Agile bzw. Scrum in der Hardware Entwicklung

Viele unserer Kunden entwickeln und verkaufen technische Lösungen. Die Bedeutung von Software steigt auf Produkt-, Prozess– und Geschäftsmodellebene kontinuierlich an. Da ist die Frage naheliegend, ob agile Frameworks wie Scrum auch jenseits der Softwareentwicklung einsetzbar sind? Die Antwort lautet ganz klar: Jein!

  • Ja deshalb, da agile Verfahren auch in HW-lastigen Entwicklungsprojekten sehr viele Vorteile mit sich bringen können.
  • Nein deshalb, da agile Verfahren häufig nicht 1:1 gleich wie in reinen SW-Entwicklungsprojekten angewandt werden können.

Lesetipps

Zum Einlesen in die Thematik empfehle ich folgende Blogbeiträge oder Artikel:

  • Boris Gloger hat vor einiger Zeit dazu einen sehr guten Beitrag geschrieben. Beispielsweise macht er klar, dass auch in agilen SW-Entwicklungsprojekten vorausschauende Planung sehr wichtig ist.
  • Die Kolleg/innen von CO-Improve Consulting beschreiben die Rolle von Agile Coaches in HW-Entwicklungsprojekten.
  • WIKISPEED ist ein überaus cooler Case. Hier wird kollaborativ und auf methodischer Basis von Scrum ein Auto konstruiert und gebaut (Video).

Community of Practice am Bodensee

Wir planen, zu dem Thema eine Community of Pratice zu organisieren. Hierzu wüssten wir gerne:

  • Wer kennt Beispiele / Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit Agile / Scrum in HW-Entwicklungsprojekten gesammelt haben?
  • Wer hätte Interesse, an einem organisierten Erfahrungsaustausch teilzunehmen? (Ort: Bodenseeraum / Dreiländereck D-A-CH; Zeit: ca. Mai 2018).

Wir freuen uns über Feedback (per Kommentar) und Rückmeldungen.

Agiles Mindset – Was soll das eigentlich sein?

Agile, Scrum und Agiles (Projekt)Management haben in den letzten 15-20 Jahren einen starken Aufschwung erlebt. Aus meiner Sicht zurecht, denn agile Prinzipien, Prozesse, Rollenmodelle und Frameworks können helfen, mit Dynamik, Komplexität und Unsicherheit effektiver umzugehen. Entscheidend für den Projekterfolg sind auch weiterhin die Qualität der Teamarbeit, die Professionalität des Managements und die Kompetenz der beteiligten Personen – agil oder klassisch.

Häufig wird das viel zitierte „agile mindset“ beschworen. Eine der besten Beschreibungen, was das sein könnte, habe ich in diesem Buch gefunden:

Wie ist die Grafik zu verstehen?

  • Im klassischen Projektmanagement-Ansatz geht man davon aus, dass Ziele und Inhalte des Projekts (im Wesentlichen) planbar sind. Ein zentrales Prinzip besteht darin, SMARTe Ziele und Inhalte zu definieren (z.B. in Form eines Lasten-/Pflichtenheftes) und daraus den zeitlichen Projektplan sowie das notwendige Budget (personell, finanziell) abzuleiten.
  • Im agilen Management-Ansatz geht man davon aus, dass Ziele und Inhalte NICHT vollständig planbar sind. Ein großes Missverständnis ist aber, dass in agilen Projekten gar nicht geplant wird. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass Projekte als kontinuierlicher Lern- und Entwicklungsprozess betrachtet und angegangen werden.
  • Ratsam ist es, in agilen Projekten stattdessen Zeit und Budget festzulegen, und auf dieser Grundlage zu versuchen, den VALUE des Projekts zu maximieren.
  • Auch durch das Agile Manifest wird klar, dass es in dynamischen, komplexen Projektsituation eine teilweise Abkehr der gewohnten und im Industriezeitalter als professionell empfundenen Prinzipien braucht.

Das Ganze klingt trivial, ist aber für die meisten Unternehmen und Führungskräfte ein radikal neues Management-Paradigma. Jahrzehntelang wurde propagiert, dass es SMARTe Ziele, saubere Pläne und ein klares Vorgehen braucht.

In relativ stabilen Umfeldern und Märkten ist dieser Ansatz weiterhin praktikabel. Aber – ganz ehrlich: Wie planbar sind Projekte in Ihrem Markt noch?

