Die GPM – die Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement – hat kürzlich eine Untersuchung zum Thema „Misserfolgsfaktoren im Projektmanagement“ durchgeführt. Bewusst wurde von den Erstellern der Studie die negative Perspektive eingenommen. Angesichts der nach wie vor hohen Quote an gescheiterten Projektvorhaben erscheint mir dieser Ansatz sehr legitim und auch sinnvoll. „GPM-Studie: Misserfolgsfaktoren im Projektmanagement“ weiterlesen
Schlagwort: Erfolg
Impuls für’s Wochenende: Arbejdsglæde!
Sind wirtschaftlicher Erfolg und Freude bei der Arbeit ein Widerspruch? NEIN! Langfristig bedingen sie sich sogar gegenseitig. Wir brauchen mehr „Arbejdsglæde“ in Organisationen, in Projekten, eigentlich in allen Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. JETZT! 😉
Sigi Ramoser, danke für den Tipp!
Interview mit Prof. Bruno Buchberger
Wir leben in einer spannenden Zeit. Mit Spannungen und Widersprüchen konstruktiv und erfolgreich umzugehen, erfordert Disziplin und Gelassenheit, Konzentration und Entspannung, Wissen und Können. Das habe ich bereits vor vielen Jahren in einem Tagesseminar bei Prof. DDr. Bruno Buchberger gelernt – und seitdem hat mich die Idee des „Spannungsmanagements“ nicht mehr losgelassen.
Bruno Buchberger (Foto) ist einer der renommiertesten Wissenschafter Österreichs. Unter anderem erhielt er folgende Auszeichnungen:
- Top-ranked Professor der JK Universität 2011
- Viertes Ehrendoktorat von University of Waterloo 2011
- Österreicher des Jahres 2010 in der Kategorie Forschung
- ACM „Oscar“ Theory and Practice 2007 (Buchberger ist einer von nur drei Europäern, die diese Auszeichnung erhielten)
- Inhaber von vier Ehrendoktoraten
Interview zum Thema Spannungsmanagement
Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, Prof. Buchberger einige Fragen zum Thema Spannungsmanagement zu stellen. U.a. ist Bruno Buchberger auch auf einige PM-spezifische Aspekte eingegangen. Im wahrsten Sinne des Wortes ein spannendes Thema!
Herr Prof. Buchberger, können Sie uns in kurzen Worten erklären, was Spannungsmanagement bedeutet?
Für viele ist Spannung etwas Negatives, was man vermeiden, ausgleichen, abbauen sollte, um Streit, Krieg, Burn-out etc. zu verhindern. Das ist wichtig und richtig, aber nur die halbe Wahrheit. Im Gegensatz dazu stelle ich in meinen Seminaren Spannung als etwas Positives in den Vordergrund: Es steckt große Energie in vermeintlichen Spannungen, in der Koexistenz von gegensätzlichen Polen, in zunächst sich feindlich gegenüberstehenden Sichten, Meinungen, Zielen, Absichten. Man sollte lernen, „auf dem Ozean der Spannungen zu surfen“, um diese Energie für die Gestaltung kreativer Prozesse zu nutzen, mit denen etwas „spannendes“ Neues entsteht. Den evolutionären Umgang mit Spannung, sowohl mit negativer als auch vor allem mit positiver, nenne ich Spannungsmanagement.
Warum ist Spannungsmanagement für Menschen und Organisationen heutzutage von so großer Bedeutung?
Management wird oft als das Organisieren bestehender Systeme gesehen. Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, genügend Mittel vorhanden sind, die gesetzlichen Rahmenbedingungen stimmen, keine oder nur geringe Widerstände vorhanden sind, die richtigen Mitarbeiter bereit stehen, die Motivation passt, …, dann sind viele bereit und in der Lage „zu managen“. Es braucht aber gerade in der heutigen – schnelllebigen und anspruchsvollen – Zeit Menschen, die die Fähigkeit besitzen, innovative Systeme (Einrichtungen, Firmen, Projekte, Teams, …) „aus dem Punkt 0 heraus“ zu erfinden und auf die Schiene zu bringen. Hier habe ich durch Selbstbeobachtung beim Aufbau neuer Systeme und im Umgang mit unterschiedlichsten Systemen in Wissenschaft, Wirtschaft, und Politik gelernt, dass der positive Umgang mit Spannung eine ganz zentrale und sehr praktische Rolle spielt. Wer die Einsicht, die geistige Kraft und das menschliche Verständnis hat, dass gegensätzliche Pole „spannend“ sein können und die positive Wurzel und der Wachstumssaft interessanter, evolutionärer Systeme, der kann sehr viel bewegen und dabei selbst erfüllt und begeistert bleiben, d.h. „burning“ statt „burned out“.
