Durchschnittlichkeit ist OUT!

Prof. Dr. Markus Hengstschläger ist ein renommierter österreichischer Genetiker. Er setzt sich vehement für eine konsequente Individualisierung der Bildungs- und Entwicklungswege von Menschen ein. Die Gleichmacherei, von der gerade das mitteleuropäische Gesellschafts- und Bildungssystem besonders stark betroffen ist, muss endlich aufhören.

Die Durchschnitts-Falle“ lautet der Titel von Markus Hengstschlägers neuem Buch. Darin plädiert er für ein gezieltes identifizieren und fördern von Talenten aber auch dafür, dass in der Regel harte und konsequente Arbeit damit verbunden ist, wenn man ÜBERdurchschnittlich gut in etwas werden möchte (im übrigen decken sich Hengstschlägers Thesen auch in vielen Bereichen mit jenen von Gerald Hüther oder Gunter Dueck).

Interview

Vor einigen Tagen führte Claudia Stöckel (im Bild rechts) vom österreichischen Radiosender Ö3 ein ausführliches Interview mit Prof. Hengstschläger. Dieses kann diese Woche noch hier online angehört werden oder jederzeit als Podcast auf iTunes herunter geladen werden. Nehmen Sie sich die knapp 40 Minuten Zeit, um das Interview anzuhören – es lohnt sich.

Warum dieses Thema auf dem PM-Blog?

Sie werden sich vielleicht fragen, was dieses Thema mit Projektmanagement zu tun hat? Ich denke sehr viel, denn seitdem ich mich intensiver mit den Büchern, Vorträgen und Thesen von Gerald Hüther, Gunter Dueck, Sir Ken Robinson, Manfred Spitzer, Markus Hengstschläger und anderen auseinander gesetzt habe, ist mir folgendes klar geworden: Wenn wir im Spitzensport, in der Medizin oder in der Spitzenforschung so unprofessionell und dilettantisch vorgehen würden, wie wir es häufig im (Projekt)Management tun, dann gäbe es dort de facto keine Spitzenleistungen. Umgekehrt erkennen wir gerade in diesen Bereichen, dass es neben Talent, unbändiger Leidenschaft für das Thema auch eiserne Disziplin braucht, um wirklich überdurchschnittlich gut – sprich exzellent – zu werden.

Genau das muss auch das Ziel im (Projekt)Management sein. Durchschnitt ist out. Exzellenz ist in.

Buchtipp

Projektmanagement kompakt

Über das Projektmagazin

Das Projektmagazin ist das führende Online-Fachportal im deutschsprachigen Raum. In den letzten Jahren wurden von Autorinnen und Autoren aus unterschiedlichen Branchen und PM Bereichen über 1000 Fachartikel geschrieben. Des weiteren können Abonnenten auf über 100 Vorlagen und Checklisten zurück greifen. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Ich finde, die knapp 70 EUR / Jahr sind ein sehr guter Deal – Preis-Leistung beim Projektmagazin passt für PM-Insider und Interessierte absolut.

Projektmanagement kompakt

Vor wenigen Tagen hat das Projektmagazin ein neues Angebot veröffentlicht – „Projektmanagement kompakt„. Hier können sich Abonnent/innen und Nicht-Abonnent/innen kurz und bündig über die wesentlichen Inhalte des Projektmanagements informieren – übersichtlich gegliedert und leicht verständlich.

Der Überblick ist tatsächlich sehr „kompakt“, aber gerade für PM Einsteiger/innen ist das Angebot deshalb wertvoll und interessant.

Interview: Einführung von Projektmanagement Systemen

Vergangene Woche habe ich mit Johann Strasser, geschäftsführender Gesellschafter bei „The Project Group GmbH“ (TPG), ein kurzes Video zur Einführung von Projektmanagement Systemen gemacht. TPG  ist ein international tätiger Fullservice-Anbieter für unternehmensweites Projektmanagement und führender Hersteller von Produkten zu Microsoft Project.

Definition: Projektmanagement System

  • DIN 69901:2009-01 „System von Richtlinien, organisatorischen Strukturen, Prozessen und Methoden zur Planung, Überwachung und Steuerung von Projekten
  • DIN 69905:1997 „Organisatorisch abgegrenztes Ganzes, das durch das Zusammenwirken seiner Elemente in der Lage ist, Projekte vorzubereiten und abzuwickeln
  • projektmanagement-definitionen.de: „Im Projektmanagementsystem vereinigt sich die Kombination aus Werkzeugen, Methoden, Methodologien, Einsatzmittel und Verfahren für das Projektmanagement.“

Zum Nachlesen

Hier können Sie die Empfehlungen von Hr. Strasser zur Einführung eines professionellen PM Systems nachlesen.