Entscheidend ist – wie fast immer im Leben – die gesunde Balance. Dies erfordert aber Wissen und Können in beiden „Management Welten“ und vor allem einen agilen Geist. Daran scheitern wir nämlich viel häufiger als an der falschen PM Methodik.

Siehe hierzu auch:

Projektmanagement ≠ Agile. Eine Abgrenzung.

Zuerst möchte ich mich für die diversen Kommentare und Rückmeldungen zu meinem letzten Blogbeitrag herzlich bedanken. Gerade auch die kritischen und kontroversiellen Rückmeldungen haben mich sehr gefreut. Genau deshalb habe ich auch nach gut 8 Jahren PM-Blog.com noch große Lust, von und mit meinen Leser/innen zu lernen.

Heute möchte ich eine kleine Tabelle veröffentlichen, die demnächst in Form eines Blogbeitrags im Projektmagazin erscheinen wird. Meine Kernthese: Projektmanagement und Agile (als Sammelbegriff für agile Frameworks wie Scrum) sind zwei unterschiedliche Disziplinen. 
„Projektmanagement ≠ Agile. Eine Abgrenzung.“ weiterlesen

Umgang mit Wandel und Veränderung: Retrospektiven als wichtiges Prinzip.

In unserer Beratungs- und Projektpraxis stellen wir seit einigen Jahren Fest, dass die (vor allem längerfristige) Planung immer schwieriger wird. Nicht, dass ich jetzt falsch verstanden werde: Ich halte das gemeinsame Durchdenken und dokumentieren von Szenarien (= Planung) nach wie vor für wichtig und notwendig, gerade auch in Projekten. Aber der Wunsch nach einer stabilen und verlässlichen Planung darf nicht ausblenden, dass Situationen und Umfeldbedingungen immer häufiger hochdynamisch und komplex sind.

Diese Tatsache und Erkenntnis ist ein wesentlicher Grund, warum agile Projektpraktiken immer mehr an Bedeutung gewinnen. Besonders das Prinzip des iterativen Vorgehens und der fixen Retrospektiven am Ende einer jeden Iteration sind in diesem Zusammenhang besonders nützlich. „Umgang mit Wandel und Veränderung: Retrospektiven als wichtiges Prinzip.“ weiterlesen

Agile Buchtipps zum Wochenende

Ich habe wieder mal ein paar Buchtipps für Sie – heute mehrheitlich „agile“.

Scrum in der Praxis

Sven Röpstorff und Robert Wiechmann (www.projekt-log.de)  haben mit „Scrum in der Praxis“ ein wirklich tolles Buch vorgelegt. Besonders hervorzuheben ist:

  • Der Titel hält, was er Verspricht: Erfahrung und Praxisorientierung.
  • Die Struktur des Buches orientiert sich am logischen Ablauf eines Scrum-Projektes (Werte, Rollen, Vorbereitung, Durchführung, Release).
  • Die praktischen Herausforderungen bei der Umsetzung von Scrum werden pro Kapitel heraus geschält („Häufigste Probleme“).
  • Auch die Checklisten, die im Buch immer wieder vorkommen, sind – besonders für Einsteiger – sehr brauchbar.
  • Besonders gut gefällt mir auch das Agile Glossar am Ende des Buches.

Scrum in der Praxis ist ein absoluter Kauftipp – besonders für Einsteiger/innen in die agilen Vorgehensweisen.

Der Agile Festpreis

„Agile Entwicklung? Gerne. Aber nur zum Festpreis.“ Dieses oder ähnliche Zitate hört man in der Unternehmenspraxis immer wieder. Aber: Geht das überhaupt? Opelt/Gloger/Pfarl/Mittermayr, allesamt erfahrene Anwender, Berater und Trainer, zeigen im Buch „Der Agile Festpreis“ auf, wie diese Kombination gelingen kann. Besonders hervorzuheben ist:

  • Die Autoren decken die Fachgebiete Scrum und rechtliche Aspekte perfekt ab.
  • Das Scrum Framework wird auf den ersten 30 Seiten kurz erklärt. Dadurch wird der Rahmen für die nächsten 200 Seiten geschaffen, auf denen die Festpreis-Thematik intensiv erläutert wird.
  • Die Rahmenbedingungen, Voraussetzungen und Erfolgsfaktoren agiler Festpreisprojekte werden detailliert erklärt. Vor allem wird aber auch an mehreren Stellen klar darauf hingewiesen, wie agile Festpreisprojekte NICHT funktionieren können.
  • Das Buch erfordert zwar ein intensives Studium der relevanten Aspekte. Allerdings wird die „Brücke zur Praxis“ immer wieder geschlagen – z.B. durch Musterverträge oder Checklisten.

