Konkretisierung: Projektmanagement = Management

Vergangene Woche ist das passiert, was ich erhofft hatte: Der Beitrag „Projektmanagement = Management“ hat Resonanz erzeugt – in den Kommentaren, auf Twitter und auch auf Facebook. Jetzt kann ich es ja sagen: Meine Überlegung war, einfach mal eine provokante und eher unscharfe These in den virtuellen Raum zu werfen und diese dann schrittweise – gemeinsam mit Ihnen – zu konkretisieren.

Besonders gefreut haben mich die kritischen Stimmen und Rückmeldungen, u.a. auch heute früh von Bernhard M. Scheurer (Autor „Projektherz). Auf Hr. Scheurers Argumente möchte ich nun kurz einzeln eingehen (den ganzen Kommentar finden Sie hier):

[…] dass Projektmanagement etwas mit Management zu tun hat, darüber lohnt es nicht zu streiten, das ist trivial.“

Stimmt. Eine Kernfrage ist meines Erachtens, wie große die Schnittmengen sind.

Der Pfiff in Ihrem Artikel ist ja auch ein anderer, nämlich die Gleichsetzung der beiden Wörter. Ich halte das für sehr gewagt […]„.

Wie oben erwähnt: Den Pfiff mit der – zugegebenermaßen unzulässigen – Gleichsetzung der beiden Begriffe habe ich bewusst hinein gebracht, um den Punkt, um den es mir eigentlich geht, in den Fokus zu rücken. Denn ich bin davon überzeugt, dass sich die Projektmanagementdisziplin in den letzten Jahren durch die fast schon religiös anmutende Auseinandersetzung mit Standards, Prozessen, Vorgehensmodellen und Methoden vom wirklich Essentiellen immer weiter entfernt hat. Gleichzeitig bin ich mir sicher, dass Hr. Scheurer und ich gerade in diesem Punkt sehr nahe zusammen liegen.

Angenommen, ich sage: „Richtige und gute Rockmusik unterscheidet sich im Kern nicht von richtiger und guter Musik.“ Ich vermute, Mick Jagger wird ebenso widersprechen wie Daniel Barenboim. „Rocken“ bedeutet mehr als nur zu musizieren, es geht um den speziellen Klang und Rhythmus, um Tanz und Leidenschaft. Projektmanagement ist für mich Rockmusik, nicht zu verwechseln mit Barockmusik oder Jazz.“

Eine tolle Metapher! Ich wiederum behaupte: Die PRINZIPIEN, die gute Musiker oder Musikgruppen ausmachen, sind universell. Es geht um handwerkliche Fähigkeiten, kontinuierliches, hartes und teilweise mühsames Üben, Trainieren und Lernen, Leidenschaft, Empathie und Leidenschaft etc.

„Peter Kruse erklärt in seinem Video den Unterschied old school / new school. Er betont, dass herkömmliches Management (Prozesse optimieren, Menschen coachen etc.) auch in Zukunft wichtig sein wird, aber es muss etwas hinzukommen: Die Fähigkeit, Sinn zu stiften (ab 0:58) und Menschen zu faszinieren (ab 1:31). Ich behaupte: Den Sinn und die Faszination bekommst du nicht durch Management, sondern durch Wagnis, Mut zur Veränderung, ein einzigartiges Ziel, sprich: ein Projekt. Von mir aus nennen wir es „new school“, dann hat Christoph Kolumbus halt new school praktiziert.

Dass es etwas Übergeordnetes, etwas Höheres braucht, aus dem wir Menschen einen „Sinn“ ableiten können, ist unbestritten. Ich bin sehr froh, dass Hr. Scheurer dieses Thema explizit in die Diskussion eingebracht hat. Ich habe nicht behauptet, dass dieser Sinn durch das Management erzeugt werden kann (dies hat auch Peter Kruse in dem Video nicht behauptet). Vielmehr beziehen wir den Sinn aus übergeordneten Zielen und Ergebnissen, die am Ende des Tages „gut für die Menschen“ sein müssen.