Stichwort: Innovative Systeme. Warum tun wir uns mit Innovationen in vielen Organisationen und Bereichen so schwer?
Auch die beharrende Kraft ist ein wichtiger Aspekt der Natur. Wenn es keine Tendenz gäbe, Systeme in ihrer Identität, in ihrem derzeitigen Funktionieren zu erhalten, wäre die Natur und auch die Gesellschaft einseitig und das Ganze wäre nur ein hastiges Fortschreiten von Neuem zu Neuem zu Neuem …. Ohne Beharrung auch kein Genuss des Erreichten! Das „Schwertun“ ist oft auch einfach der Prüfstein, ob unsere Innovationskraft und Kreativität schon gut genug ist, um Bestehendes über Bord zu werfen und durch etwas Anderes zu ersetzen. Es braucht die beharrende Kraft genauso wie die revolutionäre Kraft, die Bestehendes in Frage stellt und vernichtet, und die evolutionäre Kraft, die Neues erfinden und realisieren kann. Trotzdem: Wir vertun auch viele Chancen, Genüsse, Befreiungen, Errungenschaften, weil wir nicht in der Lage sind, aus Widersprüchen größere, interessantere, begeisternde, anregende, höhere, Systeme zu konstruieren. Wir stehen uns da oft selbst im Wege. Das „Schwertun“ ist in manchen Situation also auch Schwerfälligkeit, Trägheit, Unfähigkeit, mangelnde Kreativität, Nicht-Sehen von Chancen, …
Was sollte ein Projektmanager oder eine Projektmanagerin zum Thema Spannungsmanagement wissen und beherrschen?
Erstens, dass jede Entwicklung im Wesentlichen drei Phasen hat: die aufbauende Phase, die bewahrende Phase, und die abbauende Phase hat. Einseitige Identifikation mit nur einer der drei Phasen bringt (organisatorische, intellektuelle, emotionale, soziale, … ) Probleme. Man sollte also lernen, sich in jeder dieser drei Phasen sinnvoll bewegen zu können und zur Gesamtevolution beizutragen.
Zweitens, wie man mit gegensätzlichen Polen in den drei Phasen umgeht (das ist das, was ich Spannungsmanagement im weiteren Sinne nenne). In meinen Seminaren betone ich allerdings den Umgang mit Spannung in der aufbauenden Phase (das ist für mich Spannungsmanagement im engeren Sinne) ganz besonders, weil ich heute dort das größte Defizit orte. Es gibt zahlreiche Seminare zum Umgang mit Spannung in der bewahrenden Phase (Konfliktmanagement, Streitkultur, etc. etc.), aber kaum etwas, wo man lernen kann, wie man vermeintliche Gegensätze in eine positive Kraft zum Erfinden und Umsetzen interessanter neuer Systeme, Lösungen, Aktionen, … umwandeln kann in ein spannendes Ziel- und Aktionsgefüge bzw. wie man dort, wo es keine Spannung gibt, in einem spontanen Kreativakt Spannung ins Leben ruft. Das ist der Hauptinhalt meines Seminars „Spannungsmanagement“.
Drittens, wie man bei der Erfindung und Konzeption innovativer Systeme systematisch mit Leichtigkeit und Offenheit den „Raum aller Möglichkeiten“ aufspannt, aus welchem man dann in einem zweiten, sehr kritischen Schritt die motivierendsten, erfolgversprechenden, spannendsten Möglichkeiten des aufzubauenden neuen Systems auswählt bzw. die spannendsten Lücken im Raum der Möglichkeiten als besondere kreative Herausforderungen identifiziert.
