Ist Management verzichtbar?

Niels Pflaeging ist erfolgreicher Buch-Autor, Berater und Coach. Er bezeichnet sich selbst auch als „Management Exorcist“. Tatsächlich vertritt er die aus meiner Sicht nicht unbestrittene These, dass Management verzichtbar ist und folglich aus den Unternehmen und Organisationen verbannt werden sollte.
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PM Reifegradmodelle: Sinnvoll oder schwachsinnig?

Jurgen Appelo hat kürzlich auf seinem Blog einen Beitrag mit dem Titel „The Nonsense of the Maturity Level“ geschrieben. Im Kern gebe ich ihm Recht („organizations are living systems„), doch richtig eingesetzt können Reifegradmodelle (= Maturity Models) meines Erachtens praktisch und auch nützlich sein. Einige Gedanken dazu.

Schwachsinnig ist der Einsatz von Reifegradmodellen dann, wenn man…

  • …immer noch glaubt, dass man etwas nur verbessern kann, wenn man es messen kann.
  • …das Ergebnis mit der Realität verwechselt wird oder
  • …das Ergebnis unreflektiert und ohne Einbindung der Mitarbeiter/innen in Maßnahmen übertragen wird.

Sinnvoll ist der Einsatz von Reifegradmodellen dann, wenn man…

  • …das Modell als Rahmen für die Analyse und Diagnose versteht,
  • …die hinter dem Reifegradmodell stehenden Erfolgsfaktoren für gelingendes Projektmanagement thematisiert und auf das jeweilige Unternehmen überträgt und
  • …das Ganze nicht zu analytisch-mathematisch sondern vielmehr ganzheitlich-systemisch angeht.

In unseren Consulting-Projekten wenden wir Reifegradmodelle bereits seit mehreren Jahren nicht mehr an. Wir haben einen anderen (nämlich systemisch-konstruktivistischen) Zugang, um Symptomen in Organisationen auf den Grund zu gehen und gemeinsam mit den betroffenen Menschen zu hinterfragen.

Sehr wohl aber steht die Logik von Reifegradmodellen auch bei unserem Beratungsansatz im Hintergrund. Denn selbstverständlich gibt es messbare Unterschiede zwischen Organisationen, die Projekte „ad hoc“ (Stufe 0 oder 1 in Reifegradmodellen) angehen und jenen, die eine professionelle Projektkultur etabliert haben und diese auch tatsächlich leben (Stufe 4 oder 5).

Weiterführende Informationen zu Reifegradmodellen:

Wie steht es um das Projektmanagement in Unternehmen?

Kürzlich habe ich spontan eine kleine Umfrage unter den Leser/innen dieses Blogs gestartet. Ich wollte wissen, wie Ihr den „Reifegrad“ des Projektmanagements in Euren Unternehmen einschätzt, herunter gebrochen auf einige wichtige Dimensionen, die ein funktionierendes Projektmanagement-System (im Sinne eines Managementsystems, nicht im Sinne eines IT-Systems) ausmachen.

Vorab: Die Befragung soll natürlich keine empirischen Gütekriterien erfüllen. Sie soll lediglich als Diskussionsgrundlage und Anregung dienen. Hier der aktuelle Zwischenstand (N=47):

Das Ergebnis überrascht mich nicht besonders. Es besteht bei den Rahmenbedingungen für professionelles und erfolgreiches PM weiterhin großes Optimierungspotenzial in den meisten Unternehmen.

Die Realität sieht vielfach so aus: Organisatorische Grundlagen (klare Rollendefinitionen, Verankerung von Projekten in der Gesamtorganisation…) sind kaum vorhanden, Methoden und Prozesse werden häufig entweder bürokratisch, wenig sinnvoll oder gar nicht eingesetzt, Schulungsmaßnahmen verfolgen kaum ein langfristig sinnvolles Qualifizierungskonzept, Tools und Softwarelösungen werden zwar eingesetzt, aber vielfach nicht mit dem gewünschten Erfolg.

Interessanterweise kommt die letzte Dimension, nämlich „Projektkultur & Ergebnisse“, in dieser Umfrage noch recht gut weg. Ein Teil meines persönlichen Erklärungsansatzes hierfür liegt darin, dass es die Mitarbeiter/innen sind, die mir besonderem Engagement und fachlicher Kompetenz die mangelhaften Rahmenbedingungen wettmachen.