Genau das vermisse ich bei Fredmund Malik. In „Führen, Leisten, Leben“ (1. Auflage 2000, Vorwort 1999) wird das Thema „Projekt“ auf einer Viertelseite abgehandelt – bei insgesamt 400 Seiten ist das weniger als ein Promille. Ebenso wenig ist von Sinnstiftung und Faszination die Rede, auch nicht wirklich vom „Leben“ (wie im Titel suggeriert), sondern überwiegend von Leistung/Effizienz/Karriere.“

Es stimmt sicher, dass Prof. Malik in seiner ganze Art und Weise, Dinge zu tun und auszudrücken, auf viele Menschen nüchtern und sachlich wirkt. Ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten wollen, dass dies auch seine kommunikative Positionierung / seine „Marke“ ausmacht. Gerade deswegen war und ist er so erfolgreich. Aber auch hier gilt Watzlawicks einfache und gleichermaßen geniale Erkenntnis: „Wahr ist nicht, was A sagt, sondern was B versteht.“ So lese ich – um es am Beispiel von Maliks Buch „Führen, Leisten, Leben“ aufzuhängen – aus dem Kapitel „Positiv denken“ ab S. 157 viele Aspekte heraus, die mit Inspiration und Sinnstiftung zu tun haben.

Der Begriff „Inspiration“, den ich im Untertitel von „Projektherz“ verwendet habe, wird in Maliks Buch ins Lächerliche gezogen (Teil III, Zusammenfassung, S. 268f.). Herr Malik ist weder Rocker noch Musiker, er ist habilitierter Musiktheoretiker. Und den grundlegenden Gedanken Peter Druckers (20. Jahrhundert) hat er nichts hinzugefügt, was mich vom Hocker reißen würde.“

Dies wiederum sehe ich etwas anders, denn gerade Maliks scharfe Abgrenzung zu einer „Psychologisierung von Management“ (S. 53) ist für mich aufgrund der Klarheit sehr erfrischend (um nicht zu sagen inspirierend).

Sie müssen sich entscheiden, Herr Hagen: Drucker/Malik oder DeMarco/Scheurer, Management oder Projektmanagement. Und vergessen Sie nicht: Ihre Domain heißt PM-BLOG, nicht M-BLOG.“

Danke für diesen weiteren Steilpass! Denn jetzt kommen wir zum wahren Kern. Denn: Die Wahrheit liegt in der Mitte. Es gibt in diesem Thema – gleich wie auch im richtigen Leben – keine ultimativen Wahrheiten. Kein einziger Mensch hat für sich allein gesehen und ultimativ recht. Vielmehr kann man nur im jeweiligen Kontext, in der jeweiligen Situation versuchen zu beurteilen, ob man wohl näher an der vermeintlichen „Wahrheit“ liegt oder eben nicht.

Genau dieses Denken und Handeln in Spannungsfeldern und Polaritäten ist es auch, was wir beherrschen müssen, wenn wir den Versuch unternehmen, andere Menschen (im allerbesten Sinne des Wortes) zu führen.

Es bleibt spannend… 🙂

Projektmanagement = Management

Ich vertrete schon seit längerer Zeit folgender These:

„Richtiges und gutes Projektmanagement unterscheidet sich im Kern nicht von richtigem und gutem Management.“

Diese Aussage möchte ich folgendermaßen erläutern:

  • Projekt = soziales System: Projekte bestehen aus Menschen, die ein gemeinsames Ziel verfolgen. (Projekt = soziales System)
  • Projektmanagement = Versuch eines funktionierenden sozialen Systems: Die Aufgabe eines Projektleiters ist es, den Rahmen für eine möglichst gelingende Zusammenarbeit des Teams zu schaffen.
  • Projektmanagement = Management: Es geht also um die Gestaltung, Steuerung und Lenkung eines sozialen Systems. Darum geht es auch bei der Erfüllung genereller Führungs- und Managementaufgaben.

Projekt- vs. Linienaufgaben

Betrachten wir das Thema noch anhand der Projektkriterien. Denn projektwürdig ist eine Aufgabenstellung dann, wenn sie komplex und neuartig ist und nur in Teamarbeit gelöst werden kann. Zudem sollten für Projekte klare inhaltliche, budgetäre und zeitliche Ziele formuliert werden. Wo könnten wesentliche Unterschiede zwischen dem Management von Projektaufgaben und dem Management von Prozessen, Routine- oder Linienaufgaben liegen?