Viertens, wie man Henne-Ei-Problem identifiziert und überwindet, bei welchen die Spannung zwischen „Henne“ und „Ei“ so gelagert ist, dass sie den Start neuer Systeme im Keim zu ersticken drohen. Hier lautet mein Rezept: „Erfinde die Henne und das Ei zur selben Zeit!“ Wie das praktisch geht, ist ein anderer wichtiger Inhalt meines Seminars. Es liegt in der Natur der Sache, dass dieses Rezept nicht theoretisch wirkt, sondern nur im konkreten Fall durch einen individuellen Kreativakt zum Erfolg führt. Man könnte das auch so formulieren: „Den gordischen Knoten nicht mit dem Schwert zerschlagen, sondern die Enden des Knotens weit auseinanderziehen!“
Fünftens schließlich zu sehen und zu erfahren, dass die kreativste Spannung die Spannung zwischen Spannung und Entspannung ist. Gerade in der heutigen Zeit, die von vielen als sehr hektisch, überforderdernd, überspannt, zwischen Polen zerrieben, … empfunden wird, ist es wichtig zu sehen, dass die Dynamik der Natur aus der Stille kommt und dass wir lernen müssen, diese Verbindung zur Stille auch in der größten Dynamik nicht zu verlieren. Oder mit anderen Worten: Spannungsmanagement ist nur im entspannten Bewusstsein möglich. Spannungsmanagement ist im entspannten Bewusstsein am kreativsten. Spannung zu erzeugen und auszunutzen ermüdet nicht, sondern erfrischt, weil es von der stillen Kraft der Natur gespeist wird. Deshalb gehe ich am Ende meines Seminars auch besonders auf Techniken zur Entspannung, nämlich zur Erfahrung der Stille im eigenen Bewusstsein („Meditation“) ein.
Prof. Buchberger, herzlichen Dank für das Gespräch.
Spannungsmanagement lernen
Wenn Sie mehr über das Thema erfahren möchten, dann empfehle ich Ihnen folgendes Seminar von Prof. Buchberger:
Von Punkt 0 auf 100: Innovative Systeme Erfinden und Umsetzen mit Spannungsmanagement
Ich übertreibe nicht wenn ich sage, dass das Seminar von Prof. Buchberger in meinem Leben einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Insofern kann ich es Ihnen nur wärmstens empfehlen.
CHAOS Report: Oft zitiert, aber was steckt dahinter?
Eine der wohl am häufigsten zitierten Studien im Bereich des Projektmanagements ist der „CHAOS Report“ der Standish Group. Bei Dr. Ingo Zank (IKMT) bin ich auf einen interessanten Artikel gest0ßen, der einige „Insights“ und Analysen zum CHAOS Report enthält.
Als Einstieg ist die Entwicklung der Erfolgsquote von IT Projekten recht interessant:

Daraus leitet sich natürlich die Frage ab, welche Kriterien laut Standish Group erfüllt sein müssen, damit ein Projekt als „sucessful“ klassifiziert wird? Diese sind:


Die Gründe für das Scheitern von IT Projekten sind laut Forbes/Gartner:
Umgekehrt sieht die Standish Group folgende Schlüsselfaktoren für den Projekterfolg:

FAZIT:
- Es verwundert nicht, dass IT Projekte hauptsächlich an „weichen Faktoren“ scheitern. Gleichzeitig werden die „harten Faktoren“ in der Praxis nach wie vor maßlos überschätzt, gerade in sehr methodengläubigen und vermeintlich rational agierenden Unternehmen.
- Kommunikation ist DER Schlüsselerfolgsfaktor in Projekten – daran wird sich so schnell auch nichts ändern.
- Weitere Erfolgsfaktoren: Transparenz, Verbindlichkeit, professioneller Umgang mit Risiken, Unsicherheiten und Spannungen.
- Das Verhalten von Führungskräften und Kunden „im Umfeld des Projekts“ wirkt sich wesentlich auf den Erfolg aus.
- Die Unternehmensleitung hat dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Projektabwicklung geschaffen werden (z.B. klare IT Strategie, klare Rollen, ausreichende Ressourcen, gemeinsame Spielregeln und Prinzipien einfordern…). Denn wenn die Rahmenbedingungen nicht passen, können auch die besten und erfahrensten Projektleiter scheitern.
