Agiles Mindset – Was soll das eigentlich sein?

Agile, Scrum und Agiles (Projekt)Management haben in den letzten 15-20 Jahren einen starken Aufschwung erlebt. Aus meiner Sicht zurecht, denn agile Prinzipien, Prozesse, Rollenmodelle und Frameworks können helfen, mit Dynamik, Komplexität und Unsicherheit effektiver umzugehen. Entscheidend für den Projekterfolg sind auch weiterhin die Qualität der Teamarbeit, die Professionalität des Managements und die Kompetenz der beteiligten Personen – agil oder klassisch.

Häufig wird das viel zitierte „agile mindset“ beschworen. Eine der besten Beschreibungen, was das sein könnte, habe ich in diesem Buch gefunden:

Wie ist die Grafik zu verstehen?

  • Im klassischen Projektmanagement-Ansatz geht man davon aus, dass Ziele und Inhalte des Projekts (im Wesentlichen) planbar sind. Ein zentrales Prinzip besteht darin, SMARTe Ziele und Inhalte zu definieren (z.B. in Form eines Lasten-/Pflichtenheftes) und daraus den zeitlichen Projektplan sowie das notwendige Budget (personell, finanziell) abzuleiten.
  • Im agilen Management-Ansatz geht man davon aus, dass Ziele und Inhalte NICHT vollständig planbar sind. Ein großes Missverständnis ist aber, dass in agilen Projekten gar nicht geplant wird. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass Projekte als kontinuierlicher Lern- und Entwicklungsprozess betrachtet und angegangen werden.
  • Ratsam ist es, in agilen Projekten stattdessen Zeit und Budget festzulegen, und auf dieser Grundlage zu versuchen, den VALUE des Projekts zu maximieren.
  • Auch durch das Agile Manifest wird klar, dass es in dynamischen, komplexen Projektsituation eine teilweise Abkehr der gewohnten und im Industriezeitalter als professionell empfundenen Prinzipien braucht.

Das Ganze klingt trivial, ist aber für die meisten Unternehmen und Führungskräfte ein radikal neues Management-Paradigma. Jahrzehntelang wurde propagiert, dass es SMARTe Ziele, saubere Pläne und ein klares Vorgehen braucht.

In relativ stabilen Umfeldern und Märkten ist dieser Ansatz weiterhin praktikabel. Aber – ganz ehrlich: Wie planbar sind Projekte in Ihrem Markt noch?

Entscheidend ist – wie fast immer im Leben – die gesunde Balance. Dies erfordert aber Wissen und Können in beiden „Management Welten“ und vor allem einen agilen Geist. Daran scheitern wir nämlich viel häufiger als an der falschen PM Methodik.

Siehe hierzu auch:

7 Thesen zur Zukunft des Projektmanagements

Projektmanagement ist die wichtigste Arbeits- und Organisationsform zur systematischen Bewältigung komplexer und neuartiger Aufgabenstellungen. Mit dieser Absicht zumindest wurde die Managementmethode in der Mitte des 20. Jahrhunderts eingeführt.

Seither hat sich einiges getan. Wenn man den Prognosen der Zukunftsforscher Glauben schenken darf, befinden wir uns mitten im Übergang in ein neues Zeitalter der menschlichen Evolutionsgeschichte – vielfach als “vernetzte Gesellschaft” bezeichnet. Die Digitalisierung ist die treibende Kraft für die explosionsartige Zunahme der Vernetzungsdichte auf der Welt. Dies hat tiefgreifende Auswirkungen auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.

In diesem Blogbeitrag möchten wir, Olaf Hinz – Heiko Bartlog – Stefan Hagen, 7 Thesen zur Zukunft des Projektmanagements zur Diskussion stellen. Wir orientieren uns dabei

  • an dem, was wir in unserer beruflichen Projektpraxis tagtäglich erleben,
  • an für uns überzeugenden Denkmodellen zu Komplexität sowie
  • an Eindrücken aus unzähligen Diskussionsrunden mit Praktikern, Entscheidern und Querdenkern.

