Ist schlechtes Projektmanagement an der Krise der Automobilindustrie mitschuldig?

autobranche_pmDie Universität Erlangen-Nürnberg hat gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen maxence business consulting eine Studie in Unternehmen verschiedenster Branchen durchgeführt. Dabei kommen sie u.a. zum Schluss, dass ein wesentlicher Grund für die Krise der Automobilindustrie mangelhaftes Projektmanagement ist.

Als Indikator dafür – so lese ich es zumindest aus dem InformationWeek-Artikel heraus, soll das Nichtvorhandensein eines PMO (Project Management Office) sein.

Na ja…

Klar kann ein PMO das Projektmanagement in Unternehmen wesentlich voran bringen – aber ist es ein Allheilmittel oder Patentrezept? Ich denke nicht. PMO’s funktionieren dann, wenn sie vom Top-Management voll unterstützt werden und wenn sie einen starken Platz in der Hierarchie des Unternehmens bekommen. Dann kann ein PMO mit seinen Expert/innen KULTURVERÄNDERND in die Organisation eingreifen, durch Support, Coaching, Trainings und auch durch entsprechendes Performance Measurement und Controlling.

Wenn dies nicht gegeben ist, führt ein PMO ein Schattendasein in einer Organisation – ähnlich wie viele QM-Abteilungen.

Fazit: Die Leistungsfähigkeit des Projektmanagements einzig und allein an der Existenz eines PMO aufzuhängen ist meines Erachtens wesentlich zu kurz gedacht.

Über die Studie (Quelle Pressebox)

 

Die Universität Erlangen und maxence business consulting hatten Anfang 2009 mit Unterstützung von Compuware in Deutschland 232 Unternehmen nach dem Einsatz einer zentralen Instanz zur Koordinierung von Projekten befragt. Die Unternehmen kamen aus den Branchen Informationstechnologie, Automobil, Banken und Versicherungen, Pharma/Chemie, Transport und Logistik, Telekommunikation sowie Energieversorgung. Die Befragten sind in ihren Unternehmen überwiegend Projektleiter (24,1 Prozent), gefolgt von Leitern des Projektbüros im Fachbereich Projektmanagement (22,8 Prozent), Mitarbeitern in diesem Büro (15,5 Prozent), Fachbereichs- und Abteilungsleitern (15,5 Prozent) sowie Vorständen und Geschäftsführern (8,6 Prozent).

Mutiges Handeln und Kommunizieren in Krisenzeiten

sofortmassnahmenWir alle sind tagtäglich damit konfrontiert: Ständig neue Schreckensszenarien, fallende Börsenindizes, steigende Arbeitslosenzahlen, explodierende Budgetdefizite. Es fällt schwer, angesichts dieser permanenten Negativ-Meldungen optimistisch und positiv in die Zukunft zu blicken.

Verharmlosung hilft uns jetzt nicht weiter – aber negative Übertreibungen und Angst noch viel weniger. Winfried Berner, seines Zeichens Change Management Experte, hat wieder mal einen hervorragenden Beitrag zu diesem Thema verfasst: „Sofortmaßnahmen: Mutiges Handeln und Kommunizieren im Frühstadium der Krise„.

Was ich aus Berners Worten hauptsächlich heraus lese: WIR BRAUCHEN HERVORRAGENDE MANAGER/INNEN UND FÜHRUNGSKRÄFTE. Ein Auszug:

Was auch immer ein Unternehmen an Sofortmaßnahmen einleitet, es ist extrem wichtig, dass es nicht nur handelt, sondern auch kommuniziert. In Krisenzeiten ist gute Kommunikation noch sehr viel wichtiger als in ruhigeren Phasen, weil Menschen, die Angst um ihren Job und um ihre Zukunft haben, hoch anfällig für Gerüchte sind und zu misstrauischen Spekulationen neigen. Wenn das Management ein Kommunikationsvakuum hinterlässt und die Gründe seiner Entscheidungen nicht ausreichend vermittelt, lassen sich schon aus Einschränkungen bei Dienstreisen und Weiterbildungsmöglichkeiten unglaubliche Dramen spinnen, besonders in verwöhnten Unternehmen.“

Der Text ist einige Seiten lang, aber es lohnt sich, 10 Minuten zu investieren.

10 Management-Fehler in Krisenzeiten

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Der Psychotherapeut und Berater Dr. Mario Patera hat in der aktuellen Wochenendausgabe der Österreichischen Wirtschaftszeitung DerStandard einen interessanten Artikel mit dem Titel „Zehn große Fehler in der Krise“ veröffentlicht:

  1. Misstrauen: Menschen haben zwei zentrale Grundbedürfnisse – Verbundenheit und Wachstum. Vertrauen ist hierfür eine Grundvoraussetzung.
  2. Nichts gesagt ist genug gelobt: Abwehr zwingt das Gehirn zu Abwehr und Rückzug. Wertschätzung hingegen führt zu Selbstwert und Wertschöpfung.
  3. Drohszenarien: Drohen blockiert das Gehirn.
  4. Stetig beschleunigen und Zuhören als Zeitverschwendung betrachten: Gerade in Krisenzeiten brauchen wir eine Kultur des Zuhörens. Speed kills.
  5. Außenperspektiven ausblenden: Die Konzentration nach innen und das gleichzeitige Ausblenden der Außensicht macht Wachstum und Lerneffekte unmöglich.
  6. Weiterbildung = gestrichen!
  7. Sprunghaftes Verhalten: Glaubwürdigkeit (eine zentrale Grundlage für Entwicklung und Veränderung) braucht Berechenbarkeit.
  8. Militärisches Vokabular: Unser Gehirn lechzt nach Kooperation – permanente „Kriegs-Sprache“ blockiert dieses Potenzial.
  9. 100% Sachlichkeit: Die Konzentration auf Zahlen, Daten, Fakten und das gleichzeitige Ausblenden von Emotionen beschneidet unser geistiges Potenzial enorm. Unser Gehirn „denkt“ in Emotionen.
  10. Klare Appelle: Unser Unterbewusstsein folgt keinen ständigen Appellen, da es in Bildern denkt und Bilder braucht.

Gerade in Krisenzeiten brauchen wir in unseren Unternehmen eine Kultur des Vertrauens. Dass dies eine riesige Herausforderung für Führungskräfte darstellt (die natürlich auch enorm unter Druck stehen), ist klar. Umso mehr sollten wir dieses Prinzip ins Zentrum der Management-Entwicklung stellen.