Radikale Dezentralisierung – die Netzwerkorganisation.

THESE: „Einer der Hauptgründe für schlechte Projektergebnisse liegt in der unzeitgemäßen strukturellen Gestaltung von Unternehmen.“

Nach wie vor sind die meisten Organisationen nach tayloristisch-hierarchischen Prinzipien strukturiert. Klare Zuständigkeiten, klare Ordnung, klarer Rahmen. Zugegebenermaßen gab es Zeiten, in denen Hierarchien gut funktioniert haben. Diese Zeiten waren aber geprägt von Massenproduktion, wachsenden aber gut steuerbaren Märkte, überschaubaren technologische Herausforderungen und einem relativ niedrigen Ausbildungsstandard bei Mitarbeitern. Aber diese Zeiten sind aber vorbei – ENDGÜLTIG!

Es ist teilweise schon kurios zu beobachten, dass in Unternehmen nach wie vor unbeirrt an den Organisations- und Führungsprinzipien festgehalten wird, die aus einer völlig anderen Zeit stammen. Noch schlimmer: Gerade in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten (wie jetzt) hat man den Eindruck, dass vielversprechende Weiterentwicklungen in der Organisation und Führung von Unternehmen in kürzester Zeit wieder über Bord geworfen werden. Zurück zum (vermeintlich) Bewährten. Ein fataler Fehler.

Niels Pfläging, erfolgreicher Buchautor und Berater, bringt es in diesem Vortrag auf den Punkt. Schaut euch den 10-minütigen Zusammenschnitt an, es lohnt sich:

KONSEQUENZEN sind u.a.:

  • Organisation und Führung von Unternehmen hängen untrennbar miteinander zusammen.
  • Wir müssen und endgültig vom hierarchischen Organisations- und Führungsprinzip verabschieden. Hierarchien führen zu toten, bürokratischen Organisationen.
  • Hierarchien machen Spitzenleistungen in Projekten häufig unmöglich. Sie lähmen Projektteams und führen die Vorteile von Projektmanagement ad absurdum.
  • In der flexiblen, selbstorganisierten Netzwerkorganisation liegt die Zukunft (Projektteams, Prozessteams, Innovationsteams…).
  • Selbstorganisierte Netzwerkorganisationen basieren auf gemeinsamen Werten, Prinzipien und Regeln. Sie agieren NICHT chaotisch.
  • In Netzwerkorganisationen wird Führung so dezentral wie möglich organisiert. Geführt wird dort, wo das Wissen in der Organisation ist.
  • Netzwerkorganisationen planen agil, unternehmerisch und mit Hausverstand. Es gibt auch längerfristige Strategien und Pläne, aber die beschränken sich auf das tatsächlich Planbare.
  • Es gibt keine Patentrezepte in der Unternehmensorganisation. Aber es gibt Prinzipien und Werte, die einzuhalten sind.

LITERATUREMPFEHLUNGEN:

Und noch ein interessantes Video des genialen Prof. Kruse:

Komplexität ist ein Hauptproblem unserer Gesellschaft (und auch ein Hauptproblem im Management)

Auch wenn ich dafür von einigen Berufskollegen und Freunden immer wieder kritisiert werde: Ich bin ein bekennender Anhänger der Theorien und Ansätze von Prof. Dr. Fredmund Malik. Von Malik, der übrigens so wie ich aus Lustenau stammt, kommt u.a. auch folgendes Zitat:

Richtiges Management ist Management von Komplexität!

Bei diesem Thema lehnt er sich auch immer wieder an den „Management-Guru“ Peter F. Drucker an, der einst sagte:

There will be no

Simplify your Projects – oder doch nicht?

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Quelle: Malik Management Zentrum St. Gallen

(Wirklich) Komplexe Probleme können nicht ausschließlich mit Einfachheit und Reduktion gelöst werden. Diese Theorie basiert im Wesentlichen auf Ashby’s Gesetz (The Law of Requisite Variety) aus dem Jahr 1956:

The larger the variety of actions available to a control system, the larger the variety of perturbations it is able to compensate.

