Eines der Kernkonzepte im Projektmanagement ist das so genannte „Magische Dreieck“. Ich muss zugeben, dass mir diese Bezeichnung noch nie richtig gefallen hat. Warum? Weil meines Erachtens überhaupt nichts Magisches damit verbunden ist – sondern vielmehr eine ganz einfache Logik.
Drum verwende ich auch lieber den englischen Begriff dafür, nämlich Triple Constraint. (Sorry for the denglish.)
Aber gehen wir nochmal zwei Schritte zurück. Das Management eines Projekts ist ein permanenter Optimierungsprozess, bei dem man versucht, ein möglichst gutes Ergebnis in möglichst kurzer Zeit zu möglichst geringen Kosten zu erreichen. So einfach ist das.
Und genau darum geht es im Triple Constraint:

Gehen wir das Triple Constraint mal Schritt für Schritt durch:
1) SCOPE: Der Projektumfang (= Scope) beinhaltet sämtliche inhaltlichen Ziele (auch Leistungsziele, Kundenanforderungen etc.), die erreicht werden sollen. Klar, möglichst messbar, verständlich und spezifisch sollen die Ziele formuliert sein. Häufig erfolgt dies in entsprechenden Zieleplänen, Lasten- und Pflichtenheften, Customer Specifications oder auch in Projektverträgen.
2) COST: Ein Projekt hat in aller Regel ein festgelegtes Budget, welches nach Möglichkeit nicht überschritten werden sollte. Dieses Budget wiederum setzt sich im besten Fall aus sämtlichen kostenwirksamen Ressourcen zusammen, die zur Erreichung der Projektziele (= Scope) notwendig sind: Personalressourcen, Sachressourcen, Materialressourcen, externe Leistungen etc. „Im besten Fall“ darum, weil wichtige kostenwirksame Positionen häufig „vergessen“ oder unter den Tisch gekehrt werden.
3) TIME: Immer häufiger werden Projekte unter extremem Zeitdruck durchgeführt. Denn die „time to market“ ist immer stärker ein erfolgsentscheidender Faktor.
4) QUALITY: Eine moderne Interpretation des Qualitätsbegriffs lautet wie folgt (Seghezzi u.a. 2007: Integriertes Qualitätsmanagement. Der St. Galler Ansatz. S. 3):
„Der heutige Qualitätsbegriff, dem als Messlatte die Bedürfnisse der relevanten Anspruchsgruppen dienen, lässt sich charakterisieren als ganzheitlich, subjektiv und relativ. Im Allgemeinen darf man annehmen, dass die Zufriedenheit der Kunden mit wachsendem Erfüllungsgrad der Bedürfnisse zunimmt.“
Alleine über diesen Satz könnte man stundenlang diskutieren und philosophieren. Was mir aber im Zusammenhang mit dem Triple Constraint des Projektmanagements wichtig erscheint ist die Tatsache, dass schlussendlich der Kunde (oder auch der interne Auftraggeber) darüber bestimmt, ob die Qualität des Projekts hoch oder weniger hoch ist. Und dies wiederum hängt davon ab, ob die inhaltlichen Ziele erreicht wurden, die Kosten und die Termine eingehalten (oder sogar unterschritten) wurden. In diesem Sinne könnte man Qualität dann auch mit den Begriffen „Erfolg“ oder „Kundenzufriedenheit“ gleich setzen.
Und darum geht es im Kern in Projekten. Ein/e Projektmanager/in hat dafür zu sorgen, dass die relevanten Anspruchsgruppen (idR wie gesagt Kunden oder Auftraggeber) zufrieden oder begeistert sind. Nur, damit wir uns nicht falsch verstehen: Das heißt nicht, dass man dem Kunden/Auftraggeber jeden Wunsch erfüllen muss. Im Gegenteil! Häufig agieren nämlich genau diese Projektbeteiligten in höchstem Maße unprofessionell, indem sie keine klaren Vorgaben machen können oder wollen. In diesen Fällen muss der/die Projektmanager/in dann eben mit Erfahrung, Durchsetzungsvermögen und teilweise auch (sanftem) Druck versuchen, den Kunden/Auftraggeber „auf Schiene zu bringen“. Dass das leicht gesagt und schwer umgesetzt ist, müsste ich eigentlich nicht dazu schreiben (ich tu’s aber trotzdem).
FAZIT: Das Konzept des Triple Constraint (= Magisches Dreieck) sollte jede/r Projektmanager/in kennen und vor allem beherrschen. Oder anders ausgedrückt: Das Triple Constraint sollte bei allen Entscheidungen des Projekts mitgedacht werden („Welche Auswirkungen hat diese Entscheidung auf das Triple Constraint?“).
Noch eine allerletzte Bemerkung: Ich verwende für die Scope-Dimension (= inhaltliche Ziele, Leistungsziele) bewusst nicht den Qualitätsbegriff (wie es viele deutschsprachige Autoren, Experten etc. tun), da Qualität meines Erachtens die Summe aus allen drei Dimensionen ist (siehe ganzheitlicher Qualitätsbegriff oben).