  • Komplexität: Ich behaupte, dass die Fähigkeiten im Umgang mit Komplexität im Projektmanagement und im Management gleichermaßen hoch sein müssen.
  • Neuartigkeit: Hier könnte ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal liegen, denn Routine- und Linienaufgaben sind in der Tat eher stabil bzw. ähnlich.
  • Teamarbeit: Zusammenarbeit und Kollaboration von Menschen ist ebenfalls „in beiden Welten“ nötig. Hier könnte ein relevanter Unterschied in der Tatsache bestehen, dass sich Projektorganisationen und -teams häufig völlig neu zusammen setzen bzw. deren Zusammensetzung häufig wechselt.
  • Inhaltliche, budgetäre und zeitliche Ziele:  Durch die Vorgaben und Restriktionen in Projekten können sich besondere Drucksituationen ergeben. Einen wirklich wesentlichen Unterschied zu „Nicht-Projektaufgaben“ sehe ich hier aber nicht.

Zwischenfazit: Projektmanagement erfordert eventuell ein höheres Maß an Fähigkeiten im Umgang mit Instabilität. Generelle Führungs- und Managementaufgaben hingegen erfolgen in Umwelten, die stärker von Stabilität geprägt sind. Klar ist aber: Auch in diesem Punkt gibt es keine ganz klare Abgrenzung.

Management von Stabilität und Instabilität

Nun komme ich langsam zum Kern meiner Argumentation. Menschen, die heutzutage Führungs- und Managementaufgaben zu erfüllen haben, benötigen Fähigkeiten im Umgang mit Instabilität (= Wandel, Innovation, Veränderung, Neuartigkeit…) wie auch im Umgang mit Stabilität (= Wertschöpfung, Leistung, Effizienz, Aufgabenerfüllung…). BEIDES ist sowohl im Projektmanagement als auch im Management notwendig.

Niemand könnte diesen Aspekt treffender auf den Punkt bringen als der geniale Peter Kruse:

Fazit

Der Grund, warum ich dieses Thema immer und immer wieder „aufwärme“ (im Blog und auch anderswo), ist, dass ich im Projektmanagement viel zu viel Methodengläubigkeit orte und viel zu wenig gesunde Auseinandersetzung mit grundlegenden Prinzipien, Herausforderungen und Erkenntnissen in der Zusammenarbeit mit und der Führung von Menschen und Teams. Wir brauchen im Projektgeschäft mehr gute Manager/innen und weniger schlechte Projektmanager/innen 🙂

Kritik

Abschließend möchte ich noch auf einen Kommentar von Bernhard M. Scheurer (Autor von „Projektherz„) hinweisen, in dem er meiner These entschieden widerspricht. Auch in seinem Buch schreibt er auf S 17: „In der wirtschaftswissenschaftlichen Fachliteratur und auf den entsprechenden Internetplattformen wird fast durchgängig der Eindruck vermittelt, Projektmanagement sei ein Teilgebiet des Managements. Das klingt durchaus schlüssig, aber es ist genau umgekehrt.“ Die Argumentation, die auf diese Aussage folgt, ist für mich aber ehrlich gesagt (noch) nicht schlüssig. Insofern freue ich mich schon auf spannende Diskussionen! Denn ich lasse mich von den Leser/innen des PM Blogs sehr gerne eines besseren belehren.

Nachtrag

Es wird Ihnen vielleicht aufgefallen sein, dass ich mich an Fredmund Maliks Formulierung „richtiges und gutes Management“ angelehnt habe. Buchtipp: Malik, Fredmund (2006): Führen, Leisten, Leben: Wirksames Management für eine neue Zeit. Campus Verlag.

Buchtipps zum Wochenende

Zum Wochenabschluss habe ich einige Buchempfehlungen für Sie.

