Buchtipp: Agile Softwareentwicklung

Agiles Projektmanagement ist in vielen Bereichen schon nicht mehr wegzudenken – besonders in der Softwareentwicklung und im IT Projektmanagement. Meine Überzeugung ist es, dass die agilen Prinzipien, Praktiken und Vorgehensweisen in den nächsten Jahren noch stärker an Bedeutung zunehmen werden. Die Begründung für diese These ist recht einfach: Die Herausforderungen und Problemstellungen werden noch komplexer, Situationen und Anforderungen können sich laufend ändern, und die längerfristige Planbarkeit von Projekten nimmt weiter ab.

In diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen das Buch „Agile Softwareentwicklung“ von Henning Wolf und Wolf-Gideon Bleek ans Herz legen. Die Zielsetzung der beiden Autoren ist schnell erklärt: „Wir wollen Ihnen näher bringen, was agile Softwareentwicklung ausmacht.“ (S. 1.) Dieses Ziel erreichen die beiden Autoren meines Erachtens in hervorragender Art und Weise. Besonders gut gefallen mir die klare Struktur, die verständliche und systematische Aufbereitung der agilen Grundlagen und Prinzipien sowie die Vollständigkeit des Buches (von den Grundlagen über die Anforderungsanalyse bis hin zu Design und Architektur-Fragen und dem Thema Softwarequalität). Ein wirklich hervorragender Überblick!

Folgende agilen Methoden werden beschrieben:

  • eXtreme Programming
  • Scrum
  • Feature Driven Development (FDD)
  • Kanban

Fazit: Für erfahrene Profis und Expert/innen der agilen Softwareentwicklung ist das Buch nicht geeignet – sehr wohl aber für all jene, die bisher klassische Entwicklungsmethoden und Vorgehensmodelle angewendet haben und zukünftig auch das agile Repertoire ausschöpfen möchten. Ein ausgezeichnetes Grundlagen-Werk, das ich übrigens auch Nicht-IT-Projektleiter/innen empfehlen würde. Denn das agile Projektmanagement versteht man am besten am Anwendungsbereich der Softwareentwicklung.

Zen of SCRUM (by Jurgen Appelo)

Jurgen Appelo (NOOP.NL) ist einer der kompetentesten und innovativsten Blogger im Bereich „Projekt- und Komplexitätsmanagement“. Seine Beiträge sind gleichermaßen theoretisch sehr fundiert und trotzdem praxisnah.

Neulich hielt Jurgen eine Keynote bei LINEAS in Braunschweig. Seine Präsentation“Zen of SCRUM“ gibt einen hervorragenden Überblick über agile PM-Ansätze, mit Schwerpunkt auf SCRUM.

The Zen of Scrum

Jurgen live:

Forrester Studie: „Agile Development Management Tools“

@ Forrester 2010

Im Rahmen einer aktuellen Studie hat Forrester Tools zum Management agil geführter Softwareprojekte untersucht. Ich muss zugeben, dass ich einige der Tools vorher gar nicht gekannt habe. Die Ergebnisse dürften aber insbesondere für die Softwareentwickler unter Ihnen interessant sein.

Hier geht’s zum kostenlosen DOWNLOAD.

PMTV004: Agiles Projektmanagement

Ein Themenwunsch für PROJEKTMANAGMENT TV, der mehrmals geäußert wurde, war „Agiles Projektmanagement“. Deshalb haben Bas de Baar und ich vor einigen Wochen hierzu ein kurzes Gespräch geführt.

In dem Gespräch konnten wir das Thema nur „anreißen“:

  • Was ist agiles Projektmanagement? –> weitere Infos: Wikipedia Artikel | Agiles Manifest | Leseprobe: APM – Agiles Projektmanagement (PDF)
  • Anwendungsbereiche agiler Vorgehensmodelle –> Kann APM auch in Projekten außerhalb der Softwareentwicklung angewendet werden?
  • Erfolgsfaktoren

Eine der besten grafischen Darstellungen, warum agile Vorgehensweisen in Projekten Sinn machen könnten, stammt aus dem Buch „APM – Agiles Projektmanagement“ von Bernd Oestereich und Christian Weiss:

© Oestereich/Weiss

Im Zentrum agiler PM Ansätze steht die Annahme, dass komplexe Projekte nicht vollständig geplant werden können. Vielmehr entstehen während eines gesamten Projekts neue Erkenntnisse, die in das Management und die Abwicklung einfließen sollten. Die anfangs große „Wolke“, was das Ziel des Projekts sein soll, wird immer kleiner – der Nebel verzieht sich.