Kostenlose Web-Seminare von C&S

Mein Freund und PM-Kollege Heiko Bartlog von Campana & Schott (C&S) hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass C&S in kürze eine kostenlose Web-Seminar-Reihe zu unterschiedlichen PM Themen starten wird. Die nächsten Termine sind:

Recht interessant finde ich den Ansatz, dass man im Anschluss an die jeweiligen Inputs gemeinsam mit den Experten online diskutieren und das Thema vertiefen kann. Ich werde sicher an dem einen oder anderen virtuellen Seminar teilnehmen.

Im übrigen finden Sie auf dem YouTube Channel von C&S jetzt schon diverse Interviews zu interessanten Themen (z.B. zu Social Media + PM).

Interview mit Prof. Bruno Buchberger

Wir leben in einer spannenden Zeit. Mit Spannungen und Widersprüchen konstruktiv und erfolgreich umzugehen, erfordert Disziplin und Gelassenheit, Konzentration und Entspannung, Wissen und Können. Das habe ich bereits vor vielen Jahren in einem Tagesseminar bei Prof. DDr. Bruno Buchberger gelernt – und seitdem hat mich die Idee des „Spannungsmanagements“ nicht mehr losgelassen.

Bruno Buchberger (Foto) ist einer der renommiertesten Wissenschafter Österreichs. Unter anderem erhielt er folgende Auszeichnungen:

  • Top-ranked Professor der JK Universität 2011
  • Viertes Ehrendoktorat von University of Waterloo 2011
  • Österreicher des Jahres 2010 in der Kategorie Forschung
  • ACM „Oscar“ Theory and Practice 2007 (Buchberger ist einer von nur drei Europäern, die diese Auszeichnung erhielten)
  • Inhaber von vier Ehrendoktoraten

Interview zum Thema Spannungsmanagement

Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, Prof. Buchberger einige Fragen zum Thema Spannungsmanagement zu stellen. U.a. ist Bruno Buchberger auch auf einige PM-spezifische Aspekte eingegangen. Im wahrsten Sinne des Wortes ein spannendes Thema!

Herr Prof. Buchberger, können Sie uns in kurzen Worten erklären, was Spannungsmanagement bedeutet?

Für viele ist Spannung etwas Negatives, was man vermeiden, ausgleichen, abbauen sollte, um Streit, Krieg, Burn-out etc. zu verhindern. Das ist wichtig und richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Im Gegensatz dazu stelle ich in meinen Seminaren Spannung als etwas Positives in den Vordergrund: Es steckt große Energie in vermeintlichen Spannungen, in der Koexistenz von gegensätzlichen Polen, in zunächst sich feindlich gegenüberstehenden Sichten, Meinungen, Zielen, Absichten. Man sollte lernen, „auf dem Ozean der Spannungen zu surfen“, um diese Energie für die Gestaltung kreativer Prozesse zu nutzen, mit denen etwas „spannendes“ Neues entsteht. Den evolutionären Umgang mit Spannung, sowohl mit negativer als auch vor allem mit positiver, nenne ich Spannungsmanagement.

Warum ist Spannungsmanagement für Menschen und Organisationen heutzutage von so großer Bedeutung?

Management wird oft als das Organisieren bestehender Systeme gesehen. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, genügend Mittel vorhanden sind, die gesetzlichen Rahmenbedingungen stimmen, keine oder nur geringe Widerstände vorhanden sind, die richtigen Mitarbeiter bereit stehen, die Motivation passt, …, dann sind viele bereit und in der Lage „zu managen“. Es braucht aber gerade in der heutigen – schnelllebigen und anspruchsvollen – Zeit Menschen, die die Fähigkeit besitzen, innovative Systeme (Einrichtungen, Firmen, Projekte, Teams, …) „aus dem Punkt 0 heraus“ zu erfinden und auf die Schiene zu bringen. Hier habe ich durch Selbstbeobachtung beim Aufbau neuer Systeme und im Umgang mit unterschiedlichsten Systemen in Wissenschaft, Wirtschaft, und Politik gelernt, dass der positive Umgang mit Spannung eine ganz zentrale und sehr praktische Rolle spielt. Wer die Einsicht, die geistige Kraft und das menschliche Verständnis hat, dass gegensätzliche Pole „spannend“ sein können und die positive Wurzel und der Wachstumssaft interessanter, evolutionärer Systeme, der kann sehr viel bewegen und dabei selbst erfüllt und begeistert bleiben, d.h. „burning“ statt „burned out“.

