PM Reifegradmodelle: Sinnvoll oder schwachsinnig?

Jurgen Appelo hat kürzlich auf seinem Blog einen Beitrag mit dem Titel „The Nonsense of the Maturity Level“ geschrieben. Im Kern gebe ich ihm Recht („organizations are living systems„), doch richtig eingesetzt können Reifegradmodelle (= Maturity Models) meines Erachtens praktisch und auch nützlich sein. Einige Gedanken dazu.

Schwachsinnig ist der Einsatz von Reifegradmodellen dann, wenn man…

  • …immer noch glaubt, dass man etwas nur verbessern kann, wenn man es messen kann.
  • …das Ergebnis mit der Realität verwechselt wird oder
  • …das Ergebnis unreflektiert und ohne Einbindung der Mitarbeiter/innen in Maßnahmen übertragen wird.

Sinnvoll ist der Einsatz von Reifegradmodellen dann, wenn man…

  • …das Modell als Rahmen für die Analyse und Diagnose versteht,
  • …die hinter dem Reifegradmodell stehenden Erfolgsfaktoren für gelingendes Projektmanagement thematisiert und auf das jeweilige Unternehmen überträgt und
  • …das Ganze nicht zu analytisch-mathematisch sondern vielmehr ganzheitlich-systemisch angeht.

In unseren Consulting-Projekten wenden wir Reifegradmodelle bereits seit mehreren Jahren nicht mehr an. Wir haben einen anderen (nämlich systemisch-konstruktivistischen) Zugang, um Symptomen in Organisationen auf den Grund zu gehen und gemeinsam mit den betroffenen Menschen zu hinterfragen.

Sehr wohl aber steht die Logik von Reifegradmodellen auch bei unserem Beratungsansatz im Hintergrund. Denn selbstverständlich gibt es messbare Unterschiede zwischen Organisationen, die Projekte „ad hoc“ (Stufe 0 oder 1 in Reifegradmodellen) angehen und jenen, die eine professionelle Projektkultur etabliert haben und diese auch tatsächlich leben (Stufe 4 oder 5).

Weiterführende Informationen zu Reifegradmodellen:

Checkliste: So werden Ihre Projekte erfolgreich

fachbeitrag_haufe_pmBereits seit einigen Jahren habe ich die Ehre, einer der Moderatoren im „Projektmanagement Center“ der Competence Site zu sein.

Hier hat Fr. Kern von der Haufe Akademie kürzlich eine recht kompakte Checkliste (PDF) mit Erfolgsprinzipien für das Projektmanagement veröffentlicht. Die Punkte sind zwar „common sense“, trotzdem ist es immer wieder mal sinnvoll, sie sich ins Bewusstsein zu rufen.

Vorschlag:

a) Checkliste herunter laden und ausdrucken
b) durchlesen und ggf. Notizen anfügen
c) hinterfragen, inwiefern die Prinzipien in der eigenen Organisation befolgt werden

Und, werden in Deinem Unternehmen die grundlegenden Spielregeln für erfolgreiche Projekte eingehalten? Wenn ja, Gratulation! Wenn nein, warum nicht? Welche tieferen Ursachen könnte das Verhalten der verschiedenen Protagonisten haben?

PM Standards ein Allheilmittel zur Vermeidung von Projektfehlern?

computerwoche_projektfehlerIn der Online-Ausgabe der Computerwoche ist kürzlich der Artikel „Wie sich Projektfehler vermeiden lassen“ (Tipp: Druckversion) erschienen. In der Einleitung des Artikels heißt es:

Das beste Projekt-Management-Werkzeug nützt nichts, wenn die Steuerungskompetenz fehlt. Methoden wie Prince2 oder PMBoK können hier helfen.

Sieben von zehn Projekten sind Fehlschläge, sagt die Standish Group. Mit dieser Erkenntnis sorgt das Marktforschungsunternehmen nach wie vor für Schlagzeilen – offenbar deshalb, weil sich die Situation immer noch nicht gebessert hat. Die Mehrzahl der Vorhaben wird zwar irgendwie beendet, kostet aber deutlich mehr Zeit und Geld als veranschlagt und/oder erreicht die vereinbarten Ziele nicht.

Etablierte Projekt-Management-Methoden wie Prince2 (Projects in Controlled Environments) oder PMBoK (Project Management Body of Knowledge) sollen helfen, die Projekte ins Ziel zu bringen. Aber was haben sie tatsächlich zu bieten, wenn es gilt, die größten Projektfehler zu vermeiden? Diese Frage stellte die COMPUTERWOCHE einer Handvoll ausgewiesener Prince2- und PMBoK-Experten.“

Soweit – so gut. Aber ist es wirklich so, dass PM Standards ein Allheilmittel sind, um Projektfehler zu vermeiden? Ich denke nicht. Aber erst einmal Schritt für Schritt.

In dem Artikel nehmen Experten zur Anwendung von „Projekt-Management-Methoden wie PRINCE2 oder PMBoK“ Stellung. Mein erster Kritikpunkt bezieht sich auf die Bezeichnung „Projekt-Management-Methoden“. Denn PRINCE2 ist aus meiner Sicht ein PM Standard und gleichermaßen auch eine PM Methodik (engl. Project Management Methodology), das PMBoK von PMI ist ein PM Rahmenwerk und ein international anerkannter PM Standard (aber sicher keine PM Methodik!). Was ich unter einer PM Methodik verstehe, findet Ihr übrigens HIER.

