Projekt ≠ Projekt. Projektmanagement ≠ Projektmanagement.

Ein Projekt ist per Definition eine temporäre Arbeits- und Organisationsform, bei der ein (meist fachübergreifendes) Team versucht, eine neuartige und komplexe Problemstellung zu lösen. Leider ist die Realität aber nicht so trivial. Denn die Vielfalt an möglichen Projektaufgaben und Anwendungsbereichen ist schier unendlich. Dies ist auch einer der Gründe, warum wir uns endlich davon verabschieden sollten, dass es „DAS gute und richtige Projektmanagement“ gibt.
„Projekt ≠ Projekt. Projektmanagement ≠ Projektmanagement.“ weiterlesen

Präsentationen, die wirken!

Bei Deutsche-Startups.de bin ich gerade auf eine interessante Präsentation gestoßen, bei der es darum geht, wie man spannende und vor allem wirkungsvolle Präsentationen vorbereitet und hält.

Aus meiner Sicht ist dieses Thema auch für Projektmanager/innen von Relevanz, da es auch hier häufig darum geht, die beteiligten Menschen auch emotional ins Boot zu holen. Beispielhaft möchte ich folgende Situation skizzieren:

  • Ein großes, strategisch wichtiges Projekt wurde vom technischen Vertrieb ins Unternehmen geholt.
  • Es wurden bereits diverse Gespräche mit dem Kunden geführt, Anforderungen analysiert und Pläne diskutiert.
  • Wenn als SIE (als Projektleiter/in) ihre Funktion aufnehmen, ist bereits viel passiert. Sie führen Gespräche, lesen sich in die Dokumentation ein, stellen Fragen etc.
  • Dann kommt der Zeitpunkt des internen Kick-Offs. Aufgrund der strategischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Projekts planen Sie dieses Kick-Off gut, versichern sich, dass das Projekt von der Geschäftsleitung und den involvierten Abteilungsleiter/innen ausreichend unterstützt wird.
  • Nun stellt sich die Frage: Wie holen Sie das Team mit ins Boot, damit die Bedeutung und Sinnhaftigkeit des Projekts klar, der aktuelle Informationsstand transparent kommuniziert und der Grundstein für eine gemeinsame TEAM-Identität gelegt wird?

Klar müssen in einer solchen Situation auch technische und „links-hirnige“ Informationen transportiert werden. Ich behaupte aber, dass ind er Regel der wahre Knackpunkt auf der emotionalen Ebene liegt. Genau hierzu bietet die folgende Präsentation einige gute Anregungen:

Das Flow-Prinzip im Projektmanagement

Führungskräfte reagieren oft allergisch, wenn der Begriff „Spaß“ im Zusammenhang mit anspruchsvollen beruflichen Aufgaben (wie Projekten) fällt.

  • Spaß bei der Arbeit? Wo kommen wir denn da hin?“
  • Spaß können die Mitarbeiter in ihrer Freizeit haben.“
  • Bei uns geht es darum, Geld zu verdienen.“
  • Hören sie auf zu träumen.“

So oder so ähnlich lauten die expliziten oder impliziten Glaubenssätze in Organisationen. Aber ist das wirklich so?

Hypothese: Teams können nur Höchstleistungen erbringen, wenn sie (auch) Spaß und Freude bei der Arbeit haben.

Vorschlag: Sagen wir anstatt „Spaß“ doch einfach „Flow„. Dann fällt es wahrscheinlich vielen Führungskräften leichter, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Das Flow-Prinzip

Der Wissenschafter und Psychologe mit dem beinahe unaussprechlichen Namen Mihály Csíkszentmihályi beschrieb 1975 erstmals das „Flow-Prinzip„. Es besagt, dass Menschen oder Gruppen in einer Tätigkeit komplett aufgehen können, wenn die richtige Balance zwischen Unter- und Überforderung gefunden wird.