Stichwort: Innovative Systeme. Warum tun wir uns mit Innovationen in vielen Organisationen und Bereichen so schwer?

Auch die beharrende Kraft ist ein wichtiger Aspekt der Natur. Wenn es keine Tendenz gäbe, Systeme in ihrer Identität, in ihrem derzeitigen Funktionieren zu erhalten, wäre die Natur und auch die Gesellschaft einseitig und das Ganze wäre nur ein hastiges Fortschreiten von Neuem zu Neuem zu Neuem …. Ohne Beharrung auch kein Genuss des Erreichten! Das „Schwertun“ ist oft auch einfach der Prüfstein, ob unsere Innovationskraft und Kreativität schon gut genug ist, um Bestehendes über Bord zu werfen und durch etwas Anderes zu ersetzen. Es braucht die beharrende Kraft genauso wie die revolutionäre Kraft, die Bestehendes in Frage stellt und vernichtet, und die evolutionäre Kraft, die Neues erfinden und realisieren kann. Trotzdem: Wir vertun auch viele Chancen, Genüsse, Befreiungen, Errungenschaften, weil wir nicht in der Lage sind, aus Widersprüchen größere, interessantere, begeisternde, anregende, höhere, Systeme zu konstruieren. Wir stehen uns da oft selbst im Wege. Das „Schwertun“ ist in manchen Situation also auch Schwerfälligkeit, Trägheit, Unfähigkeit, mangelnde Kreativität, Nicht-Sehen von Chancen, …

Was sollte ein Projektmanager oder eine Projektmanagerin zum Thema Spannungsmanagement wissen und beherrschen?

Erstens, dass jede Entwicklung im Wesentlichen drei Phasen hat: die aufbauende Phase, die bewahrende Phase, und die abbauende Phase hat. Einseitige Identifikation mit nur einer der drei Phasen bringt (organisatorische, intellektuelle, emotionale, soziale, … ) Probleme. Man sollte also lernen, sich in jeder dieser drei Phasen sinnvoll bewegen zu können und zur Gesamtevolution beizutragen.

Zweitens, wie man mit gegensätzlichen Polen in den drei Phasen umgeht (das ist das, was ich Spannungsmanagement im weiteren Sinne nenne). In meinen Seminaren betone ich allerdings den Umgang mit Spannung in der aufbauenden Phase (das ist für mich Spannungsmanagement im engeren Sinne) ganz besonders, weil ich heute dort das größte Defizit orte. Es gibt zahlreiche Seminare zum Umgang mit Spannung in der bewahrenden Phase (Konfliktmanagement, Streitkultur, etc. etc.), aber kaum etwas, wo man lernen kann, wie man vermeintliche Gegensätze in eine positive Kraft zum Erfinden und Umsetzen interessanter neuer Systeme, Lösungen, Aktionen, … umwandeln kann in ein spannendes Ziel- und Aktionsgefüge bzw. wie man dort, wo es keine Spannung gibt, in einem spontanen Kreativakt Spannung ins Leben ruft. Das ist der Hauptinhalt meines Seminars „Spannungsmanagement“.

Drittens, wie man bei der Erfindung und Konzeption innovativer Systeme systematisch mit Leichtigkeit und Offenheit den „Raum aller Möglichkeiten“ aufspannt, aus welchem man dann in einem zweiten, sehr kritischen Schritt die motivierendsten, erfolgversprechenden, spannendsten Möglichkeiten des aufzubauenden neuen Systems auswählt bzw. die spannendsten Lücken im Raum der Möglichkeiten als besondere kreative Herausforderungen identifiziert.