FÜHRUNG UND MANAGEMENT

INTEGRIERTES MANAGEMENT:

SYSTEMTHEORIE / SYSTEMISCHES MANAGEMENT / VERNETZTES DENKEN:

PROJEKTMANAGEMENT:

ORGANISATIONSENTWICKLUNG / VERÄNDERUNGSMANAGEMENT:

SONSTIGES:

Happy reading 😉

Bücher für Vorausdenker und Veränderer

Projekte haben immer häufiger fast immer mit Veränderung, Wandel und Innovation zu tun. Entsprechend benötigen erfolgreiche Projektmanager/innen mehr als nur ein Basiswissen, wie Veränderungsprozesse gestaltet und geführt werden können.

Ich möchte heute einige Bücher vorstellen, die mich in den letzten Jahren inspiriert, angeregt und teilweise aufgeweckt haben:

Re-Imagine von Tom Peters: Spätestens mit dem Weltbestseller „In Search of Excellence“ ist Ex-McKinsey-CEO Tom Peters in die Liga der Top-Management-Gurus aufgestiegen. Umso überraschter (im positiven Sinne) war ich, als ich Re-Imagine das erste Mal in Händen hielt. Das Buch ist laut geschrieben, es weckt auf, es fordert zum Umdenken auf und es ist unkonventionell. Einfach nur großartig.

REWORK von Jason Fried und David Heinemeier Hansson: Die beiden 37signals-Gründer beschreiben in beeindruckender Klarheit die „DNA“ zukünftiger Erfolgsunternehmen. Erfrischend und aufmunternd.

Musterbrecher von Wüthrich/Osmetz/Kaduk/Mitgutsch: Wie muss Führung im 21. Jahrhundert gestaltet sein? Genau so!

Die 12 neuen Gesetze der Führung von Niels Pfläging: Der Beyond-Budgeting-Experte Pfläging plädiert für ein teilweise radikal neues Führungsverständnis. Ein wichtiges und richtiges Buch!

Business Model Generation von Alex Osterwalder und Yves Pigneur: Die Business Modelling Philosophie und Methodik von Osterwalder und Pigneur zählt zu dem Besten, was aus meiner Sicht derzeit im Bereich der strategischen Unternehmensplanung und -führung auf dem Markt ist. Habe das Buch erst gestern erhalten, bin aber nach der Lektüre der ersten 50 Seiten schon begeistert. Erste Einblicke ins Business Modelling gibt’s hier.

Führen, fördern, coachen von Haberleitner/Deistler/Ungvari: Eines meiner Lieblingsbücher wenn es darum geht, praktische und handfeste Anregungen für die tagtägliche Führungsarbeit in Projekten (und anderswo) zu bekommen. Unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis.

Spuren statt Staub von Förster&Kreuz: Wirtschaft, die Sinn und auch Spaß macht. Ist das möglich. JA, behaupten Förster&Kreuz. Ein tolles Buch.

OE-Prozesse initiieren und gestalten von Walter Häfele: Ein Klassiker im Bereich der systemischen Organisationsentwicklung. Praxisnah, fundiert und verständlich geschrieben. Eine Pflichtlektüre für alle, die mit Veränderung in Unternehmen zu tun haben.

Strategie des Managements komplexer Systeme von Fredmund Malik: Eine ansprechende Lektüre, aber meines Erachtens nach wie vor ein Grundlagenwerk im Bereich der Managementkybernetik und systemischen Managementlehre.

Modell lebensfähiger Systeme (VSM) – Netzwerkorganisation in der Praxis.

© www.managementkybernetik.com

Kritische Auseinandersetzung

Ich habe gehofft, dass mein letzter Beitrag zum Thema „Netzwerkorganisation“ eine kontroverse Diskussion auslöst. Dies ist glücklicherweise passiert.

