In letzter Zeit springt mich ein Thema förmlich immer wieder an: Die Selbsterkenntnis. Denn meine Überzeugung ist in den letzten Jahren stetig gewachsen, dass darin der Ursprung für ein glückliches und sinnerfülltes Leben liegt. Was aber hat das mit (Projekt)Management zu tun?
Ganz einfach: Menschen, die Führungsaufgaben übernehmen, müssen sich in erster Linie selbst gut kennen und führen können. Erst dann sind sie wahrhaftig, offen für Entwicklung und klar in ihrem Denken und Handeln.
„Das wichtigste Resultat aller Bildung ist die Selbsterkenntnis.“ Ernst Freiherr von Feuchtersleben (1806 – 1849)
Ich möchte heute drei Gedanken mit Ihnen teilen, wie Selbsterkenntnis gelingen könnte.
Wenn man den Karriere-Teil einer Zeitung durchblättert oder auch die diversen Online-Jobbörsen durchsucht fällt eines auf: Viele Unternehmen suchen offensichtlich händeringend gute Projektleiter/innen. Dazu gibt es aus meiner Sicht folgendes zu sagen:
Kein Zweifel, fachlich-technische Kompetenz ist für die meisten Projektleiter wichtig und notwendig. Trotzdem habe ich häufig den Eindruck, dass die fachlichen Fähigkeiten gnadenlos überbewertet werden. Je größer und komplexer Projekte sind, umso weniger wichtig ist die fachliche Expertise (und umso wichtiger die Führungs- und Managementkompetenz).
Komplexe Projekte zu leiten, ist eine anspruchsvolle Führungsaufgabe. Viele Arbeitgeber, Personalabteilungen und (Linien)Führungskräfte haben hier offensichtlich ein anderes Verständnis.
Zudem stehe ich zu meiner schon mehrfachgeäußertenForderung: In den meisten Unternehmen existieren keine ausreichenden organisatorischen und sonstigen Rahmenbedingungen (Karrierepfade, Qualifizierungs- und Coachingprogramme etc.), um Projekte nachhaltig erfolgreich abzuwickeln.
Karriere im Projektmanagement – Sie haben es selbst in der Hand!
Es geht mir aber nicht darum, die Schuld nur bei den Unternehmen zu suchen. Die Projektleiter/innen sollten ihre Karriere noch viel stärker selbst in die Hand nehmen. Hier einige Gedanken dazu:
Über welche Kompetenzen müssen Projektmanagerinnen und Projektmanager verfügen? Hier einige Vorschläge (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
FACHKOMPETENZ: Sie müssen das Thema, um das es geht, grundsätzlich verstehen („You can only manage what you understand.“).
SELBSTKOMPETENZ: Sie können ihren Arbeitsalltag ausreichend strukturieren, sind reflexionsfähig und konzentrieren sich auf das Wesentliche.
METHODENKOMPETENZ: Sie müssen die Fähigkeit haben, komplexe Problemstellungen gemeinsam mit dem Team zu verstehen, zu strukturieren und in konkrete Arbeitsschritte herunter zu brechen.
SOZIALKOMPETENZ: Sie müssen klar, wirkungsvoll und empathisch kommunizieren können.
FÜHRUNGSKOMPETENZ: Sie müssen dynamische Teamprozesse führen, gestalten und moderieren können. Sie achten auf Verbindlichkeit und die Einhaltung vereinbarter Spielregeln. Gleichzeitig verfügen Sie über die Fähigkeit, auch in Stresssituationen sachlich zu bleiben und Orientierung zu geben.
HANDLUNGSKOMPETENZ: Sie sind umsetzungsorientiert, wissen aber, dass „Effektivität vor Effizienz“ kommen muss.
Eine Fähigkeit, die häufig vergessen wird, ist die „MODERATIONSKOMPETENZ„. Gut, man könnte sie der Methodenkompetenz zuordnen, trotzdem möchte ich die Fähigkeit, Besprechungen und Workshops effizient und effektiv zu leiten, heute besonders heraus heben.
