PM Prozesse und Vorgehensmodelle

Der treue PM Blog Leser Marc Vahlefeld hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass das Konzept der „Projektprozesse“ aus der aktuellen DIN Norm (DIN 69901-5:2009) gestrichen wurde. Die Information hierzu geht auf einen aktuellen Blogbeitrag von Andreas Heilwagen zurück. Andreas, danke an dieser Stelle für Deine immer wieder hervorragenden Recherchen und Inputs!

Zurück zum Thema: Bislang wurden Projektmanagementprozesse und Projektprozesse folgendermaßen differenziert:

Details zu dem Thema könnt Ihr hier, hier und hier nachlesen.

WAS NUN?

Nur keine Panik – wir können natürlich auch gut auf den Begriff Projektprozess verzichten. Denn schlussendlich haben eh nur Methodiker und Theoretiker den Unterschied zwischen PM Prozessen und Projektprozessen gekannt und thematisiert. Stattdessen habe ich folgenden Vorschlag für ein zukünftiges Begriffsverständnis und eine praktische Umsetzung:

1) PM Prozess

Mein persönliches Verständnis des PM Prozesses basiert auf dem „altbekannten“ Deming Cycle.

Der Deming Cycle (Demingkreis) beschreibt einen iterativen (sprich wiederkehrend-rollierenden) Managementprozess. Dieser Prozess hat meines Erachtens heutzutage mehr Bedeutung denn je, denn wir dürfen Management nicht mehr als lineare Aufgabe betrachten, die irgendwann beginnt und endet. Vielmehr ist Management ein kontinuierlicher Verbesserungs- und auch Lernprozess. Planen – Umsetzen – Bewerten – LERNEN – Planen – Umsetzen – Bewerten – LERNEN … Auch agile PM Ansätze basieren im Kern auf diesem Prinzip, denn nur so kann Dynamik, Komplexität und de facto „Un-Planbarkeit“ in Projekten einigermaßen sinnvoll bewältigt werden.

Das Project Management Institute (kurz PMI), welches den Begriff „Projektmanagement Prozess“ (PMI: „Project Management Process Groups“) international wesentlich geprägt hat, hat eigentlich nur den Deming Cycle auf das Projektmanagement übertragen. Denn auch hier gilt es, kontinuierlich zu planen, umzusetzen, zu steuern und Teilprozesse / Projektphasen abzuschließen.

FAZIT: Ein Projektmanagement Prozess ist ein iterativer Managementprozess, der verschiedene Techniken und Methoden zur Initiierung, Planung, Steuerung, Überwachung und zum Abschluss von Projekten und/oder Projektphasen beinhaltet.

2) Vorgehensmodelle

Wikipedia: „Ein Vorgehensmodell organisiert einen Prozess der gestaltenden Produktion in verschiedene, strukturierte Phasen, denen wiederum entsprechende Methoden und Techniken der Organisation zugeordnet sind. Aufgabe eines Vorgehensmodells ist es, die allgemein in einem Gestaltungsprozess auftretenden Aufgabenstellungen und Aktivitäten in einer sinnfälligen logischen Ordnung darzustellen.

Vorgehensmodelle haben im Projektmanagement eine große praktische Bedeutung und sind vor allem dann sinnvoll, wenn Projekte einen gewissen Wiederholungscharakter haben. Und gerade dieser Wiederholungscharakter ist in folgenden Projektarten häufig vorhanden. Beispiele:

  • Produktentwicklungsprojekte, Innovationsprojekte –> Stage Gate Modelle, Innovationsprozesse…
  • IT Projekte –> Wasserfallmodell, V-Modell, HERMES, Rational Unified Process Model…
  • Bauprojekte –> Vorgehensmodelle auf der Basis von Baunormen

Mir ist bewusst, dass ich in der Aufzählung unterschiedliche Themen und vor allem auch Vorgehensmodelle unterschiedlicher Ebenen in einen Topf geworfen habe. Aber pragmatisch betrachtet geht es bei Vorgehensmodellen doch um folgendes:

  • Sie bündeln Erfahrungswerte und Good Practices aus vorherigen Projekten.
  • Sie geben eine grobe Struktur, einen roten Faden vor.
  • Sie sollten bei Bedarf immer angepasst werden.
  • Sie beinhalten Regeln, Qualitäts- und Prozessstandards, deren Einhaltung für den Projekterfolg von Bedeutung sind (z.B. Gates / standardisierte Entscheidungspunkte in Innovationsprozessen).
  • Sie beschreiben spezifische (Projekt)Managementaufgaben wie auch operative Tätigkeiten, die mit der jeweiligen Projektart in Verbindung stehen.
  • Sie fördern eine gemeinsame Sprache und ein gemeinsames Verständnis in Projekten.

FAZIT: Vorgehensmodelle bringen Ordnung in Projekte. Ein Vorgehensmodell ist eine Kombination aus einem Projektmanagement Prozess und projektspezifischen Schritten, die für die Umsetzung der jeweiligen Projektart von Bedeutung sind.

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