Projekt ≠ Projekt. Projektmanagement ≠ Projektmanagement.

Ein Projekt ist per Definition eine temporäre Arbeits- und Organisationsform, bei der ein (meist fachübergreifendes) Team versucht, eine neuartige und komplexe Problemstellung zu lösen. Leider ist die Realität aber nicht so trivial. Denn die Vielfalt an möglichen Projektaufgaben und Anwendungsbereichen ist schier unendlich. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir uns endlich davon verabschieden sollten, dass es „DAS gute und richtige Projektmanagement“ gibt.
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Zwischenstand: Linien- vs. Projektarbeit

Die Blitzumfrage der letzten 7 Tage zum Thema „Linien- vs. Projektarbeit“ hat folgendes Zwischenergebnis gebracht:

Die Leser/innen des PM Blogs sind sich sicher, dass die Bedeutung projektorientierter Arbeits- und Organisationsformen in Zukunft weiter zunehmen wird (N=54):

Ein/e Leserin war der Ansicht, dass die Bedeutung der beiden Arbeitsformen ungefähr gleich bleiben wird.

Naturgemäß sieht das Ergebnis bei der Fragen nach der ungefähren Verteilung zwischen Linien- und Projektarbeit wesentlich differenzierter aus (N=92):

Erläuterungen:

  • Wie alle Blitzumfragen auf diesem Blog wurde natürlich auch diese Umfrage nicht nach wissenschaftlich-empirischen Gesichtspunkten durchgeführt. Das Ziel ist (wie immer) lediglich, ein kurzes Stimmungsbild bei den Leser/innen dieses Blogs abzuholen.
  • Die Interpretation der Ergebnisse überlasse ich gänzlich den Leserinnen und Lesern.
  • Allerdings erlaube ich mir, auf einige zusätzliche Informationen und Fakten zu dem Thema hinzuweisen.

Weiterführende Informationen:

  • Das Beratungsunternehmen SOLCOM führte 2010 eine Umfrage unter den Leser/innen ihres Online-Magazins durch (N=268). Thema war ein Ausblick auf den Projektmarkt 2011. Die Studie kann hier herunter geladen werden.
  • Die Deutsche Bank Research prognostiziert bis 2020 ein dynamisches Wachstum der Projektwirtschaft (Studie zum Download). 2020 sollen bereits 15 % (!) der gesamten Wirtschaftsleistung in Deutschland in projektorientierten Arbeitsformen erbracht werden (Vergleich: 2002 waren es 2 %).
Ich freue mich über Hinweise zu weiteren Untersuchungen und Studien (idealerweise repräsentativ) zu dem Thema!

Buchtipp: Projektführung für Profis

Noch in viel zu vielen Unternehmen wird Projektmanagement als Methode zur Lösung komplexer, zeitlich begrenzter Aufgabenstellungen verstanden. Das Bewusstsein, dass Projektmanagement zudem eine Organisationsform sowie ein Führungskonzept mit stark steigender Bedeutung darstellt, ist vielfach leider noch zu schwach ausgeprägt.

Dr. Berta C. Schreckeneder hat mit dem kürzlich im Hanser Verlag erschienenen Buch „Projektführung für Profis“ ein längst überfälliges Buch geschrieben. In einer Klarheit, wie es selten zuvor einem/einer Autor/in gelungen ist, zeigt sie die wirklich zentralen Stellhebel auf, die Unternehmen angehen müssen, damit Projektmanagement gelingen kann. Ein großartiges Buch!

Aufbau und Struktur des Buches

Die Autorin beleuchtet drei zentrale Beziehungen, die im Zusammenhang mit Projektmanagement bewusst gestaltet werden sollten:

  • Linien- UND Projektführung
  • Erfolg UND Gesundheit
  • Kultur UND Kompetenz

Anhand dieser vermeintlichen Gegensätze zeigt sie drei zentrale Spannungsfelder im Projektgeschäft auf. Die Inhalte sind zwar theoretisch sehr gut fundiert, jedoch stets sehr praxisnah und verständlich beschrieben und mit vielen aussagekräftigen Darstellungen ergänzt.

Warum das Buch für mich ein klarer Kauftipp ist.

Frau Schreckeneder beleuchtet Dimensionen der Projektarbeit, die aus meiner Sicht traditionell unterbelichtet sind. Genau hier liegen aber DIE zentralen Entwicklungsfelder im Projektmanagement:

  • Organisation und Führung: Die Linienorganisation muss mit der Projektorganisation in Einklang gebracht werden. Denn wenn der strukturelle Rahmen für effektives Projektmanagement nicht geschaffen ist, können Projektteams nicht auf Dauer erfolgreich arbeiten – egal, wie kompetent und erfahren sie sind. Die Widersprüche in Organisation und Führung werden sie förmlich „aufreiben“.
  • Gesunde Unternehmen und Mitarbeiter: Mittlerweile ist wohl allen bewusst geworden, dass unsere Gesellschaft, die verschiedenen öffentlichen Systeme, das Finanz- und Wirtschaftssystem aber auch die Praxis in vielen Organisationen im wahrsten Sinn des Wortes krank geworden ist. Krankes Denken, kranke Haltung, krankes Handeln. Die Autorin zeigt in dem Buch sehr nachvollziehbar und schlüssig auf, dass Unternehmen nur dann wirtschaftlich überlebensfähig sein werden, wenn die Gesundheit der Mitarbeitenden viel stärker beachtet und gefördert wird.
  • Können, dürfen, sollen: Wenn man „Organisationskultur“ als die Summe der Gewohnheiten versteht, dann beeinflussen kulturelle Aspekte wesentlich, was in Organisationen und Projekten funktioniert (und was nicht). Die Werte beeinflussen unser Denken, Verhalten und Handeln, und umgekehrt beeinflusst das Handeln (insbesondere der Führungskräfte) die Unternehmens- und Projektkultur. Kurz: Das Dürfen + Sollen (Kultur) beeinflusst wesentlich das Können in Organisationen (und vice versa).

Fazit

Ich wünsche dem Buch von Berta C. Schreckeneder eine breite Leserschaft. Denn die Art und Weise, wie sie absolut zentrale Entwicklungsthemen im Projektmanagement aufzeigt und beschreibt, ist vorbildhaft. Dieses Buch gehört definitiv in die Literatursammlung eines jeden Projektmanagers (und auch einer jeden Führungsperson).

PS: Ich freue mich, dass Fr. Schreckeneder offensichtlich auch zu den Leser/innen dieses Blogs zählt 😉

Wie funktioniert Projektmanagement in Organisationen?

So lautet die zentrale erkenntnisleitende Fragestellung des Moduls „Strategisches Projektmanagement“ im 3. Semester des Studiengangs Internationale Betriebswirtschaft an der FH Vorarlberg. Ich habe beschlossen, die Unterlagen zu den Lehrveranstaltungen, die ich als externer Dozent an der FHV halte, zukünftig auf dem Blog zu veröffentlichen. Ich tue dies mit folgenden Hintergedanken:

  • Vielleicht ist für Sie die eine oder andere interessante Anregung dabei?
  • Vielleicht kommt die eine oder andere konstruktive Kritik oder Anregung zur Verbesserung des Konzept?
  • Vielleicht entstehen sogar Diskussionen zwischen Blogleser/innen und Studierenden via Kommentarfunktion?

Das Studienkonzept

Die Lehre im Bereich Projektmanagement gliedert sich im Studiengang Internationale Betriebswirtschaft (Vollzeit + berufsbegleitend) in folgende zwei Teile:

  1. Operatives Projektmanagement (OPM) im 2. Semester
  2. Strategisches Projektmanagement (SPM) im 3. Semester

Zudem erhalten die Studierenden im Zuge ihres Studiums etliche Aufgabenstellungen und Fallstudien, in denen projekt- und teamorientiertes Arbeiten gefordert wird.

Die Wurzeln dieses Studienkonzepts liegen im Diplomstudiengang „Betriebliches Prozess- und Projektmanagement (BPPM)“. Dieses Studium wurde vor der Umstellung auf die Bachelor- und Masterstudien an der FHV angeboten. (Ich bin übrigens ein stolzer BPPM-Alumni :-)).

Warum die Differenzierung in OPM und SPM?

Aus meiner Sicht werden zwei wichtige Aspekte der Projektmanagementdisziplin zu wenig klar voneinander getrennt:

  • Projektmanagement ist eine Arbeitsform / eine Methodik zur Bearbeitung komplexer, neuartiger Aufgabenstellungen.
  • Projektmanagement ist eine (meist ergänzende) Organisationsform in Unternehmen.

Bereits namhafte PM-Autoren wie z.B. Peter Rinza oder Keßler/Winkelhofer haben in ihren Fachbüchern diese Differenzierung behandelt. Diese habe ich dann 2008 in meiner Promotionsarbeit aufgegriffen und Projektmanagement in folgende Teilkonzepte differenziert:

  • OPM: Auf operativer Ebene ist Projektmanagement eine Arbeitsform zur Bewältigung neuartiger und komplexer Aufgabenstellungen. Operatives Projektmanagement beinhaltet somit alle Fähigkeiten, Techniken und Methoden, die notwendig sind, um ein Projekt erfolgreich zu initiieren, zu planen, umzusetzen, zu steuern und abzuschließen.
  • SPM: Auf strategischer Ebene ist Projektmanagement eine (meist ergänzende) Organisationsform zur effektiven und effizienten Auswahl, Abwicklung, Steuerung und Überwachung aller Projekte in einem Unternehmen. Entsprechend beinhaltet das strategische Projektmanagement sämtliche Rahmenbedingungen, Prozesse und Strukturen, die notwendig sind, um das Gesamtsystem aller Projekte zu optimieren.

So, genug der Eigenwerbung.

Unterlagen zur Vorlesung # 1

Hier das Folienskriptum zur ersten Vorlesungseinheit:

Weitere Informationen zu Übungen und Vorlesungen folgen.