Viertens, wie man Henne-Ei-Problem identifiziert und überwindet, bei welchen die Spannung zwischen „Henne“ und „Ei“ so gelagert ist, dass sie den Start neuer Systeme im Keim zu ersticken drohen. Hier lautet mein Rezept: „Erfinde die Henne und das Ei zur selben Zeit!“ Wie das praktisch geht, ist ein anderer wichtiger Inhalt meines Seminars. Es liegt in der Natur der Sache, dass dieses Rezept nicht theoretisch wirkt, sondern nur im konkreten Fall durch einen individuellen Kreativakt zum Erfolg führt. Man könnte das auch so formulieren: „Den gordischen Knoten nicht mit dem Schwert zerschlagen, sondern die Enden des Knotens weit auseinanderziehen!“

Fünftens schließlich zu sehen und zu erfahren, dass die kreativste Spannung die Spannung zwischen Spannung und Entspannung ist. Gerade in der heutigen Zeit, die von vielen als sehr hektisch, überforderdernd, überspannt, zwischen Polen zerrieben, … empfunden wird, ist es wichtig zu sehen, dass die Dynamik der Natur aus der Stille kommt und dass wir lernen müssen, diese Verbindung zur Stille auch in der größten Dynamik nicht zu verlieren. Oder mit anderen Worten: Spannungsmanagement ist nur im entspannten Bewusstsein möglich. Spannungsmanagement ist im entspannten Bewusstsein am kreativsten. Spannung zu erzeugen und auszunutzen ermüdet nicht, sondern erfrischt, weil es von der stillen Kraft der Natur gespeist wird. Deshalb gehe ich am Ende meines Seminars auch besonders auf Techniken zur Entspannung, nämlich zur Erfahrung der Stille im eigenen Bewusstsein („Meditation“) ein.

Prof. Buchberger, herzlichen Dank für das Gespräch.

Spannungsmanagement lernen

Wenn Sie mehr über das Thema erfahren möchten, dann empfehle ich Ihnen folgendes Seminar von Prof. Buchberger:

Von Punkt 0 auf 100: Innovative Systeme Erfinden und Umsetzen mit Spannungsmanagement

Ich übertreibe nicht wenn ich sage, dass das Seminar von Prof. Buchberger in meinem Leben einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Insofern kann ich es Ihnen nur wärmstens empfehlen.

PM Trends in 2012

Bei ComputerWeekly.com ist dieser Tage ein Artikel mit dem Titel „Top 10 project management trends for 2012“ erschienen (@Nadja, danke für den Hinweis). Der Autor J. LeRoy Ward identifiziert folgende 10 Trends für 2012 (und darüber hinaus):

  1. Programm Management: Umfangreiche, komplexe Vorhaben in Unternehmen aber auch in der Politik / der öffentlichen Verwaltung werden vermehrt als Programme wahrgenommen und organisiert. Allerdings müssen auch die entsprechenden personellen und sonstigen Rahmenbedingungen geschaffen werden.
  2. (Webbasierte) Collaboration Software: Der Erfolg von Projekten steht und fällt mit der Kommunikation und Zusammenarbeit in Teams. Moderne Software Tools (insbesondere webbasierte Collaboration Tools) nehmen weiter an Bedeutung zu und werden in vielen Bereichen schon bald zur Standardausstattung im Projektgeschäft gehören.
  3. Lerntransfer: Die Projekt- (PMO’s) und Personalentwicklungsabteilungen fokussieren sich verstärkt auf den Transfer der Lerninhalte aus Lehrgängen, Seminaren, Coachings etc. in die Praxis (= Wirksamkeit von Personalentwicklungsmaßnahmen) und damit auf die Professionalisierung der Projektmanager/innen und des PM.
  4. Integrierte, hybride PM Ansätze: Unternehmen und Projektteams wenden vermehrt integrierte PM Ansätze an. Prinzipien, Methoden und Vorgehensmodelle aus klassischen und agilen PM Ansätzen werden für den jeweiligen Anwendungsfall sinnvoll miteinander kombiniert.
  5. Prozess- UND Projektmanagement: Die Organisations- und Arbeitsformen (Geschäfts)Prozessmanagement und Projektmanagement werden in der Unternehmens- und Organisationsentwicklung verstärkt miteinander kombiniert (Prozess- und Projektorientierte Organisation).
  6. Interne PM-Zertifikate vs. Zertifikate der großen PM-Verbände: Der Zertifizierungs-Boom im Projektmanagement war in den letzten Jahren enorm. Alleine die Zertifizierung zum PMP® haben weltweit ca. 470.000 Projektmanager/innen absolviert. Demgegenüber steht die steigende Bedeutung interner Zertifizierungs- und Weiterbildungsprogramme (vor allem in größeren Unternehmen und bei öffentlichen Körperschaften). Die Zertifikate der großen PM-Verbände werden weiterhin wichtig sein, doch die spezifischen Bildungsmaßnahmen nehmen an Bedeutung zu.
  7. Erfolgsmessung: Die für das (Multi)-Projektmanagement zuständigen Organisationseinheiten (meist PMO’s) in Unternehmen und öffentlichen Körperschaften werden die PM-Effektivität, den Projekterfolg sowie den Einfluss auf das Gesamtergebnis von Organisationen in Zukunft noch genauer messen und analysieren.
  8. Kampf um die besten Projektmanager/innen: Erfahrene und professionelle Projektmanager/innen werden in vielen Bereichen händeringend gesucht. Die wirkungsvollen Projektmanager/innen werden sich um ihre berufliche Zukunft keine Sorgen machen müssen.
  9. Kundenorientierung: „Wertschöpfung für den Kunden“ wird zur maßgebenden Erfolgsgröße im Projektmanagement. Die kundenzentrierte Betrachtung des Projekterfolges löst somit das „magische Dreieck der Projektziele“ (scope, budget, time) schrittweise ab.
  10. PM Assessment: Aufgrund der weiter steigenden Bedeutung versuchen die HR-Abteilungen vermehrt, die Leistungsfähigkeit und Professionalität von Projektmanager/innen mit so genannten Assessment-Tools zu messen.