Hier meine ganz persönlichen Top 5, was zum Gelingen einer Sitzungsmoderation beiträgt:
1) AUSREICHENDE VORBEREITUNG DES MODERATORS: Braucht es die Sitzung wirklich? Welche Ziele sollen erreicht, welche Fragen geklärt werden? Wen brauchen wir, um das Sitzungs-/Workshopziel zu erreichen? Wie lange muss / soll die Sitzung sein?
2) AUSREICHENDE VORBEREITUNG DER TEILNEHMER/INNEN: Welche Grundlagen und Voraussetzungen müssen von den Beteiligten geschaffen werden, um das Sitzungs-/Workshopziel zu erreichen? Wie kann sicher gestellt werden, dass sich die Teilnehmer/innen ausreichend vorbereiten?
3) MODERATIONSMETHODEN UND VISUALISIERUNG: Können gemeinsame Bilder / Modelle gefunden gefunden werden, um Aspekte des Themas zu veranschaulichen? Kann das Thema der Sitzung in einem Bild / in einer Metapher zusammen gefasst werden? Mit welchen Methoden können die Anregungen und Inputs der Teilnehmer/innen aufgenommen werden? Wie können die Diskussionen geführt werden?
4) AUSREICHENDE NACHBEARBEITUNG: Saubere und zeitnahe Sitzungsdokumentation; Keine Sitzung ohne „Wer macht was bis wann?“
5) MENTALE VORBEREITUNG DES MODERATORS: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die mentale Vorbereitung auf (schwierige) Sitzungen besonders wichtig ist. Ich persönlich versuche, mich gedanklich in die Situation zu versetzen. Wer könnte was sagen, wie könnte die Sitzung verlaufen, welche Konflikte könnten entstehen? Wichtig in der jeweiligen Situation ist dann z.B., dass man „innerlich“ ein klares Konzept hat (aber natürlich auf Unvorhergesehenes trotzdem flexibel reagieren kann), dass man von Anfang an einen klaren „Führungsanspruch“ in der Besprechung erhebt und aufrecht erhält oder auch dass man sich nur in Ausnahmefällen inhaltlich mit seiner eigenen Meinung einbringt.
Meine persönliche „Lieblingsmethode“ zur Sitzungsmoderation ist übrigens ganz klar MindMapping (bzw. BusinessMapping) in Kombination mit einem Beamer. Ich nutze die Methode mittlerweile fast für jede Besprechung und habe fast ausschließlich positive Erfahrungen gemacht. Vorteile sind u.a.:
Wenn man mit dem Tool geübt ist, kann man Wortmeldungen sehr rasch dokumentieren, ohne den Gedanken- und Redefluss zu verlangsamen.
Alle Teilnehmer/innen können die Dokumentation live mitverfolgen und sehen, dass ALLE Punkte lückenlos dokumentiert werden.
Die Teilnehmer/innen können an zuvor genannten Punkten / Gedanken anknüpfen.
Auch sehr komplexe und vielschichtige Themen können in einem Bild (MindMap) dokumentiert werden.
In vielen Besprechungen ist es ausreichend, das MindMap auch gleichzeitig als Protokoll zu verwenden. Dadurch hat man keine zusätzlichen Aufwand mehr mit der Protokollerstellung. Und: MindMaps können unmittelbar nach der Sitzung an alle Teilnehmer/innen verschickt werden.
