Methodenkompetenz im Projektmanagement

In letzter Zeit habe ich mich vermehrt mit der Frage auseinander gesetzt, welche Kompetenzen und Fähigkeiten ein/e Projektleiter/in benötigt, um Projektteams wirkungsvoll führen zu können. Meine Überzeugung ist:

  • Gutes Projektmanagement ist im Kern gutes Management.
  • Die Fähigkeiten, die für gutes (Projekt)Management notwendig sind, kann man lernen.
  • Gute Manager/innen sind lösungs- und handlungsorientiert (gehen aber natürlich nicht kopflos oder unbedacht vor).
  • Handlungsorientierung: Wissen > Können > Wollen > TUN
    • Wissen: Ausreichende Kenntnis über z.B. Funktionsweise und Prinzipien komplexer sozialer Systeme, PM Methoden…
    • Können: personale, fachliche, soziale, methodische Kompetenzen > Management- und Führungskompetenz
    • Wollen: Identifikation mit der Funktion des Projektleiters / der Projektleiterin
    • TUN: Resultat- und Handlungsorientierung; positive, aktive Haltung
  • Wir brauchen mehr Professionalität und Exzellenz im (Projekt)Management!

Mit einer Gruppe von Studierenden habe ich vor längerer Zeit eine Übung zum Thema „Methodenkompetenz“ durchgeführt. Hierbei sind wir der Frage auf den Grund gegangen, welche methodischen Fähigkeiten ein/e Projektmanager/in benötigt, um Struktur und Ordnung in komplexe Projektvorhaben zu bringen.

Hier das Ergebnis (PDF):

Über konstruktive Kritik, Ergänzungen, Anregungen etc. via Kommentar würde ich mich sehr freuen!

11 Gedanken zu „Methodenkompetenz im Projektmanagement“

  1. Selbstverständlich reflektiert das PDF eine sinnvolle Ansammlung der Kompetenzen und Fähigkeiten welche im Projektmanagement notwendig sind. Spontan möchte ich jedoch zwei Punkte anmerken: – 1) Je nach Tätigkeitsumfeld, Projektauftrag und Projektteam ist die Wichtigkeit dieser Kompetenzen und Fähigkeiten sehr unterschiedlich gewichtet. Deshalb kann für verschiedene Projekte jeweils ein anderes Individuum die ‚ideale‘ PM Besetzung sein (das ist meine Erfahrung als Manager von PMs) – 2) Der/Die PM muss seine/ihre Stärken und Schwächen kennen und offen damit umgehen. Somit kann er/sie Unterstützung anfordern falls diese schwächeren Kompetenz- oder Fähigkeitsbereiche für ein aktuelles Projekt ‚wichtig‘ sind.

  2. Kurze Anmerkung zu dem Punkt „Die Fähigkeiten, die für gutes (Projekt)Management notwendig sind, kann man lernen.“

    Dem stimme ich nur bedingt zu. Natürlich kann ich Methodenkompetenz durch Trainings erlangen. Nach meiner Erfahrung sind die besten PM jedoch die, die eine hohe Sozial-/und Kommunikationskompetenz mitbringen und dazu einen gesunden Menschenverstand haben. Ich kenne überaus intelligente PM, die können noch hunderte Trainings absolvieren und werden über das Mittelmaß nicht hinaus kommen. Und im Gegenzug gibt es Leute, die Projektmanagement „aus dem Bauch“ machen. Diese sind typischer Weise mit sehr hoher Sozialkompetenz und entsprechenden kommunikativen Fähigkeiten ausgestattet. Gib diesen Leuten ein Basis-Set an Methoden und ein paar Projekte zum Erfahrung sammeln, dann kannst Du sie bald in beliebig komplexen Projekten einsetzen. Dieses Level ist ohne die entsprechenden persönlichen Voraussetzungen nicht erlernbar. Ich nenne das „Projektmanagement-Gen“ 😉

  3. Danke für den diesen Beitrag zu einem wichtigen Thema.
    Zwei Anmerkungen dazu:

    1. Ich finde die Darstellung der Handlungskompetenz mit Wissen/Können/Wollen/Tun sehr gelungen. Die Annahme, man könne dies lernen, möchte ich gerne ergänzen.
    Meiner Erfahrung nach sind viele Projekte zu komplex, als dass sie vom menschlichen Gehirn vollständig durchdrungen werden können. Demnach sind sie analytisch-methodisch nicht (oder zumindest nicht optimal) zu bewältigen. Hier sind Projektleiter sehr wertvoll, die – wie Seven schon schrieb – aus dem Bauch heraus das Richtige tun. Aus meiner Sicht handelt es sich dabei um Intuition, die aus entsprechenden Erfahrungen erwachsen ist.
    Solche Kompetenzen kann man wohl nur dadurch lernen, dass man die richtigen Erfahrungen macht.

    2. Die Zusammenstellung der Kompetenzen ist interessant. Das macht deutlich, wie vielschichtig der Job eines Projektleiters ist. Man könnte noch nach der Kompetenz fragen, andere zu überzeugen und zum Mitmachen zu bewegen. Reicht Gesprächsführung und Präsentationskompetenz dafür aus?

  4. Ich finde der Begriff Projektmanagement-Gen trifft den Nagel auf den Kopf.
    Viele Methoden sind erlernbar aber ohne Sozial/Kommunikations-und Führungskompetenz wird das nichts.

  5. @Blu: Danke für den Input.

    Ich teile Ihre Meinung nur bedingt. Selbstverständlich wird ein erfahrener IT-Projektmanager nicht auch automatisch ein guter Projektmanager im Anlagenbau sein.

    Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass die wesentlichen Führungs- und Managementkompetenzen in allen Projektbereichen mehr oder weniger identisch sind. Denn meine Überzeugung ist: Wenn jemand das Wissen, die Fähigkeiten und das Talent zur wirkungsvollen Führungskraft hat, dann ist der Einsatzbereich sekundär.

  6. @Sven + @Erwin Fischer: Es stimmt selbstverständlich, dass nicht jeder Mensch die Talente für den Beruf des Projektleiters mitbringt. Trotzdem – oder gerade deswegen – glaube ich BEDINGUNGSLOS an das Entwicklungspotenzial von Menschen. Alle Menschen können sich in allen Bereichen des Lebens weiter entwickeln. Natürlich unter der Voraussetzung, dass die „Entwicklungsbedingungen“ (Lernumfeld) stimmen und die grundsätzliche Motivation zur Entwicklung vorhanden ist.

    Ich halte es nämlich für einen gefährlichen Glaubenssatz, dass man Management (und im speziellen soziale Fähigkeiten) nicht lernen kann. Denn diese Haltung verhindert in der Praxis allzu oft die Entwicklung und das Wachstum von Menschen, Teams und ganzen Organisationen.

  7. @ Ingo Geppert:

    ad 1) Dem stimme ich voll und ganz zu. Der geniale Prof. Kruse hat’s in diesem (für mich legendären) Interview auf den Punkt gebracht:

    http://pm-blog.com/2010/12/02/lasst-uns-das-doch-pragmatisch-angehen/

    ad 2) Die Kompetenz der „Sinnkopplung“, wie es Gebhard Borck sagen würde, ist tatsächlich eine Fähigkeit mit zunehmender Bedeutung. Denn in dynamischen und zeitweise hektischen Umfeldern wird die Orientierung an übergeordneten Zielen, Werten und Prinzipen immer wichtiger. (Prof. Dr. Gunter Dueck bezeichnet diese Kompetenz in seinem Buch übrigens als MQ – Meaningful Quotient – http://pm-blog.com/2012/01/08/professionalitat-im-projektmanagement/ Folie 26).

    Natürlich reicht Gesprächsführung und Präsentationskompetenz in dem Zusammenhang nicht aus. Aber die von Ihnen angesprochene Kompetenz würde ich auch nicht dem Bereich der Methodenkompetenz zuordnen (sondern eher der personalen Kompetenz / Persönlichkeitskompetenz).

  8. @ S.Hagen

    ad 2) Wie grenzen Sie die Persönlichkeitskompetenz von der Methodenkompetenz ab?

    Wenn ich unterstelle, dass ich Persönlichkeitskompetenz auch lernen kann, handelt es sich ja ebenso um die Fähigkeit, bestimmte Methoden anzuwenden.

    Vielleicht könnte man sagen, die Methoden der Methodenkompetenz dienen dem Umgang mit Sachfragen, die Methoden der Persönlichkeitskompetenz hingegen dem Umgang mit Menschen?

  9. @S.Hagen

    In keinem der Posts wurde gesagt, dass Sozial- oder Kommunikationskompetenzen nicht erlernbar seien. Grundsätzlich teile ich Ihre Einschätzung, dass (fast) jeder (fast) alles erlernen kann.

    Die oben getroffene Aussage ist eine andere. Nämlich dass diese Kompetenzen ungleich schwerer erlernbar sind als die fachlichen PM Methoden. Das beginnt bereits bei der Selbstreflexion. Im Normalfall sind Menschen viel eher bereit, Schwächen in den Methoden einzugestehen denn Schwächen in der Sozialkompetenz. Aber ohne diese Selbsteinsicht kann man sich nicht verbessern.

    Ehrlicher Weise stelle ich lieber einen sozialkompetenten PL Anfänger ein und lasse ihn die notwendigen fachlichen Werkzeuge erlernen als dass ich einen erfahrenen PL mit einem breiten fachlichen Werkzeugkasten einstelle, dem es aber an Sozialkompetenz mangelt. Denn im worst case fange ich an dieser Stelle an Themen aufzuarbeiten, die bereits in Kindheit und Jugend des jeweiligen Mitarbeiters hätten ausgeprägt werden müssen. Hinzu kommt, dass nun einmal nicht jeder Mensch die gleichen Begabungen mit sich bringt, was nicht schlimm ist, aber das Erlernen leichter oder schwerer macht. Und ob uns das gefällt oder nicht – wir leben in einer wirtschaftlich orientieren Welt, d.h. ich überlege mir sehr genau, wie viel Weiterbildung ich in einen PL investieren muss um ihn zu einem guten PL zu machen und wie hoch dafür die Erfolgsaussichten überhaupt sind. Hier ist natürlich auch die angestrebte „Endausbaustufe“ zu berücksichtigen; brauche ich zukünftig einen Senior PL der großprojekt-/programmtauglich ist oder reicht auch ein mittleres Level, weil ich nur kleine oder mittelkomplexe Projekte zu betreuen habe. Die Sozialkompetenz brauche ich in allen Projekt Dimensionen, das Methodenwissen und die Erfahrungen mit zunehmender Projekt Komplexität.

    Mir ist bewusst, dass ich in meiner Argumentation mit schwarz-weiss Beispielen arbeite und die Graustufen nicht ausreichend berücksichtige. Dies soll nur der Verdeutlichung meiner Ansichten / Erfahrungen dienen, natürlich ist die Welt nicht schwarz-weiss und dem entsprechend kann man auch nicht nur schwarz-weiss entscheiden 😉

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