Zu einigen Punkten möchte ich kurz Stellung beziehen:

  • Ja, dieses „Gedankengut“ ist (leider) vielfach noch weit von der Praxis entfernt.
  • Ja, es ist in der Praxis oft schwierig, Organisationen und vor allem auch die Organisationskultur in diese Richtung zu bewegen.
  • Ja, vielleicht dauert es tatsächlich in vielen Bereichen noch Jahrzehnte, bis diese Prinzipien auch nur annähernd in der Unternehmensorganisation angekommen sind.
  • Ja, es mag sein, dass viele Menschen so sozialisiert sind, dass sie keine Verantwortung übernehmen möchten. Aber ich glaube auch fest daran, dass unsere Organisationssysteme der Vergangenheit dazu wesentlich beigetragen haben. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen möchte sich auch im Beruf entfalten, aktiv mitgestalten und auch mitentscheiden. Wenn Menschen dazu die Gelegenheit bekommen, dass werden diese in der Regel sehr verantwortungsvoll und im Sinne des Unternehmens genützt. Aber diese Frage hängt wesentlich mit dem Bild zusammen, das wir von Menschen haben (Stichwort X-Y-Theorie).
  • Ja, einer der Schlüsselbegriffe in diesem Zusammenhang ist „Vertrauen“. Selbstorganisierte, dezentralisierte Netzwerkorganisationen brauchen eine Vertrauenskultur.
  • Ja, es braucht fundierte Überlegungen und mehr Best Practices. Diese sind sowohl in Theorie als auch in der Praxis vorhanden. Allerdings erhebt dieser Blogbeitrag nicht den Anspruch der lückenlosen Theoretischen Fundierung. Die im letzten Blogbeitrag genannten Literaturempfehlungen fassen den Stand des Wissens aber gut zusammen.

Missverständnisse

Einige der größten Missverständnisse im Zusammenhang mit Netzwerkorganisationen (Heterarchien) sind:

„Netzwerkorganisationen sind antiautoritäre, chaotische und strukturlose Gebilde.“ –> Stimmt nicht. Netzwerkorganisationen haben sehr wohl klare Strukturen, Organisationsregeln und auch Führungs- und Steuerungsmechanismen. Dazu aber nachher noch mehr.

„In Netzwerkorganisationen werden ausschließlich partizipative Entscheidungen getroffen.“ –> Stimmt nicht. Entscheidungen werden dem Kontext angemessen getroffen, sprich wenn nötig auch schnell und autoritär.

Theorie und Praxis

OK, das Thema ist so umfassend und vielfältig, dass es sicher nicht im Rahmen eines Blogs abgehandelt werden kann. Nochmals möchte ich aber auf eines der besten Bücher verweisen, das ich persönlich bislang zu dieser Thematik gefunden und gelesen habe: Strategie des Managements komplexer Systeme von Fredmund Malik.

Prof. Dr. Malik ist auf dem Gebiet der Managementkybernetik, die wesentlich auf den Prinzipien selbstgesteuerter Systeme beruht, seit Jahrzehnten einer der bedeutendsten Experten in Europa. Er hat u.a. auch mit Stafford Beer, Begründer des Modells lebensfähiger Systeme (Viable System Model – VSM; siehe Bild) an der Weiterentwicklung der theoretischen Fundierung aber auch an der Übertragung in die unternehmerische Praxis einen wesentlichen Beitrag geleistet. Und es ist auch kein Zufall, dass Prof. Malik mit seinem „Malik Management Zentrum St. Gallen“ in kürze folgende Veranstaltung anbietet:

DIE MATRIX HAT VERSAGT – WAS NUN? – Malik-Tagung über Struktur, Organisation und Komplexität mit den Top-Experten von Malik Management am 05. März 2010 in Zürich

Für mich persönlich ist gerade das Modell lebensfähiger Systeme (VSM) eines der SCHLÜSSELKONZEPTE zur Implementierung zukunftsfähiger, selbstgesteuerter und dezentraler Netzwerkstrukturen in die Praxis. Die Zeit ist mehr als Reif, dass sich die Entscheidungsträger in den Unternehmen endlich mit diesen Konzepten und Theorien beschäftigen. Denn sie beinhalten aus meiner Sicht die Antworten auf zentrale Fragen zur Unternehmensorganisation des 21. Jahrhunderts. Und: DIE ZEIT IST REIF!

To be continued …

Weiterführende Texte und Videos:

Was ist Management? Prof. Dr. Malik meldet sich zu Wort.

