Professioneller Umgang mit Komplexität

Gestern hatte ich die Ehre und das Vergnügen, beim „Projektmanagement Dialog“ der spm (swiss project management association) einen Input zum Thema „Professioneller Umgang mit Komplexität in Projekten“ beizutragen. Ich habe zwar den Titel der Veranstaltung aufgegriffen (Haben Sie Ihr Projekt im Griff? – Komplexität im Projektalltag: was ist Komplexität und wie geht man souverän mit ihr um), aber gleich klar gestellt, dass der Titel eigentlich falsch ist. Denn Komplexität in Projekten kann man nicht im Griff haben. Man kann lediglich versuchen, aufgeklärt und professionell damit umzugehen.

Hier die Präsentation zum Durchklicken:

Auf einige Punkte in der Präsentation möchte ich kurz eingehen:

  • Folie 8: MENSCHEN können komplexe Probleme und Herausforderungen bewältigen – und nur Menschen. Ziel muss es sein, das Potenzial von Menschen und vor allem von Teams für die Problemlösung zu nutzen. Dabei gilt: Je mehr Vielfalt und Heterogenität, umso besser.
  • Folie 10: Warum ist Komplexität ein Thema? Die Komplexität steigt rasant an, weil wir uns am Übergang in die – wie es Prof. Dr. Dirk Baecker bezeichnet – „Vernetzte Gesellschaft“ sind. In diesem Video finden Sie die Erklärung dafür.
  • Folie 12: Warum ist Komplexität ein Thema? IBM CEO Studie 2010
  • Folie 14: Wir müssen die Komplexität des Systemumfeldes im eigenen System (z.B. im Projekt oder im Unternehmen) aufzubauen (Ashby’s Law of Requisite Variety). Gleichzeitig haben wir die Problematik, dass die meisten Menschen diese systembezogene Komplexität als anstrengend, chaotisch oder ineffizient wahrnehmen. Ein Dilemma, der nicht leicht aufzulösen ist (siehe hierzu auch Folie 15).
  • Folie 16: Teams sind in der Lage, die notwendige Komplexität aufzubauen, um WIRKLICH innovative und kreative Lösungen zu generieren. Diese Fähigkeiten hat ein einzelner Mensch (z.B. der/die Projektleiter/in) in der Regel nicht. Entsprechend sollte sich (Projekt)Management darauf konzentrieren, das Potenzial des Teams zur Entfaltung zu bringen.
  • Folie 18: Ein zentrales Modell im Umgang mit Komplexität ist die „Diverging-Converging Logik„.   Probleme müssen zuerst „aufgemacht“ und möglichst gut verstanden werden (Fokus auf Effektivität), um in einem nächsten Schritt gute Lösungen zu erarbeiten (Fokus auf Effizienz).
  • ab Folie 19: Hier habe ich 10 konkrete Methoden und Tipps beschrieben, die wir in der Projektpraxis immer wieder anwenden. Mir war und ist die Gefahr bewusst, dass diese Tipps rezepthaft rüber kommen. Dies wiederum wäre ein Widerspruch zur Aussage auf Folie 6: „Es gibt keine Patentrezepte“. Wir brauchen am Ende des Tages Methoden, um den Rahmen für gelingende Teamarbeit zu schaffen. Gleichzeitig liegt der absolute Knackpunkt aber in der Art und Weise, wie ein Projekt geführt wird (Folie 29).

Und genau dort – nämlich beim Thema der achtsamen, aufgeklärten und systemischen Führung in komplexen Projekten – sind wir an dem Punkt, wo ich mir schwer tue, das in einem einfachen Blogpost zu vermitteln. Genau deshalb konzipieren wir derzeit einen Weiterbildungslehrgang „Systemisches Projektmanagement“. Dort werden wir das Thema mit den Teilnehmer/innen vertieft beleuchten und trainieren. Weitere Infos folgen.

So far… Schönes Wochenende!

6 Gedanken zu „Professioneller Umgang mit Komplexität“

  1. Pingback: @pNachhaltig
  2. Pingback: @kiLearning
  3. Vielen Dank Stefan Hagen! Das passt Thema Komplexität passt wunderbar in die 35 Gründe für Kunst und Kultur und ergänzen diese. Anhand der Folien kann man sehr gut erkennen, dass Kunst und Kultur vor allem im Lernprozess angedockt werden kann. Spannend fände ich, wenn man die Erkenntnisse aus dem Projektmanagement mal auf die Ideen im Bereich der kulturellen Bildung in der Jugendarbeit wirft und schaut, was passiert.

  4. Pingback: @TRENDscout_
  5. Leider ist die spm nicht viel weiter gekommen: an der heutigen Frühjahrstagung (23.5.13) gab es ein Referat „Wirksamer Umgang mit Komplexität“, wo der Referent zitiert hat: „pragmatische Definition: Komplexität ist alles, was uns von der Projektlösung entfernt“.
    🙁
    Wie lang müssen wir noch warten, bis die PM-Community den Fachbegriff Komplexität richtig versteht anstatt ihn inflationär und unqualifiziert als Hauptbegriff des Bullshit-Bingos anzuwenden?

    1. Hallo Philippe,

      ich gebe Dir 100%-ig recht. Der Komplexitätsbegriff wird nach wie vor inflationär und häufig falsch verwendet – leider besonders häufig in der PM Community. Ich denke, es gibt nur ein Mittel dagegen: Kompetenz aufbauen (auch jenseits des Zertifizierungs-Wahns), reflektierter Austausch zu relevanten Führungs- und Organisationsthemen und dranbleiben, dranbleiben, dranbleiben…

      LG, Stefan

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