Professionalität im Projektmanagement

Die Erfolgsquote in Projekten ist insgesamt betrachtet katastrophal. Gründe hierfür gibt es einige. Ein zentraler Aspekt ist aber sicher die Mittelmäßigkeit und Unprofessionalität, mit der das Projektgeschäft nach wie vor betrieben wird. Wir brauchen mehr Profis, sowohl im unmittelbaren Management („manage the system„; Arbeit im System) als auch in der Gestaltung der Rahmenbedingungen für professionelle Projektarbeit („lead the system-change„; Arbeit am System).

Prof. Dr. Gunter Dueck (Mathematiker, Ex-CTO bei IBM, Vordenker, Autor, Philosoph) hat in diesem Zusammenhang kürzlich ein hervorragendes Buch veröffentlicht: „Professionelle Intelligenz – Worauf es morgen ankommt.“ Ich habe die Lektüre über die Weihnachtsfeiertage förmlich verschlungen. Zugegebenermaßen sind einige Inhalte des Buches nicht ganz neu, aber in dieser Kombination und Ausprägung halte ich Duecks Aufruf zur „Professionellen Intelligenz“ für bahnbrechend. Nicht mehr, und nicht weniger.

Wir brauchen auch im Projektmanagement mehr Professionalität. Wir dürfen uns nicht weiter mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben. Und übrigens können in diesem Zusammenhang auch hervorragende Fachexpert/innen mittelmäßig sein, wenn sie nämlich nicht über ein ausreichendes Portfolio aller Teilintelligenzen verfügen.

Übrigens habe ich verblüffende Ähnlichkeiten zwischen Duecks Werte-Modell (S. 66 im Buch, Folie 16 in der Präsentation) und meinem IPM-Modell festgestellt. Auch er spricht sich vehement für eine Integration der verschiedenen Polaritäten und vermeintlichen Widersprüche aus.

Das ist die Art von Professionalität, die wir in Zukunft brauchen! Reines Fachexpertentum ist zu wenig. Viel zu wenig.

PS: Prof. Dueck hat sich bei mir gemeldet, ob er die Folien im Originalformat bekommen kann. Bin schon gespannt, ob er sie in einem seiner Vorträge verwenden wird. Mich würd’s natürlich freuen!

Erfolgreiche Projektmanager/innen – Was müssen sie können?

Bei CIO.com bin ich auf einen interessanten Artikel gestoßen, bei dem 6 Eigenschaften beschrieben werden, die ein/e gute/r Projektmanager/in haben sollte. Diese sind:

1) Er/sie hat Weitblick.

2) Er/sie ist gut organisiert.

3) Er/sie weiß, wie Mitarbeiter/innen modern geführt werden.

4) Er/sie ist ein/e gute/r Kommunikator/in.

5) Er/sie ist pragmatisch.

6) Er/sie ist empathisch.

Details zu den Punkten findet Ihr im CIO-Artikel.

Grundsätzlich teile ich die Meinung der Autorin Meridith Levinson. Um folgende Gedanken möchte ich die oben genannten Fähigkeiten ergänzen:

  • Eine PM Zertifizierung macht keine/n gute/n Projektmanager/in aus. Allerdings schadet’s auch nicht, wenn er/sie die oben skizzierten Fähigkeiten als Grundvoraussetzung hat.
  • In der obigen Liste fehlt mir noch, dass er/sie lernfähig und selbstreflektiert sein sollte. Das ist überhaupt eine Grundvoraussetzung jeder wirkungsvollen Führungskraft.
  • Es geht um „Können“, nicht um reines „Wissen“. Es gibt Projektmanager/innen, die zwar sehr viel wissen aber die „PS nicht auf den Boden bringen“, sprich nicht die notwendigen Führungskompetenzen mitbringen.