Wer mit Vertragsgestaltung in agilen Entwicklungsprojekten zu tun hat, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Klar ist aber natürlich auch, dass man sich mit dem Thema intensiv auseinander setzen muss, um eine gute, stabile und akzeptierte vertragliche Grundlage für Scrum-Projekte zu schaffen.

Soft Skills für Softwaretester und Testmanager

Wie der Titel schon vermuten lässt, handelt es sich beim Buch von Heinz Hellerer um ein recht spezifisches Thema. Denn die Tester/innen in Softwareprojekten stellen zwar eine wichtige Funktion in Entwicklungsprojekten dar. Allerdings sind sie in der Regel eingebettet in ein Projekt- oder Scrum-Team.

Heinz Heller schreibt im Vorwort, dass sich das Buch primär an „Tester und Testmanager“ wendet. Darin liegt auch die besondere Qualität des Buches. Fazit: für Tester/innen zu empfehlen!

Soft Skills für IT Berater

Das Buch von Uwe Vigenschow und Björn Schneider gibt einen guten Überblick über relevante „weiche“ Kompetenzen und Fähigkeiten, die sich IT Berater aneignen sollten. Besonders hervorzuheben ist:

  • Das Buch ist sehr klar strukturiert und dadurch gut zu lesen – die Themen bauen logisch aufeinander auf: Handwerkszeug > Kunden beraten > Veränderung gestalten.
  • Diverse bekannte und erprobte Modelle und Methoden zu Themenfeldern wie Kommunikation, Moderation von Workshops oder Change Management werden übersichtlich und komprimiert dargestellt und beschrieben.
  • Den Autoren ist es auch gelungen, einen wirklich guten und praxisnahen Überblick über relevante Soft Skills Themen zu geben.

Die Inhalte, die in dem Buch dargestellt und beschrieben werden, sind für erfolgreiche (IT) Beratung essentiell. Gleichzeitig muss uns klar sein, dass

  • viele Themen einer vertieften Auseinandersetzung bedürfen (z.B. Gestalten von Veränderungsprozessen, Ethik in der Beratung etc.) und
  • dass die Inhalte niemals rezepthaft oder checklisten-artig angewendet werden können.

Mein Fazit: Ein hervorragender Überblick und „Refresher“ für IT Berater, die ihr Geschäft verstehen.

Tatort Projekt

Das Buch von Jacqueline Irrgang ist im Roman-Stil verfasst. Mit einer sehr persönlichen und sympathischen Note erzählt sie „ihr Leben als Projekt“. Dies tut sie aber nicht von oben herab oder aus einer Berater-Rolle, sondern sehr authentisch, lebhaft und teilweise humoristisch.

Dieses Rezept ist schon bei Tom De Marco voll aufgegangen, denn „Der Termin“ ist meines Wissens nach wie vor ein PM-Top-Seller.

Ich persönlich bin (leider) kein leidenschaftlicher Roman-Leser. Deshalb gestehe ich auch, dass ich das Buch nicht ganz zu Ende gelesen habe. Ich bin mir aber sicher:

  • Frau Irrgang weiß, wovon sie spricht bzw. erzählt. Die Geschichte ist „voll aus dem (Projekt)Leben gegriffen“.
  • Für alle Projektmanager/innen, die gerne Romane lesen, ist das Buch sicher ein HIGHLIGHT.
  • Auch inhaltliche Projekt-Aspekte und Methoden werden in dem Buch immer wieder dargestellt und übersichtlich illustriert.
Fazit: Ein absoluter Kauftipp für all jene, die die Tücken und Herausforderungen des Projektgeschäfts gerne in einer spannenden Geschichte erfahren und reflektieren möchten!

