Wo wird Projektmanagement am häufigsten angewendet?

Kürzlich habe ich eine PM Blitzumfrage zum Thema Projektarten durchgeführt. Ziel war es zu erfahren, welche Projektarten in den Unternehmen der PM-Blog-Leser/innen am häufigsten anfallen.

Das Ergebnis ist wirklich interessant (Zwischenstand 11.12.2008):

projektarten_umfrage

Mich hat überrascht, dass die IT-Projekte doch recht deutlich vor Innovations- und Kundenprojekten liegen. Zum Vergleich das Ergebnis einer Befragung, die wir 2006 in Vorarlberger Unternehmen durchgeführt haben:

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Hier lagen die Innovationsprojekte noch an erster Stelle. Einer der Gründe mag auch darin liegen, dass damals primär Geschäftsführer/innen befragt wurden. Und ich gehe davon aus, dass die Leser/innen des PM-Blog auch zu einem erheblichen Teil aus IT-Fachleuten und IT-Projektmanager/innen bestehen.

Für mich sind die Ergebnisse der beiden Befragungen – auch wenn Sie im wissenschaftlichen Sinne natürlich nicht repräsentativ sind – eine gewisse Sicherheit, dass in jenen Bereichen, in denen ich es auch vermutet hätte, das größte PM-Potenzial liegt. Nämlich in der IT, der Produktentwicklung, der Abwicklung komplexer Kundenaufträge sowie in der Organisationsentwicklung.

Denken Sie wie ein Designer

Häufig wird bei Innovationsprojekten immer noch die technische Dimension und Problemlösung in den Vordergrund gestellt. Dabei sollten wir anhand der Apple’s, BMW’s, Gilette’s oder Alessi’s doch langsam kapiert haben: Design ist in immer stärkerem Ausmaß ein erfolgsentscheidender Aspekt – häufig zusätzlich zu einer perfekt funktionierenden Technik.

Tim Brown, Stardesigner und Chef der US-Agentur Ideo, zeigt den Zusammenhang von Innovationserfolg und Design anhand diverser Beispiele auf. Und er geht noch weiter: Laut Brown müssen Vorstände und Top-Führungskräfte „denken wie ein Designer„, sie müssen selbst die treibenden schöpferischen und kreativen Köpfe sein. Dieser Gedanke gefällt mir.

Und Brown steht mit dieser Meinung übrigens nicht alleine dar. Auch Management-Querdenker wie Tom Peters oder Förster&Kreuz sehen im Design ein entscheidendes Differenzierungspotenzial zum Wettbewerb.

Mit dieser Theorie kann die Praxis – leider – häufig noch nicht mithalten. Die Entwickler, Ingenieure und Techniker da draußen bestimmen immer noch zum Großteil, was in Innovations- und Produktentwicklungsprojekten „gespielt wird“. Denn sie haben die mächtigen Fakten, Daten und jahrelangen Erfahrungswerte als triftige Argumente in der Tasche. Ich meine, dieses Machtverhältnis sollte zu Gunsten der kreativen, schöpferischen und „verrückten“ Kräfte im Unternehmen zurecht gerückt werden. Holen Sie sich Designer, Philosophen, Kunden und Querdenker mit ins Projektteam. Und „designen“ Sie nicht nur Produkte, sondern vermehrt auch Dienstleistungen und Systeme.

Weiterführende Literatur und Links zu dem Thema:

Ideo Design

Buch: Re-Imagine, Tom Peters

Unternehmen entdecken das Servicedesign

Buch: Alles, außer gewöhnlich, Förster&Kreuz

Förster&Kreuz: Design matters