Die “7 Thesen zur Zukunft des Projektmanagements” verstehen wir als Versuch der Verdichtung von Tendenzen, die uns offensichtlich und logisch erscheinen. Im Zuge der Ausarbeitung der Thesen haben wir uns deshalb immer wieder die Frage gestellt: “Ist diese Erkenntnis nicht trivial? Zu trivial?” Doch genau diese Zweifel waren ausschlaggebend, dass wir schlussendlich an die Relevanz genau dieser Punkte geglaubt haben.

Auf eine rege, konstruktiv-kritische Diskussion freuen wir uns sehr.  „7 Thesen zur Zukunft des Projektmanagements“ weiterlesen

Führung und Management – Zwei Seiten einer Medaille.

Organisationen (= Unternehmen, Non-Profit Organisationen, Projekte…) sind zweckorientierte, soziale Systeme. In einer komplexen und sich rasch verändernden Umwelt steigen die Herausforderungen an die Gestaltung, Entwicklung und Koordination von Organisationen kontinuierlich an.

Ich halte die Differenzierung von Führung und Management in diesem Zusammenhang für wichtig. Folgende Überzeugungen möchte ich deshalb hier zur Diskussion stellen:

  • Führung und Management bilden in sozialen Systemen zwei sich ergänzende Funktionen.
  • Führung = Wirken am System.
  • Management = Wirken im System.
  • Viele Organisationen sind „over-managed“ aber „under-led“.
  • Wir sollten stets versuchen, Menschen und Systeme zu selbstverantwortlichem, selbstorganisierten Verhalten anzuregen und den (individuellen und systemischen) Entwicklungs-/Reifeprozess zu unterstützen.
  • Führung und Management sollte aus einer dienenden Haltung erfolgen. Dies stellt keinen Widerspruch zu wichtigen Prinzipien wie Verbindlichkeit, Zielorientierung, Fokus.

Ich habe eine kleine Präsentation zu dem Thema erstellt. Vielleicht werde ich beim PM Camp diese Woche auch eine kleine Barcamp Session dazu anbieten.

Servant Leadership – Zukunft der Führung?

In den meisten Unternehmen erntet man schallendes Gelächter, wenn man von „Servant Leadership“ (= dienende Führung) spricht. Der Begründer dieses Ansatzes, Robert K. Greenleaf, publizierte den Ansatz erstmals 1970. Das Konzept ist auch im Projektmanagement schon angekommen, insbesondere in den agilen Ansätzen (z.B. Scrum Master).

Dr. Armin Pircher Verdorfer von der Technischen Universität München (TUM School of Management) führt zu dem Thema aktuell eine Vergleichsstudie durch. Wäre super, wenn Sie sich 5-7 Minuten Zeit für die Beantwortung einiger Fragen zu dem Thema nehmen könnten:

http://ww3.unipark.de/uc/leadership_survey_aut_ger/

Danke!

Organisation, Führung und Management 2.0

Das Internet als „Lern- und Entwicklungsmedium“

In den letzten Jahren ist meine Überzeugung gereift, dass die intensive Auseinandersetzung mit dem Internet, Web 2.0, Social Software, Social Media etc. pp. nicht nur eine Freizeitbeschäftigung oder Zeitverschwendung darstellt. Vielmehr ist mir immer bewusster geworden, dass man als aktiver und intensiver Nutzer und Beitragender in den viel diskutierten „neuen Medien“ tagtäglich dazu lernen und profitieren kann. Einige Beispiele:

  • In den letzten 6 Jahren habe ich durch’s Bloggen hunderte wertvolle persönliche und geschäftliche Kontakte knüpfen dürfen. Diese Menschen und menschlichen Kontakte haben mein Denken und Handeln wesentlich geprägt.
  • Auf den diversen Sozialen Plattformen (Twitter, Facebook, Youtube, Slideshare etc.) nehme ich täglich interessante (Lern)Impulse auf, die für mich mindestens denselben Stellenwert haben wie ein „klassischer“ selbstgesteuerter Lernprozess (Literaturstudium, wissenschaftliches Arbeiten…) oder Seminare, Lehrgänge etc.
  • Und, was mir mittlerweile fast am wichtigsten erscheint: Im Internet passiert das, was Prof. Dr. Kruse als „Musterbildung“ bezeichnet (1 | 2). Jenseits der bewussten Wahrnehmung lernt unser Gehirn (Verhaltens)Muster, die jenseits unseres aktiven Verstehens liegen. Konkret bedeutet das, dass man als aktiver Nutzer und Beitragender des „neuen Internets“ im wahrsten Sinne des Wortes ein ausgeprägtes Gespür für gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen bekommt.

Nicht, dass Sie mich jetzt falsch verstehen: Das Internet wird niemals die persönliche und reale Begegnung zwischen Menschen ersetzen können! Aber in manchen Aspekten ist das Internet ein höchst effektives Lern- und Entwicklungsmedium, das komplett neue Potenziale und Chancen ermöglicht.

Organisation, Führung und Management 2.0

Vor dem Hintergrund meiner oben skizzierten Überzeugungen und Erfahrungen hat folgender WiWo-Gastbeitrag von Dr. Willms Buhse, Inhaber von doubleYUU, bei mir besonderes Interesse geweckt: „Welche Eigenschaften brauchen Leader?“

Darin beschreibt Dr. Buhse anhand praktischer Beispiele, welche Prinzipien und Werte derzeit im Web 2.0 und in der agilen Softwareentwicklung schon gelebt werden, die in Zukunft auch in (allen?) anderen Wirtschaftsbereichen Anwendung finden werden. Einige Hypothesen des Artikels sind:

  • Kollaborative, vernetzte und offene (Produkt)Entwicklungsprojekte können in kürzerer Zeit bessere Ergebnisse erzielen (Bsp: „Local Motors„).
  • Professionelle Führungskräfte des 21. Jahrhunderts haben einen „digitalen Mindset“. Sie verstehen, wie das Internet funktioniert.
  • Die „Führungskraft 2.0“ hat Werte verinnerlicht, die für die Netzgemeinde selbstverständlich sind: „Offenheit, Transparenz, Agilität, Flexibilität und Dialogbereichtschaft.
  • Die agile (Software)Entwicklung macht uns vor, wie „klassisches Management“ durch selbstorganisierte Teams in weiten Teilen abgelöst werden kann. Kooperative Führung, Orientierung am großen Ganzen aber Vorgehen in kleinen Schritten, permanente Anpassung an Wandel und Veränderung und „echte“ Teamarbeit. So werden die Top-Unternehmen (bzw. Wertschöpfungs-Netzwerke) in Zukunft arbeiten!

Fazit: Willms Buhse hat einen tollen Artikel geschrieben, der die Grenzen zwischen der „analogen und der digitalen Welt“ verschwimmen lässt. Recht so, denn in Wahrheit wachsen die beiden Welten derzeit mit rasender Geschwindigkeit zusammen. Deshalb hat schon Peter Kruse am Ende seines vielbeachteten Vortrags 2010 bei der re:publica in Berlin gesagt: „Und bist Du nicht willig, so brauch ich… GEDULD.“

Kulturänderung in Organisationen ist eine hohe Kunst

Prof. Dr. Peter Kruse ist ein kluger Mann. Und: Er teilt sein Wissen mit uns allen – auch über Youtube (hier und hier). In diesem Video spricht er über die „Redefinition von Leadership“ und wie Führung und Unternehmenskultur zusammen hängen könnten.

Ganz am Ende des Videos sagt Kruse: „Kulturänderung ist eine der schwierigsten und höchsten Künste, die ich mir vorstellen kann.“ Da hat er wohl (leider) recht, denn dadurch werden Innovation und Veränderung nicht einfacher.

via Software Engineering Blog