Entsprechend möchte ich heute auch mal das Motto dieses Blogs „Simplify your Projects“ kritisch reflektieren:

  • Ich glaube fest daran, dass einfache, pragmatische Lösungen in vielen Situationen die besten sind – auch in Projekten.
  • Gerade auch Projekte sollten mit einfachen, verständlichen Methoden, einer gesunden Portion Hausverstand und einer entsprechenden Aktivitäts- und Lösungsorientierung angegangen werden.
  • Je komplexer und größer Projekte aber werden, umso differenzierter muss auch die Problemlösung und damit verbunden die angewendete Methodik werden.
  • Komplexitätsreduktion (Keep it simple.) und Komplexitätsaufbau („Only variety can destroy variety„.) schließen sich gegenseitig aber nicht aus. Im Gegenteil. Es sind zwei Strategien zum Komplexitätsmanagement, die sich in Projekten auch abwechseln können.

Wie so häufig im Leben: Nicht entweder – oder, sondern sowohl – als auch!

Komplexität ist das Grundproblem des Managements

Alle sprechen von Komplexität. „Die Welt wird immer komplexer.“ „Mann, ist das ein komplexes Thema.“ „Die Produktentwicklungen bei uns haben ein enormes Maß an Komplexität angenommen.“

Aber was bedeutet Komplexität eigentlich genau? Hier einige Definitionen:

  • Wikipedia: Komplexität (v. lat.: complectari = umarmen, umfassen; Partizip Perfekt: complexum) bezeichnet allgemein die Eigenschaft eines Systems oder Modells, dass sein Gesamtverhalten nicht beschrieben werden kann, selbst wenn man vollständige Informationen über seine Einzelkomponenten und ihre Wechselwirkungen besitzt.
  • Wikipedia: In der Systemtheorie werden komplexe Systeme durch eine Reihe charakterisierender Eigenschaften beschrieben. Die Komplexität eines Systems steigt mit der Anzahl an Variablen, der Anzahl an Verknüpfungen zwischen diesen Variablen sowie der Funktionalität dieser Verknüpfungen (z.B. Nicht-Linearität).
  • Komplexität steht somit in Verbindung mit dem Systembegriff und der Systemtheorie.
  • Komplexe Systeme verfügen über eine Vielzahl von Systemelementen. Zudem stehen sich diese Elemente dynamisch gegenüber.
  • Fazit: Komplexe Systems sind nicht mathematisch genau zu berechnen, geschweige denn zu steuern und zu beeinflussen.

Die Komplexität in Projekten kann verschiedene Ursachen haben:

  • Einzelne Stakeholder (wie z.B. der Auftraggeber oder der Kunde) ändern laufend ihre Anforderungen, Ziele oder Meinungen.
  • Für die Lösung des Problems sind sehr viele Punkte zu beachten (Technologie, wirtschaftliche Ziele, Design, rechtliche Rahmenbedingungen, etc. etc.).
  • Das Umfeld, in dem sich das Projekt bewegt, verändert sich permanent. Dies ist gerade in dynamischen Branchen wie z.B. der IT oder der Elektronikindustrie gang und gäbe.

Ich habe bereits vor längerer Zeit mal einige Slides zum Thema der Komplexität verfasst. In diesem Vortrag ging es um das Thema „Managementkybernetik“. Diese Disziplin stellt eine wichtige Strategie im Umgang mit komplexen Problemstellungen dar (auch Komplexitätsmanagement). Hope you like it:


HIER können Sie die Präsentation übrigens auch als PDF herunter laden.

Meine persönlichen Top-3 Methoden im Umgang mit Komplexität:

  1. MindMapping in der Gruppe: Dokumentation möglichst vieler relevanter Punkte und Diskussion derselben.
  2. System-Modellierung (insbesondere mit dem Consideo Modeller)
  3. Konzentration auf eine permanente und vertrauenswürdige Kommunikation mit allen Stakeholdern. So entwickelt man ein Gefühl für das vorliegende System, was wiederum die intuitive Entscheidungsfindung erleichtert.

Visualisierte Komplexität

Projektmanagement ist auch Komplexitätsmanagement. Immer mehr. Denn Projekte werden immer komplexer.

