Eine „goldene Regel“ des Projektmanagements lautet: Kein Projekt ohne klare Ziele. Keine Ziele – kein Erfolg. Grundsätzlich ist dem nichts hinzu zu fügen. Fast nichts…
Ich denke, dass wir uns in vielen Projekten wesentlich intensiver mit dem eigentlichen, zu lösenden Problem auseinander setzen sollten. Denn erst wer das Problem begriffen hat, kann die richtigen Ziele festlegen, um dann auch auf zukunftsfähige Lösungen zu kommen.
Umgang mit Problemen in der (Projekt)Praxis
In diesem Zusammenhang habe ich in den letzten Jahren folgendes immer wieder beobachtet:
- Ziele sind häufig zu abstrakt und sachlich formuliert. Kognitiv verstehen die beteiligten Menschen diese Ziele, aber es baut sich kaum Energie auf. Genau diese emotionale Spannung ist aber notwendig, um das Ziel auch erreichen zu WOLLEN.
- Durch die reine Definition der Ziele ist noch nicht sicher gestellt, dass den Beteiligten auch der Sinn und Zweck des Projekts klar ist. Dies ist aber entscheidend, um beispielsweise ein echtes Team zu bilden. Erst durch eine ausreichende Auseinandersetzung mit dem Problem wird klar WARUM das Projekt wichtig ist.
- Die Auseinandersetzung mit dem Problem fällt in den meisten Projekten viel zu kurz aus. Denn es soll ja möglichst schnell ein Projektauftrag, ein Vertrag oder ein klarer Projektplan auf den Tisch. Dadurch stürzen sich Teams schon nach kurzer Zeit auf mögliche Lösungen, bevor sie überhaupt das Problem richtig verstanden haben. Ineffizienz oder gar Scheitern sind vorprogrammiert.
- Das, was auch in Change Management Ansätze wie z.B. jenem von C. Otto Scharmer (Theorie U) als „authentische Wahrnehmung“ bezeichnet wird, fehlt in vielen Projekten. Die Menschen, die an der Lösung arbeiten, haben nicht wirklich verstanden und gefühlt, was das Problem eigentlich bedeutet. Folglich können in diesen Projekten auch keine wirklich brauchbaren Lösungen entstehen.
Zwischenfazit: Klare Ziele sind wichtig, aber ein ausreichendes Verständnis des zu Grunde liegenden Problems muss VORHER entwickelt werden.
Zitate zum Thema „Problem“
Viele Gelehrte und weise Denker haben sich mit dem „Problem-Problem“ schon auseinander gesetzt. Beispielhaft möchte ich einige anregende Zitate anführen:
- „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ (Albert Einstein)
- „Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.“ (Galileo Galilei)
- „Talente finden Lösungen, Genies entdecken Probleme.“ (Hans Krailsheimer)
- „Ein Problem ist halb gelöst, wenn es klar formuliert ist.“ (John Dewey)
- „Hauptursache der Probleme sind die Lösungen.“ (Eric Savareid)
Ein- und Zwei-Ebenen Ansatz
Es gibt eine Fülle an Ansätzen und Theorien, wie man sich Problemen nähern sollte. Besonders spannend finde ich die Differenzierung in die Betrachtung von Problem und Lösung auf einer oder auf zwei Ebenen. Der Systemiker Matthias Varga von Kibéd erläutert diese beiden Ansätze in folgendem Video:
Fazit
Vielleicht stellen Sie sich nun innerlich die Frage: „So what?“
Ich möchte hier aber bewusst keine vermeitlichen Patentrezepte und -lösungen für das „Problem-Problem“ anbieten. Denn genau diese trivialisierende Haltung ist es, die uns bei richtig schwierigen, komplexen Problemen immer wieder in die Sackgasse führt.
Vielmehr möchte ich Sie ermutigen, das „Problem-Problem“ in Ihren Projekten im Hinterkopf zu behalten und sich immer wieder mal zu fragen: „Haben wir das Problem eigentlich ausreichend und richtig verstanden?“
Schönes Oster-Wochenende! 😉
3 Gedanken zu „Was ist eigentlich das Problem?“