- Gerade große, komplexe Projekte sind kaum mehr seriös planbar. Agile, iterative und inkrementelle Verfahren und Methoden nehmen an Bedeutung zu. Dies erfordert aber vielfach ein radikales Umdenken von Führungskräften, Kunden und den Mitgliedern der Projektteams: Selbstorganisation, denken und planen in Bandbreiten, permanente Auseinandersetzung mit Unsicherheiten und Widersprüchen etc.
Wie habe ich gerade in diesem Buch gelesen? „In der Managementrhetorik betonen wir das Ende der stabilen und eindeutigen Welt. Unser tägliches Handeln in Organisationen steht in krassem Gegensatz dazu.“ Und etwas später: „Komplexität ist Ambivalenz, Unschärfe, Vielfalt, Optionalität, Dynamik, ist der Stoff, aus dem unser Leben ist.“
Ich bin davon überzeugt, dass wir uns gerade mit dem Thema der Komplexität (wie sie oben beschrieben ist) noch wesentlich intensiver auseinander setzen müssen. Aber nicht nur – wie wir es vielleicht gelernt haben – auf eine rational-verstehende Weise, sondern vielmehr ganzheitlich, intuitiv und mehr-dimensional. Wir brauchen ein radikales Umdenken – insbesondere in den Führungsetagen.
Warum tun wir, was wir tun? Und wie können wir es besser tun?
Anthony Robbins ist ein amerikanischer Bestseller-Autor, Speaker und NLP-Trainer.
Was Ihr von ihm haltet, überlasse ich Eurer eigenen Kritik. Ich finde zumindest seine Vortragsweise ziemlich elektrifizierend und seine Thesen durchaus anregend. Offensichtlich geht’s nicht nur mir so, denn dieser Vortrag ist unter den Top 10 TEDTalks of all times: „Why we do what we do, and how we can do it better?“
Wenn Erfolg blind macht
Ich kann ohne Übertreibung behaupten, dass ich einen erheblichen Teil meiner Jugend im väterlichen Stickereibetrieb verbracht habe. Im Nachhinein bin ich dafür sehr dankbar, denn in dieser Zeit habe ich unheimlich viel gelernt. Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht schreiben…
Die Textilindustrie (und im Speziellen die Stickerei) hatte in Vorarlberg (und hier wiederum im Speziellen in meinem Geburtsort Lustenau) eine enorme Bedeutung. Leider muss man das in der Vergangenheitsform schreiben, denn die ehemalige Leitindustrie wurde bereits vor Jahren durch andere Industrien in der wirtschaftlichen Bedeutung überholt.
Kürzlich lese ich auf „Vorarlberg Online“, unserem regionalen Internetportal, dass die Stickereiindustrie (wieder einmal) in massiven Schwierigkeiten steckt. Der Niedergang hat sich angesichts der massiven Dollar-Abwertung in Nigeria weiter beschleunigt.
Ich habe vier zentrale Thesen, warum die Textil- und Stickereiindustrie in Vorarlberg nun am Boden liegt:
1) Der große wirtschaftliche Erfolg in den 70er und 80er Jahren hat die meisten geblendet. Man dachte, es würde immer und ewig so weiter gehen. Diese Selbstüberschätzung macht träge und behindert Lernprozesse.
2) Die gesamte Branche wurde über Jahrzehnte hinweg auf Effizienz getrimmt („Die Dinge richtig tun.„). Innovationen und weitreichende strategische Weiterenwicklung (der Produkte, Technologien, Zielmärkte, Vermarktung…) spielten lediglich eine untergeordnete Rolle („Die richtigen Dinge tun.„).
3) Es wurden zwar früh eine Innung und sonstige Vereinigungen etabliert, faktisch fand aber kaum eine nachhaltige Zusammenarbeit in strategischen Themenfeldern statt. Angesichts des immer härter werdenden Wettbewerbs hat sich das „Einzelkämpfertum“ weiter verschlimmert.
4) In der Stickereibranche arbeiten hervorragende, umsetzungsstarke Unternehmer/innen, geniale Verkäufer und gewifte Geschäftsleute der alten Schule. Leider wurde es verabsäumt, dieses hervorragende Know-How mit modernen, jungen Querdenker/innen zu kombinieren. Die Brücke in das 21. Jahrhundert konnte in vielen Bereichen nicht gebaut werden.
Die Vorarlberger Stickereiwirtschaft ist ein „gutes“ Beispiel dafür, dass Erfolg eben leider auch blind und träge machen kann. Leider…