Malik2
Prof. Dr. Fredmund Malik

Den regelmäßigen Leserinnen und Lesern dieses Blogs wird es nicht entgangen sein: Mein Beitrag „Was ist Management?“ hat eine intensive und interessante Diskussion ausgelöst. Vor gut einer Woche hat sich nun überraschenderweise Prof. Dr. Malik persönlich bei mir gemeldet. Hier einige Auszüge seiner e-Mail:

Mehrfach war ich versucht, in der Diskussion mitzumachen, die Sie Ende Juli durch Ihre Meinung über den 1. Band meiner Buchreihe über Management ausgelöst haben. Vermutlich wäre das aber nicht zielführend, weil der Meinungsaustausch dann möglicherweise nicht mehr so entspannt und frei laufen würde.“

Weiters geht Malik kurz auf sein Verhältnis zum Begründer der St. Galler Managementlehre ein: Prof. Hans Ulrich. Denn Malik war während der Entwicklung des St. Galler Management Modells der 1. Generation einer der engsten wissenschaftlichen Mitarbeiter von Hans Ulrich. Dieses Modell hat Malik später weiter entwickelt. Entsprechend hält er auch die Definitionsunterschiede des Managementbegriffs, wie ich sie in meinem Blogbeitrag zwischen ihm und Prof. Ulrich getroffen habe, für unnötig.

Zur Kritik meines Kollegen Gebhard Borck schreibt Malik:

Die interessanten Einträge von Herrn Borck, dessen Kritik sich zurecht gegen weitverbreitete Realitäten in der heutigen Managementpraxis richtet. Seine Kritik ist u. a. deshalb berechtigt, weil er das ins Visier nimmt, was ich falsches und schlechtes Management nenne und aus diesem Grunde meinen Ansatz für richtiges und gutes Management entwickelt habe, wie ich im diskutierten Buch ausführlich begründet zu haben glaube.“

Spätestens am Fr, den 27.11. werde ich in Ludwigsburg die Gelegenheit bekommen, diese Frage mit Gebhard persönlich intensiv zu diskutieren.

Prof. Dr. Malik schließt seine Mail mit folgenden vier Punkten („Kontextinformationen“ zu unserer Management-Diskussion, wie er sie nennt) ab:

„1. Meine Management-Lehre und Management-Systeme sind  zum Unterschied anderer – völlig transparent, weil ich seit Jahren alles publiziere. Das hat mir häufig Kritik von Consulting-Konkurrenz eingetragen, dadurch würde ich das Consulting Geschäft schädigen, weil die Kunden dann alles Wissen hätten. Mit dieser Transparenz lade ich jedoch zu Auseinandersetzung und Kritik ein.
Management halte ich für gesellschaftlich zu wichtig und schlechtes Management für zu schädlich (siehe Krise), um es als geheimes Geschäftswissen zu behandeln.

2. Meine Ergebnisse wende ich nicht nur bei Kunden an, sondern zuerst und vorrangig in meinem eigenen Unternehmen, das heisst, wir probieren alles zuerst aus, bevor wir es Kunden empfehlen.

3. Im Laufe der Zeit habe ich die Rechte am Know How und am geistigen Nachlass vieler Pioniere erworben, mit denen ich zu ihren Lebzeiten eng zusammenarbeitete, so z. B. Aloys Gälweiler, Stafford Beer (Viable System), Frederic Vester, Wolfgang Mewes (EKS), und auch die Rechte am St. Galler Management Modell (Ulrich / Krieg) gehören mir, die ich der Universität St Gallen aber zur Nutzung überlasse.

4. Seit einigen Jahren organisieren wir die Ökopoliciade, einen Schüler-Politiker-Wettbewerb im vernetzten Denken. 2008/09 haben 90 000 deutsche Schüler mitgemacht. Die Siegerehrung war am 19. 6. 09 im Deutschen Bundestag. Die nächste Durchführung hat soeben begonnen. Diesmal werden wir 200.000 Schüler erreichen, die innert weniger Wochen systemisch-vernetzt Denken und Handeln lernen.“

Mein persönliches Fazit:

Ich halte die Management-Lehre von Prof. Dr. Malik nach wie vor für eine der besten und schlüssigsten. Selbstverständlich muss (und wird) sich das Management und die Führung von Organisationen in den nächsten weiterentwickeln. Ich denke aber, dass Maliks Werke schon sehr viel von dem beinhalten, was „richtiges und gutes Management“ heutzutage ausmacht.

