grundlagen untergehen) 😉

  2. Hallo Stefan,

    das kann ich nur unterstreichen: Projektmanagement ist in erster Linie eine Führungsaufgabe unter sehr, sehr schwierigen Bedingungen (Matrixorganisation, ungenügender Rückhalt, etc.) und da reden wir noch gar nicht von der Führung des Kunden und der Stakeholder. Darum propagieren wir eine solide Grundlagenausbildung und die zielgerichtete Heranführung an die Führungsaufgaben in Form einer Begleitung durch einen Projektcoach. Das ist eine gute Möglichkeit die eigene Führungsfähigkeit auszubilden und zu verbessern. Und zwar am einzig sinnvollen Ort: im realen Projekt.

    Herzliche Grüße,
    Marcus

  3. […]Unternehmen sollten sich wesentlich stärker darauf konzentrieren, Rahmenbedingungen für erfolgreiches Projektmanagement (und damit auch für erfolgreiche Projektmanager/innen) zu schaffen.[…]

    Klar, bin völlig damit einverstanden. Da stellt sich sofort die grosse Gegenfrage „Wie überzeugen wir die Firmenleitungen was echtes Projektmanagement eigentlich ist, dessen Wertschöpfung wenn es richtig gelebt und umgesetzt werden kann, und was die GL alles tun und lassen muss damit Projektmanager/innen optimal und zum besten Nutzen des Auftraggebers agieren können?“. Nach 2 Jahrzehnten PM Erfahrung beobachte ich dass wohl immer mehr Leute gerne den Begriff „Projekt“ verwenden (Projekt – das kann wohl jedermann/frau). Das Bewusstsein worum es eigentlich im Projektmanagement geht, was es dazu wirklich braucht, was alles dahinter steckt und welche Rahmenbedingungen gegeben sein sollten, ist aber vor allem in den Führungsetagen noch zu wenig vorhanden. Ich denke dazu bräuchte es mehr „Projekt Sponsor/Auftraggeber Schulungen und Seminare“, nur wie bewegt man eine breite masse von Führungsleuten zu einem solchen Lehrgang, wenn sie selbst bereits glauben zu wissen was „Projektmanagement“ ist und bedeutet? (ich habe weder die Antwort noch die Lösung parat)

  4. @blu: Meine These: Der Leidensdruck ist noch zu gering. Wie in vielen anderen Bereichen unseres Lebens sind Menschen erst dann für tiefgreifende Veränderungen bereit, wenn gar nichts mehr geht. So wird es wohl auch in vielen Unternehmen passieren müssen – leider.

    Denn Verhalten von Menschen wird wesentlich durch tief liegende Haltungen und Glaubenssätze bestimmt. Und hier orte ich bei vielen Führungskräften noch einiges an „Reflexionspotenzial“ 🙂

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