Kritik

J. LeRoy Ward hat einige Trends identifiziert, die ich voll und ganz teile (z.B. # 2, 3, 4, 5, 8). Andere Punkte treffen in meiner Wahrnehmung aber auf Europa bzw. die deutschsprachigen Länder nur bedingt zu (z.B. # 1, 6, 7, 9, 10.). Begründung:

  • ad. 1: Es wäre zwar dringend notwendig, große Vorhaben von strategischer Bedeutung als Programme abzuwickeln, eine wirklich deutliche Bewusstseinsbildung im Top-Management und in der Politik in diese Richtung (geschweige denn ein gezieltes Vorgehen in diese Richtung) sehe ich aber noch nicht.
  • ad. 6: PM Zertifizierungen haben meines Erachtens in den USA einen wesentlich größeren Stellenwert als in Europa. Entsprechend kann ich den „Shift“ in Richtung interner Zertifizierungsprogramme noch nicht erkennen. Was ich hingegen absolut teile ist die implizite Kritik an den PM-Zertifizierungen, denn die sind meines Erachtens tatsächlich zu hinterfragen.
  • ad. 7: Eine sinnvolle und gezielte Messung und Bewertung der Wirksamkeit und des Erfolges im PM ist unbestritten. Allerdings kann ich auch hier noch keinen wirklichen Trend in diese Richtung feststellen – leider.
  • ad. 9: In meinem Verständnis ist das „Triple Constraint“ (Magisches Dreieck der Projektziele) aktueller und relevanter denn je. Denn die Stärke des Modells liegt genau in der Einfachheit. Den Trend in Richtung Kunden- und „Value“-Orientierung sehe ich natürlich schon auch. Ich verstehe aber nicht, warum wir deshalb das Triple Constraint in Frage stellen sollen?
  • ad. 10: Das stärkere Hinterfrage der notwendigen Kompetenzen im Projektmanagement sehe ich sehr wohl als einen sehr wichtigen Punkt an. Aber auch hier ist meine Meinung: Eine Entwicklung in diese Richtung kann ich noch nicht feststellen.
Über eine rege Diskussion zu den PM Trends in 2012 (und darüber hinaus) würde ich mich freuen!

Professionalität im Projektmanagement

Die Erfolgsquote in Projekten ist insgesamt betrachtet katastrophal. Gründe hierfür gibt es einige. Ein zentraler Aspekt ist aber sicher die Mittelmäßigkeit und Unprofessionalität, mit der das Projektgeschäft nach wie vor betrieben wird. Wir brauchen mehr Profis, sowohl im unmittelbaren Management („manage the system„; Arbeit im System) als auch in der Gestaltung der Rahmenbedingungen für professionelle Projektarbeit („lead the system-change„; Arbeit am System).