ES BLEIBT SPANNEND.

Was ist Management?

41XDHAX7CPL._BO2,204,203,200_PIsitb-sticker-arrow-click,TopRight,35,-76_AA240_SH20_OU03_Ich stelle immer wieder fest, dass der Begriff „Management“ in der Praxis häufig sehr negativ belegt ist. Managerinnen und Manager sind nach der Meinung vieler Menschen geldgierig, unfähig und teilweise sogar manipulativ und unehrlich. Dieser Eindruck hat sich durch die aktuelle Wirtschaftskrise noch wesentlich verstärkt.

Mein ein Zugang zu Management ist ein anderer. Natürlich kann man Management – wie fast jedes andere Thema auch – falsch und zum Nachteil anderer eingesetzt. Ich sehe im Management aber – gutgläubig wie ich bin – einen zentralen SCHLÜSSEL zur Erneuerung von Organisationen und sogar zur Erneuerung ganzer Gesellschaften.

Zuerst aber zu der Frage, was Management ist (und was es nicht ist). Nach Malik ist Management nicht

  • …Status, Rang und Privilegien,
  • …Betriebswirtschaftslehre,
  • …auf Wirtschaft beschränkt,
  • …nur Menschenführung,
  • …Geschäftemachen,
  • …Unternehmer zu sein,
  • …nur Topmanagement,
  • …identisch mit US-Management,
  • …identisch mit MBA-Programmen,
  • …identisch mit Sachaufgaben,
  • …Leadership.

Fredmund Malik: „Management ist die Transformation von Ressourcen in Nutzen.“ Nutzen entsteht immer außerhalb eines Unternehmens, nämlich bei demjenigen, der schlussendlich die Rechnung bezahlt. Entsprechend muss sich Management immer von außen nach innen orientieren. Weiters basiert Maliks Managementverständnis (wie auch das St. Galler Managementkonzept nach Ulrich) auf dem Konzept der (Management)Kybernetik nach Stafford Beer (Viable System Model).

Was nun aber ist Management? Management…

  • …ist die Gestaltung, Lenkung und Entwicklung von komplexen, produktiven, sozialen Systemen. (Ulrich/Malik)
  • …ist die bewegende Kraft, überall wo es darum geht, durch ein arbeitsteiliges Zusammenwirken vieler Menschen gemeinsam etwas zu erreichen. (Ulrich/Malik)
  • …is a generic function which faces the same basic tasks in every country and, essentially, in every society. Management has to give direction to the institution it manages. (Drucker)
  • …ist ein Beruf, eine Praxis, eine Disziplin. (Malik)
  • …ist ein Handwerk, das man lernen kann (und soll). (Malik)
  • …bedeutet Aktion, es heißt Tun, es heißt Vollbringen. (Malik)
  • …ist der Umgang mit Komplexität. (Malik)

Um es kurz zu machen: Ich empfehle Euch das Buch „Management – Das A und O des Handwerks“ von Prof. Dr. Fredmund Malik zu kaufen. Hier wird Management schlüssig, umfassend und praxisnah erläutert. Ich persönlich kann aus derartiger Lektüre weitaus mehr Nutzen für meine Rolle als Projektmanager heraus ziehen als aus manch einem einschlägigen PM Werk.

PS: Ich freue mich schon auf spannende Diskussionen mit meinem Kollegen Gebhard . Der ist nämlich ein bekennender Gegner der Theorien und Ansätze von Malik. 🙂

Komplexität ist ein Hauptproblem unserer Gesellschaft (und auch ein Hauptproblem im Management)

Auch wenn ich dafür von einigen Berufskollegen und Freunden immer wieder kritisiert werde: Ich bin ein bekennender Anhänger der Theorien und Ansätze von Prof. Dr. Fredmund Malik. Von Malik, der übrigens so wie ich aus Lustenau stammt, kommt u.a. auch folgendes Zitat:

Richtiges Management ist Management von Komplexität!

Bei diesem Thema lehnt er sich auch immer wieder an den „Management-Guru“ Peter F. Drucker an, der einst sagte:

There will be no