Zum letzten Punkt eine kleine persönliche Anekdote: In meiner Dozententätigkeit an der Fachhochschule Vorarlberg und diversen anderen Bildungseinrichtungen diskutiere ich mit den Studierenden und Kursteilnehmer/innen, wie Projektmanagement in Theorie und Praxis „funktioniert“. In jedem einzelnen Projekt, das ich dann operativ selbst führe oder begleite, wird mir wieder aufs Neue bewusst, dass Wissen leider nicht Können bedeutet. Was ich damit sagen möchte: Über gutes und richtiges (Projekt)Management zu philosophieren ist das eine, es in der Praxis gut und richtig zu TUN, ist das andere. Erstgenanntes ist (leider) wesentlich einfacher… 🙂

Essenz der Führung – back to basics…

Ich habe hier schon mehrfach erwähnt, dass effektives Projektmanagement für mich größtenteils deckungsgleich ist mit effektiver Führung und effektivem Management. Anders formuliert: Ein/e gute/r Projektmanager/in ist auch eine gute Führungskraft und vice versa.

Zu diesem Thema habe ich ein interessantes Video gefunden, in dem Dr. Andreas F. Philipp von der Philos

Berufsbild Projektmanager/in

Eines ist klar: Unternehmen brauchen Profis, um langfristig erfolgreich zu sein. Professionelle Manager, professionelle Verkäufer, professionelle Entwicklungsingenieure und – professionelle Projektmanager.

Wie? Projektmanagement macht man doch nebenbei. Das ist doch kein Beruf!

Doch, ist es. Ab einer gewissen Anzahl und Größenordnung von Projekten in Unternehmen brauchen Sie professionelle Projektmanager – sonst wird das nichts. Mir würden da spontan folgende Bereiche einfallen:

  • Innovationsmanagement / Produktentwicklung
  • Bauprojektmanagement
  • komplexe Kundenprojekte (z.B. im Anlagenbau)
  • IT Projektmanagement

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Also überall dort, wo das Management eines Projekts auch mal ein Full-time-Job sein kann (oder auch das gleichzeitige Management von 2-3 Projekten).

Vier Grundvoraussetzungen, die Sie schaffen sollten, damit Ihre professionellen Projektmanager/innen auch professionell arbeiten können:

Erstens: Für den Beruf „Projektmanager/in“ muss es einen Karrierepfad geben. Dieses Beispiel zeigt, wie sich Softwareentwickler für eine Fach-/Expertenkarriere oder auch eine Projektmanagementkarriere entscheiden können:

(Bilderquelle)

Zum Weiterlesen: PM Karrierepfad

Zweitens. Die organisatorischen Rahmenbedingungen für professionelles Projektmanagement müssen geschaffen sein. Dazu zählt insbesondere auch eine klare Rollendefinition nach dem AKV-Prinzip: Aufgabe – Kompetenz – Verantwortung. Der/die Projektmanager/in muss im Rahmen des Projektauftrages auch „etwas zu sagen“ haben, sprich über die entsprechende Entscheidungskompetenz verfügen.

Zum Weiterlesen: AKV

Drittens. Schaffen Sie eine organisatorische „Homebase“ für Ihre PM Profis. In den allermeisten Fällen ist das ein PMO, ein Project Management Office. Das muss bei Ihnen nicht so heißen, aber vom Prinzip her muss das die organisatorische Einheit sein, wo die PM Kernkompetenz Ihres Unternehmens gebündelt ist.

Zum Weiterlesen: PMO

Viertens. Dieses gesamte Konzept muss vom Top-Management getragen werden. Und „getragen“ bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur „Ja, klar wollen wir das.“ Sondern: „JA, WIR BRAUCHEN PROFESSIONELLE PROJEKTMANAGER!“

Zum Weiterlesen: Die Auftraggeber sind Schuld!

Und noch für die gaanz Interessierten: Eine aktuelle Dissertation zu dem Thema, von Dr. Eberhard Keyl: „Projektmanagement als Beruf?“ (PDF, ca. 2 MB)