Programm-Management

Mit EUR 49,90 ist das Buch von Görtz/Schönert/Thiebus recht hochpreisig. Wenn Sie aber in der Praxis mit anspruchsvollen Programmen zu tun haben, lohnt sich der Kauf und die Lektüre allemal. Denn gerade in der deutschsprachigen PM Literatur hat ein Grundlagenwerk zum Thema Programm-Management bislang noch gefehlt (zumindest war mir keines bekannt). Mit diesem Werk könnte es den Autoren gelungen sein, ein solches PgM-Grundlagenwerk zu schaffen. Zu den Inhalten:

  • Am Beginn werden die grundlegenden Begriffe und Konzepte abgegrenzt und definiert (Projekt, Projektportfolio, Programm…).
  • Die wichtigsten Teilprozesse und Phasen in komplexen Programmen werden in den folgenden Kapiteln detailliert beschrieben: Programmstart, Programm-Setup, Programmplanung, Programmsteuerung und -controlling, Programmziel.

Klar zählt das Thema Programm-Management nicht gerade zu den „spannendsten“ Aspekten des Projektmanagements. Aber für alle, die Verantwortung in komplexen Programmen wahrnehmen, ist dieses Buch ein Muss!

PS: Ich habe mir erlaubt, Amazon Affiliate Links zu verwenden.

Agile Atlas

Nachdem ich letzte Woche die Projektmanagement Landkarte vorgestellt hatte, folgt nun der „Agile Atlas„. Der Agile Atlas gibt einen guten Überblick über die Prinzipien, Rollen und Praktiken des agilen Ansatzes – hier am Beispiel Scrum.

Auch hier gilt (wie beim PM Atlas):

  • Der Agile Atlas gibt einen guten Überblick und ist als Einstieg geeignet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
  • Die erfolgreiche Anwendung eines PM Konzeptes setzt voraus, dass Sie die Prinzipien gelingender Teamarbeit auch abseits der jeweiligen Methode verstanden haben.
  • Mindestens gleich wichtig wie das jeweilige PM Konzept ist die Einbettung und Verankerung in die jeweilige Unternehmensorganisation (Strategie, Prozesse, Struktur, Kultur).

Studie: SwissQ Agile Trends & Benchmarks

Die wachsende Bedeutung agiler Prinzipien, Vorgehensweisen und Methoden kommt auch dadurch zum Ausdruck, dass fast wöchentlich neue Studien und Untersuchungsergebnisse zu dem Thema publiziert werden. Dieses Mal bin ich auf eine Studie von SwissQ (Studie als PDF-Download) gestoßen, in der „Agile Trends & Benchmarks“ für 2012 untersucht wurden.

Ergebnisse

Einige Erkenntnisse von SwissQ sind:

  • Über 50% der Unternehmen sind mit der Einführung agiler Praktiken nicht zufrieden.
  • IT Tools: Ca. 2/3 der befragten Unternehmen setzen MS Office Produkte ein, 31% Jira und 28% HPQC.
  • 73% der Befragten schätzen sich selbst als „erfahren“ in der Anwendung agiler Methoden ein.
  • Während die bekannten agilen Ansätze wie Scrum bereits von 70% der Unternehmen genutzt werden, gibt es bei TDD, ATDD, Kanban oder die Definition of Done Aufholbedarf.
  • Argumente für den Einsatz agiler Methoden sind u.a. Besserer Umgang mit sich ändernden Prioritäten, höhere Produktivität, Time-to-Market.
  • In über 50% der Unternehmen kommen agile Methoden zum Einsatz – hier wiederum ist Scrum der mit Abstand am meisten angewendete agile Ansatz (84%).
  • Das Top-Management hat nach wie vor große Vorbehalte gegenüber den agilen Praktiken.
  • Die größte Hürde ist der Veränderungsbedarf in der Organisation, der sich durch den Einsatz agiler Ansätze ergibt.
  • Scheiterungsgründe agiler Projekte sind fehlende Erfahrung (52%) und die Unvereinbarkeit agiler Werte mit der Unternehmenskultur (42%).

Scrum Framework als SIPOC Diagramm

© Madhu Laulin

Auf der Webseite der Scrum Alliance habe ich eine interessante Übersicht der wichtigsten Scrum Prozesse, Rollen und Artefakte gefunden, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.

The Scrum Framework in a SIPOC Nutshell“ (doc), erstellt von Madhu Laulin.

Warum ich die Übersicht gut finde:

  • Der Autor hat die wichtigsten Scrum Prozesse und Regeln auf der ersten Seite des Dokuments sehr übersichtlich und verständlich dargestellt.
  • Zudem gefällt mir auch die Beschreibung in Form des SIPOC Diagramms, einer Methode aus Six Sigma. Insbesondere die verschiedenen Rollen werden durch diese Form der Ausarbeitung sehr klar.