Prof. Dr. Gunter Dueck (Mathematiker, Ex-CTO bei IBM, Vordenker, Autor, Philosoph) hat in diesem Zusammenhang kürzlich ein hervorragendes Buch veröffentlicht: „Professionelle Intelligenz – Worauf es morgen ankommt.“ Ich habe die Lektüre über die Weihnachtsfeiertage förmlich verschlungen. Zugegebenermaßen sind einige Inhalte des Buches nicht ganz neu, aber in dieser Kombination und Ausprägung halte ich Duecks Aufruf zur „Professionellen Intelligenz“ für bahnbrechend. Nicht mehr, und nicht weniger.

Wir brauchen auch im Projektmanagement mehr Professionalität. Wir dürfen uns nicht weiter mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben. Und übrigens können in diesem Zusammenhang auch hervorragende Fachexpert/innen mittelmäßig sein, wenn sie nämlich nicht über ein ausreichendes Portfolio aller Teilintelligenzen verfügen.

Übrigens habe ich verblüffende Ähnlichkeiten zwischen Duecks Werte-Modell (S. 66 im Buch, Folie 16 in der Präsentation) und meinem IPM-Modell festgestellt. Auch er spricht sich vehement für eine Integration der verschiedenen Polaritäten und vermeintlichen Widersprüche aus.

Das ist die Art von Professionalität, die wir in Zukunft brauchen! Reines Fachexpertentum ist zu wenig. Viel zu wenig.

PS: Prof. Dueck hat sich bei mir gemeldet, ob er die Folien im Originalformat bekommen kann. Bin schon gespannt, ob er sie in einem seiner Vorträge verwenden wird. Mich würd’s natürlich freuen!

Mehr Dankbarkeit in 2012

Das, was ich jetzt schreibe, war eigentlich gar nicht geplant. Es war vielmehr ein sehr spontaner Gedanke, der sich aber sofort richtig angefühlt hat.

Gelassenheit

Vorab aber ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Ich glaube, es war zum Jahreswechsel 2004/2005. Ich hatte ein mittelmäßig erfolgreiches Jahr hinter mich gebracht – mit einigen Entwicklungen war ich nicht zufrieden. Aus nicht nachvollziehbaren Gründen bin ich in kurzer Zeit mehrmals über den Begriff der „Gelassenheit“ gestolpert. Plötzlich wurde mir klar, dass mein Leben etwas mehr Gelassenheit vertragen könnte. So fokussierte ich mich – auch mit Hilfe einiger Techniken, die ich vor einigen Jahren in einem intensiven Hypnose-Lehrgang erlernt hatte – über einige Wochen und Monate fast täglich auf den Begriff.

Rückblickend betrachtet hat dieser spontane Neujahrsvorsatz bei mir einiges bewirkt. Ich wurde in Summe wesentlich ruhiger (was sich gleichzeitig positiv auf meine Konzentrationsfähigkeit auswirkte). Besonders zu Gute kam mir meine neue Gelassenheit in Akquisegesprächen, Präsentationen oder Moderationssituationen mit einem großen Publikum. Ich konzentrierte mich kurz auf meine Gelassenheit, versuchte, bewusst im Hier und Jetzt zu sein, und die darauf folgende Situation verlief in der Regel erfolgreich.

Dankbarkeit

Mein Begriff für 2012 (und darüber hinaus) wird „Dankbarkeit“ sein. Auf die Idee gebracht hat mich der Benediktinermönch David Steindl-Rast (Foto oben). Ich habe vor wenigen Tagen einen Podcast mit einem seiner Vorträge gehört. Das, was er dort sagte, fügte sich wie ein fehlender Mosaikstein in viele vorangegangene Gedanken und Eindrücke. Sie kennen das sicher, wenn sich plötzlich im Kopf ein paar Knoten lösen (auch A-Ha-Effekt genannt 🙂 ).

Wenn ich Ihr Interesse geweckt habe, dann empfehle ich Ihnen, in einer ruhigen Stunde den Vortrag von David Steindl-Rast anzuhören (Download oder direkt auf ORF.at). Es lohnt sich.

Nachtrag: Gerade habe ich ein ausführliches Interview mit David Steindl-Rast gefunden, welches vor einiger Zeit im Schweizer Fernsehen gesendet wurde. Wenn Sie dem Podcast das „bewegte Bild“ vorziehen, dann empfehle ich Ihnen dieses Video: