Gestern trafen sich die Organisator/innen der PM Camps in Hamburg, um über den Status Quo und die Zukunft unserer „PM Camp Bewegung“ nachzudenken. Ich habe dem Strategie Meeting in mehrerlei Hinsicht gespannt entgegen geblickt. Denn auch in diesem Jahr kommen voraussichtlich zwei weitere Veranstaltungsorte dazu, nämlich Hamburg und Barcelona und ab 2016 Mallorca.
PM Camps: Warum und Wozu?
Für mich persönlich ist der Austausch zum PM Camp Leitbild der bedeutsamste Tagesordnungspunkt unserer jährlichen Treffen. Denn wir brauchen eine klare, kollektive Vorstellung vom „Warum und Wozu?“ der PM Camps. Nur so kann sich das Format entwickeln und überlebensfähig bleiben.
Wir haben die Formulierungen zum PM Camp Leitbild seit 2011 regelmäßig weiter entwickelt und ergänzt. Für mich ist der Kerngedanke aber weiterhin: Wir wollen lebendige Räume schaffen, in denen echtes, gemeinsames Lernen gelingen kann. Was funktioniert in der Praxis? Welche Erfahrungen haben wir gemacht? Welche Praktiken und Prinzipien müssen wir bewahren, wo müssen wir UMDENKEN?
(Echtes) Lernen – kein einfaches Unterfangen.
Wenn man sich mit Lernen etwas näher auseinander setzt, wird man rasch feststellen, dass es sich um ein recht komplexes Thema handelt. An drei Modellen möchte ich kurz skizzieren, was Lernen und PM Camps miteinander zu tun haben.
Die Baum-Metapher
Meine Lieblings-Metapher im Kontext individuelles Lernen, Teamlernen und organisationales Lernen schlechthin ist der Baum. Er symbolisiert ein lebendiges und lebensfähiges System, eingebettet in einen größeren Kontext, ein Ökosystem. Anhand des Baumes kann leicht erklärt werden, dass wir in der Praxis häufig Symptombekämpfung an der Oberfläche betreiben, obwohl die wahren Ursachen für Erfolg oder Misserfolg tiefer liegen, nämlich bei den Wurzeln.
Was hat das mit dem PM Camp zu tun?
Wir möchten durch das, was bei PM Camps für Teilgeber/innen sicht- und erlebbar ist, eine tiefere (systemische) Haltung vorleben und anregen, sich damit auseinander zu setzen. Denn die Zeit der symptomatischen Lösungen und „Kochrezepte“ ist endgültig vorbei, vor allem im Zusammenhang mit den Themen Organisation, Führung und Management.
Magic happens outside the comfort zone…
Persönliches Wachstum ist nur außerhalb der Komfortzone möglich. Es liegt in der Natur der Sache, dass wir uns aber am liebsten auf das berufen, was wir wissen. Oder besser: Was wir glauben zu wissen.
Denn vielfach überschätzen wir unsere Fähigkeiten maßlos. Dies kann vor allem bei sehr erfolgreichen Menschen oder Organisationen passieren. Denn die Tatsache, dass uns ein bestimmtes Verhalten zum Erfolg geführt hat heißt noch lange nicht, dass dies morgen und übermorgen auch noch der Fall sein wird.
Menschen müssen aber offen und bereit sein, ihre (möglichen) blinden Flecken zu erkennen und sich auf Neues einzulassen. Nur so kommen sie von der Stufe der unbewussten Inkompetenz auf die Stufe der bewussten Inkompetenz. Im Idealfall entsteht genau hier ein kleiner Aha-Effekt. „Das ist ja interessant, erzähl‘ mir mehr davon.“
Dann beginnt – im Idealfall – der anstrengende Teil. Denn von der bewussten Inkompetenz zur bewussten Kompetenz gibt es nur einen Weg: Wissen aufnehmen, verarbeiten und Training, Training, Training. Erfolgreiche Sportler/innen machen es uns vor.
Die höchste Stufe ist schlussendlich, dass wir unser erlernten Fähigkeiten unbewusst abrufen können. Am Beispiel des Autofahrens wird der Unterschied deutlich, wenn Sie nach der Fahrschule irgendwann nicht mehr bewusst über „kuppeln, Gang einlegen, Gas geben…“ nachdenken müssen.
Was hat das mit dem PM Camp zu tun?
Wir möchten bei PM Camps einen Rahmen schaffen, in dem sich Menschen mit möglichst unterschiedlichen und heterogenen Sichtweisen auf Augenhöhe und in einem Klima der gegenseitigen Wertschätzung austauschen können. Durch diese vielen, neuen Impulse sollen lebendige Lernprozesse angestoßen werden, die Lust auf mehr machen. Zudem wird sichtbar, dass nicht ein/e Einzige/r alles wissen kann, sondern dass die Zukunft im kollektiven, breiten Wissen liegt.
Lernen 2. und 3. Ordnung
Gregory Bateson Mitte des 20. Jahrhunderts eine der bekanntesten Lerntheorien entwickelt. Er unterscheidet darin mehrere Lernebenen (Lernen 0 – IV). Seither wissen wir: „Lernen ist der Operationsmodus der Beziehung zwischen dem Menschen und seinen Umwelten.“ (Quelle: Lisa Rosa)
Je offener und interessierter wir uns mit unserer Umwelt auseinander setzen, umso mehr Chancen bestehen, Neues zu lernen. Dies ist in einer Zeit der dynamischen Umbrüche von besonderer Bedeutung.
Was hat das mit dem PM Camp zu tun?
Bei PM Camps geht es nicht um die „klassische Wissensentwicklung“. Vielmehr sollen PM Camps den Charakter eines „temporären Forschungslabors“ bekommen, bei dem Menschen auf lebendige und lustvolle Art und Weise gemeinsam die Grenzen des Bekannten Wissens – des eigenen und des kollektiven – erkunden. Hans-Joachim Gögl bringt diese Vision in folgendem Statement genial auf den Punkt (Quelle: mice:lab):
In diesem Sinne freue ich mich schon sehr darauf, das PM Camp Format in den nächsten Jahren gemeinsam weiter zu entwickeln, weiter daran zu forschen und Erkenntnisse zu generieren. Immer in der Nahtstelle zwischen analoger und digitaler Welt.
Hallo Stefan,
du kennst mich (u.a.) als begeisterten PM Camper, aber die Metapher des temporären Forschungslabors geht mir zu weit. Ich glaube nicht, dass das Format das wirklich leisten kann. Es kann Impulse in diese Richtung geben, aber mehr sollten wir nicht erwarten. Ein temporäres Forschungslabor überfordert in einem solchen Format die Teilnehmer und die Inhalte. Ich sehe durchaus den Platz für Experimente, für Impulse und v.a. für den Austausch und das Networking (Was alles zusammen schon verdammt viel ist und PM Camps so wertvoll macht!). Aber unter Forschung stelle ich mir mehr Tiefe vor, als es rein zeitlich in diesem Format überhaupt möglich ist.
Gruß
Bernhard
Hallo Bernhard,
ich sehe das anders.
LG, Stefan
ui, ich glaub Barcelona und Mallorca brauchen da Unterstützung durch die vorarlberger Organisations Crew. 🙂
Hallo Herr Hagen,
ich bin erfreulicherweise über die Tiba auf ihre Internet Seite gestoßen und mir ist sofort das Thema PM Camp ins Auge gefallen – sowohl von der Idee als auch vom Format her. Als gebürtige Spanierin finde ich es sogar noch schöner, dass weitere Treffen in Barcelona und Mallorca geplant sind.
Ich habe soeben erfahren, dass wir uns nächstes Wochenende in München beim CUP treffen werden. Hoffentlich finden wir dabei Zeit, uns tiefer über das Thema zu unterhalten.
Ich freue mich schon aufs Kennenlernen! Bis dahin, viele Grüße,
Rosa Ruano
Danke und bis bald 😉
Hallo Stefan,
wenn nun noch Hamburg, Barcelona und Mallorca dazu kommen, muss ich wohl meine Nicht-Produktionstage-Planung für die kommenden Jahre überdenken. 🙂 Danke für Euer Engagement!
Beste Grüße
Holger
Stehen diese Bilder Frei zu Verfügung?
MFG Koyak
Klar – unter der Angabe der Quelle.