Dies heißt aber keineswegs, dass in agilen Projekten nicht geplant wird. Natürlich wird auch hier versucht, von Beginn an möglichst klare Ziele und Rahmenbedingungen zu definieren. Allerdings soll bürokratische, starre und unrealistische Planung so weit wie möglich vermieden werden. An ihre Stelle treten intensive, kontinuierliche Kommunikation zwischen ALLEN Beteiligten und das Prinzip, das „große“ Projektergebnis in einzelne, funktionsfähige Zwischenergebnisse zu unterteilen.

Wird sich agiles Projektmanagement durchsetzen? Ja, in vielen Bereichen schon. In gewissen Bereichen werden aber meines Erachtens klassische Planungsansätze weiterhin dominierend sein – z.B. in der Bauindustrie.

Noch ein letzter Gedanke: Ich denke, dass agiles Projektmanagement im Kern nichts Anderes ist als die Übertragung eines modernen Management- und Führungsverständnisses auf Projekte. Denn auch abseits von Projekten wird erkannt, dass

  • Menschen keine „Maschinen“ sind,
  • das Wissen im Team verborgen ist und nicht im Management,
  • soziale Systeme sich so weit wie möglich selbst organisieren müssen oder
  • vertrauensvolle und offensive Kommunikation und Vernetzung aller Beteiligten einen Schlüssel zur Lösung komplexer Probleme darstellt.

Und noch ein allerletzter Gedanke: Wir sollten versuchen, klassische und agile Vorgehensweisen und Methoden sinnvoll miteinander zu kombinieren – zu integrieren. Wir brauchen ein integriertes Verständnis im Management – auch im Projektmanagement. (siehe hierzu auch den Blogpost „Integriertes Projektmanagement„).

ScrumBut – „We use Scrum, but…“

SCRUM ist eine agile PM Methodik und gleichzeitig ein Vorgehensmodell, das in den letzten Jahren stark an Bedeutung zugenommen hat. Gleichzeitig fällt es vielen Unternehmen schwer, die Scrum Prinzipien 1:1 umzusetzen. Diese sind beispielsweise (siehe hierzu auch die Grafik unten):

  • Daily Scrum Meeting (15 Min.)
  • Sprints (ca. 30 Tage)
  • Scrum Roles „Product Owner“, „Scrum Master“, „Team“, „Scrum Team“
  • Sprint Planning Meeting
  • Sprint Review Meeting
  • Sprint Retrospective
  • etc.

Ken Schwaber ist einer der Begründer von Scrum. Er erläutert im obigen Video, dass es unter gewissen Umständen legitim ist, von den definierten Scrum Prinzipien abzurücken und diese anzupassen. Schwaber nennt dies „ScrumBut“. Diese Bezeichnung kommt von der Aussage „Yes, we use Scrum, but…“.

Blogger-Kollege Jurgen Appelo geht sogar noch weiter und behauptet, dass das volle Potenzial von Scrum erst dann entfaltet werden kann, wenn ScrumBut angewendet wird, sprich wenn das Konzept den jeweiligen Rahmenbedingungen und vor allem dem jeweiligen Team angepasst wird.

Auch der von mir sehr geschätzte Kollege Pawel Brodzinski plädiert inständig für eine sinnvolle Anpassung von methodischen Ansätzen und Vorgehensmodellen. Sein Beitrag ist allerdings etwas ironisch geschrieben – ich musste ihn 2 mal lesen, um die Argumentation zu verstehen.

Verhältnismäßig wenige Expert/innen sehen ScrumBut kritisch und raten strikt davon ab, das Scrum-Konzept zu „verbiegen“. Es scheint sich die Meinung durchzusetzen, dass ScrumBut legitim oder sogar zwingend notwendig ist.

FAZIT: Ich denke, ScrumBut ist in den meisten Fällen sinnvoll und notwendig. Allerdings sollte man es sich in der Praxis nicht zu leicht machen. Denn das „Herz“ von Scrum – so wie es auch im agilen Manifest beschrieben ist – sollte niemals verloren gehen. Für ein differenziertes ScrumBut tritt auch Scrum-Experte Boris Gloger ein: „ScrumBut – Eine genauere Betrachtung„.

Nachtrag vom 19.11.2010: Boris Gloger hat recht. Die Formulierung „ScrumBut ist in den meisten Fällen sinnvoll und notwendig“ ist so nicht richtig. Ich stimme ihm zu, dass man die Implementierung von SCRUM als Entwicklungsprozess betrachten sollte. Natürlich ist das Ziel, agile Prinzipien so weit wie möglich bzw. soweit es Sinn macht zu implementieren.