Fazit: Projektmanagement ist als Arbeits- und Organisationsform zur fachübergreifenden, kooperativen Lösung komplexer, neuartiger Aufgabenstellungen in der Praxis unverzichtbar geworden. Trotzdem sind nach wie vor in vielen Unternehmen die Grundvoraussetzungen für unternehmerisches, selbstverantwortliches und effektives Projektmanagement nicht geschaffen. Die unvermeidbare Folge hiervon ist, dass Projekte immer noch viel zu häufig scheitern oder die definierten Termin-, Kosten- und Qualitätsziele nicht erreicht werden. Vielleicht ist der Veränderungsdruck für die Entscheidungsträger aber noch zu gering?

Blitzumfrage 17: PM Reifegrad

Wenn ich mit meinen Kunden Reifegrad des Unternehmens in Bezug auf das Projektmanagement diskutiere und untersuche, verwende ich hierzu folgende Kategorien:

  • Organisation & Rollen: Sind die Rollen klar? Werden sie auch gelebt? Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen Linie und Projekt? Bestehen klare Strukturen für die effektive und effiziente Umsetzung von Projekten? etc.
  • Methoden & Prozesse: Sind die „Spielregeln“ für Projekte definiert (z.B. in Form eines PM Handbuchs / Standards)? Werden sie auch befolgt? Gehen die Projektmanager systematisch vor? Werden Methoden gezielt und sinnvoll angewendet? Sind für die häufigsten Projektarten standardisierte Projektprozesse definiert? etc.
  • Schulungen & Coaching: Gibt es einen Karrierepfad für Projektmanager? Gibt es ein systematisches Qualifizierungskonzept? Sind die Trainings und sonstigen Maßnahmen (Coaching…) effektiv? Sind die Projektleiter für ihre Aufgabe ausreichend qualifiziert? Verfügen auch die involvierten Führungskräfte über die nötigen Kompetenzen und das erforderliche Wissen? etc.
  • Tools & Multi-PM: Werde Projekte sinnvoll und gezielt IT-technisch unterstützt? Werden Projekte ausreichend dokumentiert? Werden wichtige Kennzahlen in Projekten regelmäßig erfasst, überwacht und analysiert? Besteht ein Überblick über alle laufenden Projekte und ihre Performance? etc.
  • Projektkultur & Ergebnisse: Werden Projekte mehrheitlich erfolgreich umgesetzt? Werden die Standards und „Spielregeln“ im Projektmanagement von den betroffenen Personen (freiwillig) eingehalten? Ist Projektmanagement eine wettbewerbsrelevante Kernkompetenz des Unternehmens? etc.

Nun würde mich interessierten: Wie bewertet Ihr spontan den Reifegrad Eures Unternehmens in den genannten Kategorien?

Reifegradmodelle (Maturity Models)

(Bilderquelle)

Projekte sind für den Gesamtunternehmenserfolg immer wichtiger. Seien es Kundenprojekte, Innovations- und Produktentwicklungsprojekte, Investitionsprojekte oder auch strategische IT-Projekte oder Organisationsmaßnahmen: Je besser Unternehmen das Projektgeschäft beherrschen, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit auf nachhaltigen Erfolg.

Wenn sie sich schon einmal gefragt haben, wie Sie das Projektmanagement in Ihrem Unternehmen nachhaltig professionalisieren können, sind Sie wahrscheinlich auch über die so genannten Reifegradmodelle (engl. Project Management Maturity Models – PMMM) gestoßen. Diese Modelle stellen einen „roten Faden“ für die systematische PM-Professionalisierung dar.

Was aber genau ist so ein Reifegradmodell? Kerzner beispielsweise versteht unter PM-Reife die Entwicklung von Systemen und wiederholbaren Verfahren und Vorgehensweisen, deren Anwendung eine hohe Wahrscheinlichkeit aufweist, dass jedes Projekt in einer Organisation erfolgreich durchgeführt wird. Darum geht es im Kern: erfolgreiche Projekte, die Erträge oder sonstige Vorteile „abwerfen“. So weit – so gut.

Reifegradmodelle beinhalten in der Regel folgende 5 Stufen:

  1. Fallweises Projektmanagement / Ad hoc Projektmanagement
  2. Definierte Prozesse
  3. Standardisierte Prozesse
  4. Erfolgsmessung
  5. Kontinuierliche Verbesserung / etablierte Projektkultur / Excellence in Project Management

Wenn Sie diese Stufen mit der obigen Abbildung vergleichen, werden Sie feststellen, dass die Punkte nicht identisch sind. Dies zeigt, dass natürlich in der Literatur nicht nur „ein“ Reifegradmodell besteht, sondern eine Vielzahl davon.

Wenn Sie sich in die Thematik weiter einarbeiten möchten, empfehle ich die Lektüre folgender (englischsprachiger) Dokumente:

PORTFOLIO, PROGRAMME & PROJECT MANAGEMENT MATURITY MODEL (P3M3) (PDF)

PRINCE2 Maturity Model (PDF)