Vor einigen Monaten haben ich zu dem Thema ein kleines Video erstellt:
Was muss ein/e Projektleiter/in wissen und können? Häufig werden folgende 3 Kompetenzen genannt:
Fachkompetenz (im jeweiligen Themenfeld)
Sozialkompetenz
Methodenkompetenz
Ich persönlich würde eine weitere Kompetenz hinzufügen, nämlich Führungskompetenz. Wie ich auch auf diesem Blog bereits mehrfach ausgeführt habe: Ein/e gute/r Projektleiter/in ist in meinen Augen in erster Linie eine wirkungsvolle Führungskraft und ein/e gute/r Manager/in. Denn was nützen internationalen PM Zertifikate, Hochschulstudien oder umfassende Fachkompetenz, wenn ein/e Projektmanager/in das Team nicht führen kann? Und eines ist klar: Führung ist in erster Linie eine kommunikative Aufgabe und Herausforderung. Es geht wesentlich darum, mit Komplexität angemessen umzugehen, dadurch Transparenz und Orientierung zu schaffen, auf die Einhaltung gemeinsamer Spielregeln zu achten und für Verbindlichkeit zu sorgen. Wer diese Fähigkeiten nicht beherrscht, sollte besser eine andere Karriere einschlagen.
Mittlerweile werden fähige Projektleiter/innen übrigens von vielen Unternehmen händeringend gesucht. Denn die Anzahl und auch die Komplexität der Projekte nimmt laufend zu. Diese Herausforderungen können nur bewältigt werden, wenn man die besten Köpfe für sein Unternehmen gewinnen kann – im Besonderen auch für den Projektbereich.
Suchen Sie eine/n qualifizerte/n Projektleiter/in oder sind sie selbst eine/r? Dann schauen Sie doch mal bei Experteer vorbei. Die Plattform für Jobs ab 60.000 EUR ist ein Tochterunternehmen von XING.
PS: Um Missverständnisse zu vermeiden: Experteer hat bei mir nachgefragt, ob ich mal einen Beitrag über ihr Job-Netzwerk schreiben möchte. Da ich davon überzeugt bin, dass es sich um ein gutes Angebot für die PM Community und potenzielle Arbeitgeber handelt, bin ich dieser Bitte gerne nachgekommen.
Bei CIO.com bin ich auf einen interessanten Artikel gestoßen, bei dem 6 Eigenschaften beschrieben werden, die ein/e gute/r Projektmanager/in haben sollte. Diese sind:
1) Er/sie hat Weitblick.
2) Er/sie ist gut organisiert.
3) Er/sie weiß, wie Mitarbeiter/innen modern geführt werden.
Grundsätzlich teile ich die Meinung der Autorin Meridith Levinson. Um folgende Gedanken möchte ich die oben genannten Fähigkeiten ergänzen:
Eine PM Zertifizierung macht keine/n gute/n Projektmanager/in aus. Allerdings schadet’s auch nicht, wenn er/sie die oben skizzierten Fähigkeiten als Grundvoraussetzung hat.
In der obigen Liste fehlt mir noch, dass er/sie lernfähig und selbstreflektiert sein sollte. Das ist überhaupt eine Grundvoraussetzung jeder wirkungsvollen Führungskraft.
Es geht um „Können“, nicht um reines „Wissen“. Es gibt Projektmanager/innen, die zwar sehr viel wissen aber die „PS nicht auf den Boden bringen“, sprich nicht die notwendigen Führungskompetenzen mitbringen.
Zum letzten Punkt eine kleine persönliche Anekdote: In meiner Dozententätigkeit an der Fachhochschule Vorarlberg und diversen anderen Bildungseinrichtungen diskutiere ich mit den Studierenden und Kursteilnehmer/innen, wie Projektmanagement in Theorie und Praxis „funktioniert“. In jedem einzelnen Projekt, das ich dann operativ selbst führe oder begleite, wird mir wieder aufs Neue bewusst, dass Wissen leider nicht Können bedeutet. Was ich damit sagen möchte: Über gutes und richtiges (Projekt)Management zu philosophieren ist das eine, es in der Praxis gut und richtig zu TUN, ist das andere. Erstgenanntes ist (leider) wesentlich einfacher… 🙂