Csíkszentmihályi beschreibt das Flow-Gefühl dann wie folgt (Quelle: Wikipedia):

  1. Die Aktivität hat deutliche Ziele.
  2. Wir sind fähig, uns auf unser Tun zu konzentrieren.
  3. Anforderung und Fähigkeit stehen im ausgewogenen Verhältnis, so dass keine Langeweile oder Überforderung entsteht.
  4. Wir haben das Gefühl von Kontrolle über unsere Aktivität.
  5. Mühelosigkeit
  6. Unser Gefühl für Zeitabläufe ist verändert.
  7. Handlung und Bewusstsein verschmelzen

Es ist eigentlich müßig zu erwähnen, dass dieser Zustand gerade auch in Projektteams ein sehr erwünschter Zustand ist. Denn die Effektivität und Effizienz von Teamprozessen ist „im Flow“ besonders groß.

Führung und Flow

Projektmanager/innen sollen Projekte und Projektteams zum Erfolg führen. Damit dies gelingen kann, sollte ein/e Projektmanager/innen folgendes Grundverständnis haben bzw. entwickeln:

  • Das Management komplexer Projekte ist eine anspruchsvolle Führungsaufgabe.
  • Führen heißt dienen. („servant leadership„)
  • Führung achtet vor allem auf die Einhaltung von Spielregeln, sie schafft Orientierung und hilft, mit Komplexität richtig umzugehen.
  • Innerhalb dieses Rahmens agieren Teams selbstorganisiert.
  • Gute Führungskräfte schaffen bewusst heterogene Teams („diversity“). Sie sind sich aber bewusst, dass das Führen solcher Teams wesentlich anspruchsvoller ist.
  • Gute Führung schafft es, Teams regelmäßig in einen Flow-Zustand zu bringen. Dadurch entstehen Höchstleistungen.

Emotionen und Flow

In den meisten Unternehmen herrscht ein rational-lineares Organisations- und Führungsverständnis vor. „Value-based Management“ ist nur eine Umschreibung dafür. Entscheidungen werden vermeintlich auf objektiven, rationalen und nachvollziehbaren Grundlagen getroffen.

Die Realität sieht meist aber anders aus. Tatsächlich funktionieren soziale Systeme wie Unternehmen oder auch Projekte nämlich höchst emotional und alles andere als rein rational. Emotionen sind es, die unser Leben ausmachen. Und dies nicht nur in der Freizeit, sondern natürlich auch im geschäftlichen Umfeld. Was aber ist die Konsequenz?

Gute Führung schafft es, die Potenziale von Menschen zu wecken, zu fördern und den Gemeinschaftssinn („team spirit“) zu stärken. So (und nicht anders!) können komplexe Aufgaben effizient und effektiv bewältigt werden.

Ein etwas unkonventionelles (aber umso einprägsameres) Beispiel

Der PS22 Chorus (siehe auch den entsprechenden Wikipedia-Artikel) hat es durch Youtube geschafft, international bekannt zu werden. „PS22 Chorus“ steht nämlich für den Grundschulchor der Public School 22 in Staten Islands, New York. Der geniale Chorleiter, Gregg Breinberg, hat es nämlich geschafft, durch seine Art der Führung aus Rohdiamanten wahre Diamanten zu machen. Sehen Sie selbst:

Erkenntnisse, die durchaus auch auf die Projektleiter-/Führungs-Praxis übertragbar sind:

  • Menschen sind emotionale und soziale Wesen. Sie brauchen sozialen Austausch, Gemeinschaftssinn, gegenseitigen Respekt und Anerkennung wie die Luft zum Atmen.
  • Heterogene Teams können (in der Regel) die besseren Ergebnisse liefern (wenn sie gut und richtig geführt werden).
  • Gute Führung schafft Rahmenbedingungen, damit Menschen und Teams ihre wahren Potenziale entfalten können. Dabei geht es vor allem um gutes „Spannungsmanagement“:
    • Disziplin vs. Freiheit
    • Planung vs. Improvisation
    • Rationalität vs. Emotionalität
    • Individualität vs. Konformität

Gregg Breinberg hat uns auf eindrucksvolle Art und Weise gezeigt, was gute Führung ausmacht. Davor habe ich den allergrößten Respekt!