Neulich habe ich im Rahmen von Projektmanagement TV ein kurzes Interview mit Christian Kotzbauer, Deutschland Geschäftsführer der Genius Inside AG, geführt. Es ging um die Frage, welche Bedeutung das Konzept „Enterprise 2.0“ im Zusammenhang mit dem Anwendungsbereich Projektmanagement hat.
Wir haben uns an der Wikipedia-Definition orientiert:
„Enterprise 2.0 bezeichnet den Einsatz von Sozialer Software zur Projektkoordination, zum Wissensmanagement und zur Innen- und Außenkommunikation in Unternehmen. Diese Werkzeuge fördern den freien Wissensaustausch unter den Mitarbeitern, sie erfordern ihn aber auch, um sinnvoll zu funktionieren. Der Begriff umfasst daher nicht nur die Tools selbst, sondern auch eine Tendenz der Unternehmenskultur – weg von der hierarchischen, zentralen Steuerung und hin zur autonomen Selbststeuerung von Teams, die von Managern eher moderiert als geführt werden.“
Einige Kernaussagen des Interviews waren:
- Kommunikation ist das A und O in Projekten.
- Enterprise 2.0 bzw. Projektmanagement 2.0 Werkzeuge machen im Kern nichts anderes, als Kommunikation zu unterstützen und dadurch die Zusammenarbeit zu verbessern.
- Die Chance solcher Werkzeuge liegt klar in einer höheren Effektivität und Effizienz der Zusammenarbeit.
- Eine Gefahr kann die große Informationsmenge darstellen, die durch solche Tools entstehen kann.
- Unternehmens sollten sich vor der Einführung webbasierender Tools mit der Frage beschäftigen, ob die spezifische Unternehmenskultur „reif“ für einen Einsatz ist.
- Die Einführung webbasierender, kollaborativer PM Tools muss in jedem Fall gut geplant und begleitet werden.
Mein persönlicher Zugang zu dem Thema ist:
- Die Zukunft im Projektmanagement ist definitiv „webbasiert“.
- Es gibt nicht „das eine richtige“ Tool. Vielmehr muss das Tool zur jeweiligen Strategie, den Strukturen, der Kultur und den PM Prozessen des Unternehmens passen.
- Idealerweise wird die Anwendung moderner IT Tools von der Unternehmensführung vorgelebt, unterstützt und eingefordert.
- Die Anwendung moderner Webtechnologien („Enterprise 2.0“, „Projektmanagement 2.0“) birgt das Potenzial, die Kultur der Zusammenarbeit in Organisationen nachhaltig zu verändern. Jeweils natürlich unter der Voraussetzung, dass es sich um einen bewussten und von der Unternehmensleitung unterstützten Prozess handelt.
Wenn Enterprise 2.0 mit der Koordination von Projekten in Verbindung gebracht wird und der freie Wissensaustausch unter Mitarbeitern gefordert wird, sowie von Werkzeugen, Kultur bis hin zu Werten gesprochen wird, dann ist mir die Fokusierung auf das Thema Kommunikation als das A und O in Projekten zu früh beendet!
Ich kann verstehen, dass man immer wieder auf das Thema Kommunikation als kritischen Erfolgsfaktor von Projekten kommt. Das aber die Erkenntnisse aus Befragungen zu den Gründen für das Scheitern von Projekten, immer wieder zum Postulat erhoben wird, macht deutlich warum man immer noch mit vielen Projekten scheitert und die Implementierung von agilem beziehungsweisen intergriertem (PM-) Management in der Praxis nicht so richtig weiter kommt.
Mir ist beispielsweise nach 25 Jahren kein Changeprojekt bekannt, dass ursächlich wegen mangelhafter Kommunukation gescheitert ist. Ich erfahre auch nicht, dass ursächlich die Werte oder Kultur eines Unternehmens das Problem im Change- oder Projektmanagement sind. Weit oberhalb auf der Skala der häufigsten Probleme und Hindernisse stehen einige wenige MENSCHEN, die die Verantwortung tragen und den entscheidenden bestimmenden Faktor darstellen.
Das so genannte A und O sind Entscheidungbereitschaft, Machtstreben, Dummheit, Angst, Hass und viele andere Persönlichkeitsmerkmale. Aus meiner Sicht ist es nicht ausreichend Methoden und Prozesse oder Überbegriffe wie Kultur und Werte anzuführen, wenn etwas nicht so funktioniert wie wir es gerne hätten. Über allem stehen einzelne Menschen mit Ihren Persönlichkeiten die nicht mit Tools oder Philosophien etc. erklärt werden können. Es sind Persönlichkeiten, die für den Erfolg stehen und diese sind dann nicht unbedingt Psychologen oder Theologen, sondern Menschen die sich und andere wissens- und gefühlsbasiert verstehen und einen gesunden Menschenverstand sowie andere gute Merkmale besitzen.
Es heisst doch Menschen und Interaktionen sind wichtiger als Prozesse und Werkzeuge, Warum wird dann beispielsweise immer wieder über den Prozess der Kommunikation und passende Werkzeuge für die Interaktion gesprochen. Wenn Menschen entscheident sind, dann sind PERSÖNLICHKEITEN gefordert und alles andere sind nur Vehikel für ein gutes Management.
Alle „Systemdenker und Techniker“ im Management werden weiter an Ihre Grenzen stoßen und scheitern wenn nicht die Begriffe PERSÖNLICHKEIT, BEWUSSTSEIN, KOMPETENZ und ZEIT gebraucht werden um an Kommunikation, Selbststeuerung oder Veränderung etc. zu arbeiten. Dinge scheitern oder kommen nicht weiter weil die falschen Leute, falsch gedacht haben. WIR BRAUCHEN ZUERST PERSÖNLICHKEITEN UND DANACH METHODEN ODER TOOLS.
Gruss Andreas Christian Habicht