Worum geht es in dem Artikel inhaltlich? Es wird aufgezeigt, dass durch die Anwendung von PM Standards / PM Methodiken häufige Projektfehler vermieden werden können. Diese sind lt. den Autoren Hackmann/Quack/Hülsbömer:

  1. Die Prozesse für das Projektmanagement sind unzureichend.
  2. Es gibt keine Rücksprache bei Änderungen im Projekt.
  3. Kommunikation findet nicht statt, das Reporting ist schlecht.
  4. Die Komplexität des Projekts wird unterschätzt.
  5. Der Zeitplan ist unvollständig oder unrealistisch.
  6. Der Budgetrahmen ist nicht eindeutig geklärt.
  7. Das Personal ist ungeeignet oder überlastet.

All dies sind sicher häufige Fehler, die in Projekten gemacht werden – kein Zweifel.

Und ich stimme grundsätzlich auch zu, dass durch die Anwendung eines einheitlichen, systematischen PM Ansatzes auf der Basis eines (oder mehrerer) PM Standards / Methodiken (Beispiele „Methodologies“ / hervorragender Artikel von Jason Charvat) gewisse Probleme gemildert werden können. ABER: Ein methodisch und theoretisch „sauberes“ Projektmanagement ist sicher kein Allheilmittel, um Projektmanagement erfolgreich zu gestalten.

Professionelles Projektmanagement basiert auf einem ganzheitlichen „Projektmanagement System„. Das primäre Ziel dieses PM Systems ist es, eine (Projekt)Kultur zu etablieren, in der erfolgreiche Projekte ermöglicht werden. Die Projektkultur verstehe ich übrigens als einen Teil der Unternehmenskultur. Entsprechend basiert ein ganzheitliches PM System eben auf mehreren Säulen (als nur der methodischen). Dies sind:

PM_System_Hagen

Organisation & Rollen: Das Verhältnis zwischen der „Stammorganisation“ und der PM-spezifischen Organisation (und den damit zusammenhängenden Rollen) ist zu klären. Besonders wichtig ist hier, dass das Rollenverständnis auch von der Unternehmensleitung mitgetragen und vorgelebt wird.

Methodik & Prozesse: Hier kann die Anwendung bzw. die unternehmensspezifische Anpassung eines PM Standards bzw. einer PM Methodik von Vorteil sein. Zudem sollten für die wichtigsten Projektarten so genannte „Projektprozesse“ (= Vorgehensmodelle) definiert werden.

Qualifizierung & Lernen: Menschen machen Projekte erfolgreich (oder eben auch nicht). Entsprechend ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle in Projekte involvierten Personen im Unternehmen auch entsprechend qualifiziert werden. Ein zeitgemäßes und breit gefächertes Qualifizierungsprogramm (Trainings, Coaching, Mentoring, Workshops, Zertifizierungslehrgänge…) ist zu implementieren. Wichtig: Lernen ist ein kontinuierlicher Prozess.

Tools & Systeme: Die Prozesse, Methoden, Checklisten etc. sind entsprechend IT-technisch zu unterstützen. Und: Es muss nicht immer MS Project sein, sondern auch moderne Web 2.0 Tools können sehr effizient und effektiv eingesetzt werden.

Wenn Ihr ein PM System nach diesem Schema entwickelt und einführt, dann steigt die Wahrscheinlichkeit exponentiell an, dass Sie Projektfehler wirklich nachhaltig bekämpfen und die Erfolgsquote Eurer Projekte gesteigert wird.

10 goldene Regeln für den Projekterfolg

Im letzten Beitrag habe ich auf einen Artikel von Fr. Ulrike Wikner verwiesen. Dies hat mich dazu bewegt, ein bisschen auf Fr. Wikners Webseite zu stöbern. Hier habe ich ein interessantes, knackiges und praxisorientiertes PDF gefunden, das Euch interessieren dürfte:

10 goldene Regeln für den Projekterfolg

Besonders gut gefällt mir auch dieses Zitat auf ihrer Seite:

strukturiertes_arbeiten_pm

Dem ist nichts hinzu zu fügen…

14 Misserfolgsfaktoren im Projektmanagement

Projekte erfolgreich zu managen ist eigentlich gar nicht sooo schwer. Sie müssen lediglich einige Grundregeln beachten bzw. Kardinalfehler vermeiden.

Alexander Galdy hat kürzlich im ManagerMagazin „14 Fehler beim Projektmanagement“ aufgezählt und beschrieben. Diese sind:

  1. Falsches Personal
  2. Keine erfahrenen Projektmanager
  3. Keine Methode
  4. Zu viele Prozesse
  5. Änderungen beim Projektumfang werden nicht berücksichtigt
  6. Keine Ahnung vom Status Quo
  7. Probleme ignorieren
  8. Umfang nicht klar definieren
  9. Zusammenhänge zwischen Projekten nicht sehen
  10. Murphy’s Law vergessen
  11. Kein Change Management
  12. Unvollständige Ablaufpläne
  13. Unrealistische Deadlines
  14. Fachchinesisch

Die Punkte kommen mir durchaus bekannt vor. Ihnen auch?

Hier können Sie den gesamten Artikel lesen:

14_fehler