Das Visualisieren komplexer Systeme hilft uns häufig, sie besser zu verstehen. Auf visualcomplexity.com finden Sie Beispiele komplexer Systeme, die grafisch dargestellt wurden. Wirklich interessant, spannend und inspirierend.

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Gefunden bei Dr. List (interessante Zeiten).

Komplexe Systeme modellieren und simulieren: CONSIDEO MODELER

Auf Dr. Stephan Lists Blog „Interessante Zeiten“ habe ich kürzlich einen Link zu einer Software entdeckt, nach der ich schon lange Zeit gesucht hatte. Nämlich eine Software zur Modellierung und Simulation komplexer Systeme: CONSIDEO MODELER. Und das allerbeste daran ist: Es gibt eine (abgespeckte) Version zum kostenlosen Download! (übrigens für PC und Mac)

Beispielmodell eines neu zu planenden Projekts:

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Warum systemisches Denken in Projekten? Ganz klar: Projekte sind (wie bereits mehrfach erwähnt) komplexe Systeme. Und die professionelle Bearbeitung derartiger Systeme mit Methoden und Denkweisen der Systemtheorie, des vernetzten und systemischen Denkens erfordert auch entsprechend systemische Darstellungsformen.

Lesen Sie hierzu auch: Prof. Dr. Günther Ossimitz: Systemisches Denken braucht systemische Darstellungsformen (kostenloses PDF)

Zurück zum Consideo Modeler: Natürlich habe ich sofort etwas herum experimentiert. Mein erster Eindruck: GENIAL! Ich war natürlich nicht schüchtern und habe den Hersteller gleich nach einer kostenlosen „Presse-Lizenz“ gefragt, damit ich auch die Vollversion ausgiebig testen kann. Die Testergebnisse werde ich hier dann natürlich demnächst veröffentlichen.

Soviel schon vorweg: Aktuell ist die Software zum Einführungspreis von EUR 250 (netto) erhältlich. Ein absolutes Schnäppchen, denn vergleichbare Tools zur Darstellung, Modellierung und Simulation komplexer Systeme kosten ein Vielfaches. Jetzt zugreifen!

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PS: Produkt- und Kaufempfehlungen auf dem PM-Blog.com erfolgen stets auf der Basis meiner persönlichen Meinung. Ich habe zu keinem Zeitpunkt dafür irgendwelche Prämien oder Honorare kassiert – und werde dies auch zukünftig nicht tun!

Komplexitätsmanagement als zentrale Erfolgsstrategie in Projekten

Projekte sind komplexe Systeme. Komplexe Systeme verfügen über viele Elemente oder Variablen, die ihre Verbindungen gleichzeitig dynamisch verändern.

Komplexe System zu planen, zu steuern und schlussendlich zu beherrschen (wenn man in diesem Zusammenhang überhaupt von „beherrschen“ sprechen darf) ist eine große Herausforderung für einen Projektmanager und sein Team. Ich meine, dass Wissen über Systemtheorie, Komplexität und Managementkybernetik zur Grundausstattung eines jeden Projektmanagers gehören sollte. Zumindest ab einer gewissen Projektgröße und Komplexität.

Wie aber reagieren Menschen überhaupt auf Komplexität? Der geniale Prof. Dr. Kruse beschreibt in diesem Zusammenhang 5 typische Verhaltensmuster:

Und, erkennen Sie Ihr eigenes Verhalten teilweise wieder? 🙂 Also ich schon…

Was mir an Prof. Kruse besonders gefällt: Er kommentiert und beschreibt Themen mit großer intellektueller Schärfe und trotzdem sehr verständlich und praxisnah.

Hier noch einige Buchtipps zu den Themen Systemtheorie, systemisches Management und Managementkybernetik:

David J. Krieger: Einführung in die allgemeine Systemtheorie (Schnäppchen für EUR 3,90)

Fredmund Malik: Strategie des Managements komplexer Systeme

Fritz B. Simon: Einführung in die systemische Organisationstheorie

Fritz B. Simon: Einführung in Systemtheorie und Konstruktivismus