Die Kunst der Improvisation

Dr. Andreas Zeuch
Dr. Andreas Zeuch

Heute habe ich auf der Heimfahrt wieder mal den Podcast „Abenteuer Intuition“ von Dr. Andreas Zeuch gehört. Er ist einer der Top-Experten im deutschsprachigen Raum für die Themen Intuition & Nichtwissen.

In der aktuellen, 25. Folge von „Abenteuer Intuition“ geht es um Improvisation. Gerade für Projektmanager/innen ist dieses Thema aus meiner Sicht von enormer und ständig steigender Bedeutung.

Bevor ich das Thema aus meiner Perspektive und Erfahrung kurz beleuchte: Falls Ihr Podcast-Hörer/innen seid, solltet Ihr den Podcast von Andreas unbedingt abonnieren. Falls Ihr lieber lest, empfehle ich Euch Andreas‘ Webseite mit etlichen hervorragenden Inhalten (Texte, Scribecasts…) oder auch den Artikel „Improvisation will gelernt sein“ (PDF), der bei ChangeX erschienen ist (Inhalt ist identisch mit der Folge 25 des Podcasts).

Nun noch kurz meine persönlichen Gedanken zu dem Thema:

  • Projekte werden in der Praxis immer komplexer und dadurch schwerer planbar.
  • Traditionelle Projektmanagement-Methoden und Ansätze gehen jedoch von einer weitgehenden, deduktiven Planbarkeit von Projekten aus. Das Problem wird erfasst, Ziele formuliert, die Projektstruktur entwickelt, Aufgaben geplant und in eine zeitliche Reihenfolge gebracht und schlussendlich wird der Plan umgesetzt. Vom Groben ins Detail, nach einem logischen Schema.
  • Allerdings führt dieser Planungs- und Steuerungsansatz immer häufiger in die Sackgasse. Denn der Anteil an unplanbaren und unkontrollierbaren Projektteilen steigt an.
  • Als eine logische Konsequenz erobern agile Vorgehensmodelle wie SCRUM, Extreme Programming oder Crystal die Projektmanagement-Szene mit rasanter Geschwindigkeit. Über kurz oder lang wird kaum ein PM-Bereich mehr an diesen Methoden, Modellen und vor allem Prinzipien vorbei kommen!
  • Die „epistemische Arroganz“ (Überschätzung des Wissens und Geringschätzung des Nichtwissens und der Intuition) – wie es Andreas in seinem Artikel so treffend beschreibt, ist auch im Projektmanagement weit verbreitet. Das führt häufig soweit, dass sich Projektmanager/innen hinter umfangreichen Projektplänen, Balkenplänen, Risikochecklisten etc. verstecken. Das aktive Management hingegen kommt zu kurz.

Einige Hypothesen, die ich daraus für gutes, effektives Projektmanagement ableite:

  • Wir brauchen besonders im Projektmanagement eine gesunde Balance zwischen Planung und Improvisation.
  • Das Erlernen und Trainieren einer „professionellen Intuition“ als Basis für effektive und wirkungsvolle Improvisation sollte ein wichtiger Bestandteil von Qualifizierungskonzepten und -maßnahmen im (Projekt)Management werden.
  • Wir brauchen BESONDERS AUCH IM PROJEKTMANAGEMENT eine neue Kultur, mit Fehlern, Nichtwissen und auch Intuition umzugehen. Dieses Kultur kann – wie immer – nur „von oben“ vorgelebt und eingefordert werden.

Denn schon Charles Darwin hat erkannt:

In der langen Geschichte der Menschheit setzten sich diejenigen durch, die gelernt hatten, möglichst effektiv zusammenzuarbeiten und zu improvisieren.“

PS: Mein Respekt und Dank gebührt Andreas Zeuch für seinen hervorragenden Artikel zum Thema.