Menschen-zentriertes Design trifft agiles Projektmanagement

Eines der „heißesten“ Themen im Projektmanagement ist aus meiner Sicht derzeit die sinnvolle Kombination und Integration klassischer und agiler Vorgehensweisen, Methoden und Techniken.

Denn das „klassische Projektmanagement“ (der Begriff ist übrigens in der Theorie noch nicht klar definiert), das seinen Ursprung in den 50-er Jahren des letzten Jahrhunderts hat, ist auf unsere dynamische Wirtschaftswelt nicht mehr 1:1 anwendbar. Auf der anderen Seite sind agile Methodiken, wie sie hauptsächlich im IT Projektmanagement und der Softwareentwicklung angewendet wurden, für diverse andere Anwendungsbereiche (wie z.B. Anlagenbauprojekte, Bauprojekte, Produktentwicklungsprojekte) nicht 1:1 übertragbar. Fazit: Wir brauchen in vielen Bereichen eine sinnvolle Integration und Kombination aus beiden „Welten“.

In den letzten Monaten wurde einiges über dieses Thema geschrieben und publiziert, wie beispielsweise hier, hier, hier, hier oder hier. Trotzdem glaube ich, dass wir mit der Entwicklung noch ziemlich am Anfang stehen. Ähnlich wie in der gesamten Führungs- und Managementlehre, wo Ansätze zwischen Stabilität und Dynamik bzw. zwischen Hierarchie und Heterarchie von Experten intensiv diskutiert werden. Meine Überzeugung: Die „Wahrheit“, wenn man in diesem Zusammenhang diesen Begriff überhaupt verwenden darf, liegt häufig in der Mitte. Differenzierung, Diversität und ganzheitlich-systemisches Denken werden unsere Zukunft bestimmen.

Zurück zum Thema: Auch in dieser Präsentation wird ein weiteres Mal die Frage ins Zentrum gerückt, wie traditionelle mit agilen PM Ansätzen kombiniert werden können. Besonders interessant ist diese Präsentation auch darum, weil die Zentrierung auf MENSCHEN (human-centered design) zusätzlich noch propagiert wird. Der einzig sinnvolle Weg!


SCRUM verstehen

Der Niederländer Jurgen Appelo betreibt mit NOOP.NL einen der meistgelesenen PM Blogs Europas. Mehr als zurecht werden seine Artikel, Präsentationen und Videomitschnitte so intensiv von der Internet-Community „konsumiert“ – denn Jurgen ist ein wahrer Experte seines Fachs. Besonders hervorzuheben ist hierbei, dass sich Jurgen intensiv mit modernen Ansätzen im Projektmanagement auseinander setzt. Stichworte: Agiles Projektmanagement (APM) und Systemorientiertes Projektmanagement.

„SCRUM verstehen“ weiterlesen

Systemtheorie und Agiles Projektmanagement – NOOP.NL

Jurgen Apello betreibt mit NOOP.NL einen der europäischen Top-Blogs zu den Themen Projektmanagement und Softwareentwicklung. Inhaltlich nähert er sich den Themen aus Richtung der Systemtheorie, den agilen Vorgehensmodellen und den in allen Belangen notwendigen „Soft Skills“.

Zu seinen Hauptbeschäftigungen zählt es offensichtlich, bei internationalen Kongressen und Veranstaltungen Referate und Vorträge zu halten. Angesichts seines sehr fundierten Backgrounds ist es nicht verwunderlich, dass sich die Veranstalter offensichtlich um ihn reißen. Seinen aktuellen Input bei der „Agile Eastern Europe Conference“ in Kiew hat Jurgen dankenswerterweise online zugänglich gemacht: „So, Now You’re An Agilist, What’s Next?„. Dabei geht Jurgen auf Erfolgsfaktoren „agil geführter“ Projekte ein. Er leitet diese Faktoren aus systemtheoretischen und kybernetischen Erkenntnissen ab. Damit trifft er meines Erachtens EXAKT DEN ZEITGEIST – nach diesen Prinzipien muss ein zeitgemäßer PM Ansatz aufgebaut sein.

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Die Folien zum Vortrag gibt’s in der Langfassung auch auf Slideshare.


Zugegebenermaßen muss man sich mit den Inhalten und Thesen des Vortrags länger als 5 Minuten auseinander setzen, um die Punkte zu erfassen. Ich finde jedoch, dass Jurgen damit einen wirklich großen Wurf gemacht hat. In diese Richtung muss sich das Projektmanagement weiter entwickeln.